Heile Welt?

Zeitgleich mit dem Höhepunkt an Karnevalveranstaltungen hat auch die Stimmung unter den Anlegern ein erstaunlich hohes Niveau erreicht.
Laut Analysen von cognitrend, die wöchentlich für die Deutsche Börse eine Umfrage unter den Anlegern erstellen, ist die Zahl der Bullen zuletzt auf stolze 61 Prozent angeschwollen. Der Optimismus ist damit so weit verbreitet wie zuletzt Ende Januar 2009. Jetzt könnte man sich über so ein Ergebnis freuen, weil die Anleger eventuell gute Wirtschafts- oder Unternehmensdaten honorieren. An der Börse gelten solche Sentiment-Analysen aber als Kontra-Indikator: Ist die Stimmung zu gut, ist das ein Warnsignal. Die Optimisten erwarten nämlich, dass die Kurse weiter klettern und haben sich mit Aktien bereits eingedeckt. Wenn aber schon fast alle Marktteilnehmern engagiert sind, fehlen die liquiden Mittel, um die Kurse weiter in die Höhe zu treiben. Vielmehr droht die Gefahr, dass schon kleine Unruhestifter ausreichen, um den Markt nach unten zu drücken.
Und potenzielle Risiken sind reichlich vorhanden, wie die jüngsten Probleme um die Staatsfinanzen einiger EU-Länder zeigen. Besonders dramatisch muten jüngste Berichte über neu aufkommende Probleme im US-Immobiliensektor an. Dieses Mal geht es um gewerbliche Objekte, ein Markt mit einem Volumen von 6,7 Billionen Dollar. Aus dem US-Kongress gab es eine Warnung, dass sich in diesem Sektor in den kommenden Jahren ein Schuldenloch von 1,4 Billionen Dollar auftun könnte. Sollte sich die Warnung bewahrheiten, dürfte eine zweite Welle an Wertberichtigungen und Bankenpleiten über das Land rollen. Und ob dieses Mal die Staaten noch als Retter einspringen können, ist in Anbetracht der eigenen Finanzprobleme mehr als fraglich.
Ob und wann die Krise ausbricht, ist nicht klar. Die heile Welt, die die Anleger derzeit malen, ist aber irreal und könnte genauso schnell vorbei sein wie die närrischen Tage. Dann droht der obligatorische Kater.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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