"Unglaubliches Jahr"

US-Konkurrenz abgehängt: Darum haben europäische Tech-Startups die Nase vorn

11.12.18 16:38 Uhr

US-Konkurrenz abgehängt: Darum haben europäische Tech-Startups die Nase vorn | finanzen.net

Europas Technologie-Startups haben im Jahr 2018 bislang eine sehr gute Performance abgeliefert - das sorgt im Silicon Valley für Aufsehen.

"Unglaubliches Jahr für Europa"

Europas Tech-Startup-Szene hat sich in diesem Jahr bislang extrem stark gezeigt - die Zahl der Entwickler steigt stetig und auch das Wagniskapital, das in Technologiefirmen fließt, nimmt zu. So kam es in 2018 in Europa bisher zu mehr als doppelt so vielen Tech-IPOs wie in den USA. Zu diesem Ergebnis kam die Venture Capital Gesellschaft Atomico in ihrer Studie, die Anfang Dezember in Finnland veröffentlicht wurde. Demzufolge könnten Investoren große Gewinne mit Investitionen in europäische Tech-Startups erzielen. "Es ist ein weiteres Rekordjahr für Investitionen in europäische Technologie und der Sektor treibt das Wachstum der stagnierenden europäischen Wirtschaft voran", heißt es in dem Bericht.

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In 2018 haben bereits 69 Technologieunternehmen den Gang an die Börse in Europa gewagt, während es in den USA lediglich 28 waren. Der durchschnittliche Kursanstieg dieser Startups betrug in Europa satte 222 Prozent, wohingegen die Vereinigten Staaten eine Wertsteigerung von durchschnittlich 42 Prozent erreichten. "Dieses Jahr war ein unglaubliches Jahr für das europäische Technologie-Ökosystem", sagte daher auch Tom Wehmeier, Partner und Forschungsleiter bei Atomico, gegenüber CNBC.

Grund für diese extrem starke Entwicklung sei jedoch auch, dass europäische Börsen auch kleinere Unternehmen in hohem Maße unterstützten, das sei in den USA weniger der Fall. So hatten 62 der 69 Startups zum Zeitpunkt des IPOs eine Marktkapitalisierung von unter 1 Milliarde US-Dollar. Doch zugleich wachse auch die Zahl der Einhörner in Europa. Als Einhörner werden Unternehmen bezeichnet, die vor dem Börsengang mehr als eine Milliarde Dollar wert sind. So soll es in 2018 doppelt so viele Einhörner in Europa gegeben haben wie noch in 2017, wie Atomico berichtet.

Rekordwerte erzielt - Zukunft genauso rosig?

Tech-Startups haben in diesem Jahr bislang zudem 23 Milliarden Dollar in Form von Wagniskapital gesammelt - ein neuer Rekordwert. Vor fünf Jahren waren es gerade mal 5 Milliarden Dollar, so die Venture Capital Gesellschaft. Dabei spiele vor allem China eine wichtige Rolle. "Der Einfluss asiatischer Investoren auf das europäische Technologie-Ökosystem hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen", heißt es in dem Atomico-Bericht.

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Die Zukunftsaussichten für den europäischen Technologiesektor seien allerdings nicht optimal, denn bezüglich des Marktanteils von Internet- und Softwareunternehmen befinde sich Europa deutlich hinter den USA und China.

Geschlechterdiversität - "Schockierender" Mangel an Vielfalt

Ähnlich problematisch sei die Rollenverteilung in europäischen Tech-Startups - es gebe eindeutig zu wenig Frauen. Während Männer in diesem Jahr dem Bericht zufolge 93 Prozent des gesamten Wagniskapitals erhielten, entfielen lediglich 2 Prozent auf rein weibliche Teams, die restlichen 5 Prozent erhielten Teams mit weiblichen und männlichen Mitgründern.

"Europas VC-Branche verpasst Erlöse, da es uns an Vielfalt mangelt. Startups verpassen Leistung, weil ihnen die Vielfalt fehlt. Das bedeutet sowohl Vielfalt in unseren Teams als auch bei den Gründern, die wir unterstützen. Das bedeutet Vielfalt nicht nur in Bezug auf das Geschlecht, sondern auch in Bezug auf Hintergrund, Rasse, Ethnizität, körperliche und kognitive Unterschiede. Das gesamte Ökosystem als Ganzes muss sich selbst herausfordern, um konkrete Verpflichtungen und Veränderungen einzugehen", meint Niklas Zennström, Gründer von Atomico.

Redaktion finanzen.net

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