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KB-Assets Strategie-Kolumne

Erste deutliche Abflüsse seit längerer Zeit in den Indizes

25.09.09 11:22 Uhr

Sollte man die Party nun verlassen?

Liebe Leserinnen und Leser, obwohl die ersten drei Handelstage der Woche recht langweilig verliefen, gibt es einige Anzeichen dafür, dass der nach wie vor dominanten und ungewöhnlich ausdauernden Trendphase langsam der Sprit ausgeht!
Eines der äußeren Anzeichen dafür ist die negative Kerzenformation, mit der die amerikanischen Marktteilnehmer die Ergebnisse der FED-Sitzung quittiert haben.
Binnen Minuten wurden die vorher erzielten Tagesgewinne pulverisiert und die Indizes rauschten ein knappes Prozent in die Verlustzone. Erstaunlich, denn bahnbrechend neue Erkenntnisse waren aus dem Kommentar der Notenbank nicht zu entnehmen! Das extrem geringe Zinsniveau von weniger als 0,25 % bleibt bis auf weiteres bestehen und der konjunkturelle Ausblick war sogar ausgesprochen freundlich!

Klassische Indizes sind keine gute Benchmark für private Investoren

Wie gesagt, noch ist es viel zu früh, eine markante Korrektur oder gar eine Trendumkehr hier zu diskutieren und am dominierenden US-Markt waren die Verluste sehr moderat. Aber es passieren aktuell einige Dinge in der Welt und an den Börsen, die einen prima Nährboden für Gewinnmitnahmen abgeben. Dazu zähle ich die Reaktion auf die FED-Sitzung, den zurückkehrenden Optimismus der Anleger, die plötzliche Zuversicht der Volkswirtschaftler, den G- 20 Gipfel in Pittsburgh und natürlich unsere Bundestagswahl. Alle Punkte einzeln und für sich betrachtet haben das Potential, die Investoren zu verunsichern. Falls Sie meine Kolumne hier aber schon einige Male gelesen haben, werden Sie wissen, dass mich die subjektiven und äußeren Ausprägungen des Marktzustandes nicht besonderes interessieren.
Mit meiner Philosophie der Point & Figure Charts analysiere ich einzig und alleine den Ausgang des Kampfes zwischen Bullen und Bären und die unterschiedlichen Prozesse der relativen Stärke in den verschiedenen Industrie-Sektoren. Dabei sind auch die klassischen Indizes uninteressant für mich, denn die 30 Werte des DAX oder Dow Jones können niemals den gesamten breiten Aktienmarkt repräsentieren – geschweige denn Ihr persönliches Portfolio! Die Benchmark sind einzig und alleine Sie, danach orientiere ich mich auch in meiner Arbeit für meine Kunden.

Ich bin sogar davon überzeugt, dass die zahllosen Marktkommentare, Analysen und Empfehlungen der Banken und Broker Sie als Investor oder Trader sogar eher verwirren. Meiner Meinung nach kann man sich langfristig nur erfolgreich in den Märkten bewegen kann, wenn man sich systematisch auf ein risiko-adjustiertes und vor allem prognosefreies Handelsmodell stützt.

Handelsentscheidungen ohne Emotionen

Ein solches quantitatives Modell ist z.B. das kürzlich hier vorgestellte Konzept des „Bullish Percent Index“! Dieses misst, wie viele Prozent der Werte aus einem Index dessen Bewegung mittragen, also die Marktbreite. Der beschriebene Indikator befindet sich mittlerweile auf schwindelerregenden Höhen und markierte jüngst ein All-Time-High! Ein stark überkaufter Marktzustand kann in der Praxis eine ganze Weile andauern. Aktuell befinden sich 84 % der an der NYSE gehandelten Werte auf einem objektiven P & F Kaufsignal. Einen ähnlich überkauften Börsenzustand gab es zuletzt zu Beginn der letzten Hausse im Jahre 2003 und zu Beginn des großen Bullenmarktes im Jahre 1981. Daran erkennen Sie die Dimension und Reife des aktuellen Aufwärtstrends, der mit dem vorherigen Absturz in engem Zusammenhang steht.
Wenn wie aktuell fast 84 % der an der NYSE gehandelten Werte auf einem P& F-Kaufsignal stehen, wird es zusehends schwieriger, die fundamental problematischen Werte auf „Kauf“ zu hieven. Aber nochmals ganz deutlich: Kritisch wird es erst, wenn Kapital aus dem Markt fließt und die Anzahl der Aktien, die den Aufschwung mitträgt, wieder abnimmt. Von deutlichen Kapitalabflüssen spricht man, wenn der BPI-Indikator in eine O-Spalte, die für den Angebotsüberschuss steht, übergeht und unter 70-Prozent fällt. Aber generell sollte man sehr vorsichtig sein, wenn dieser Indikator in einer 0-Spalte notiert.

Wie bereits oben beschrieben, handelt es sich beim Bullish Percent Konzept der NYSE mit ihren über 3.600 Werten nicht um einen beliebigen Indikator wie den Macd oder den RSI. Diese Indikatoren der Markttechnik können durchaus interessante Hinweise geben, vor allem wenn man deren Divergenzen beachtet. Sie haben aber wie alle anderen Indikatoren die ich kenne einen entscheidenden Nachteil, da sie sich mit steigenden Kursen freundlich und fallenden umgekehrt zeigen! Beim hier abgebildeten NYSE BPI ist es gerade umgekehrt. Dieser ist „oben“ wenn Sie wie jetzt sehr vorsichtig agieren sollten und „unten“, wenn man entgegen aller Marktanalysen und Prognosen der „Experten“ investieren sollte.
Da es an den Börsen nichts umsonst gibt, muss man einige Regeln beachten und wissen, dass man in den Wendepunkten jeder Marktbewegung etwas an die Glücklichen, die Insider und die Besitzer von „Glaskugeln abgeben muss. Dafür erhält man (bei korrekter) Anwendung ein funktionierendes, emotionsloses Handelsinstrument, welches sehr gut an den großen Marktbewegungen partizipiert. Trotzdem ist der BPI kein Timing-Instrument sondern ein Risiko-Indikator!

Beginnende Abflüsse innerhalb der Sektoren

In der rechten X-Spalte, die den Nachfrageüberschuss symbolisiert, erkennen Sie, wie ungewöhnlich stark der breite Markt der NYSE derzeit überkauft ist. Fast 84 % von über 3.600 Werten der NYSE handeln auf einem objektiven P & F Kaufsignal. Dies ist eine nicht alltägliche Ausprägung, auch wenn Sie die mir vorliegenden historischen Daten hier nicht erkennen können. Aber Sie erkennen meine Argumentation: die Stimmung ist hervorragend, Bankanalysten, Broker und nun sogar die Wissenschaftler werden immer optimistischer und locken unweigerlich neue Anleger in die Märkte! Der Knackpunkt dabei bleibt aber die Gegenwahrscheinlichkeit! Wieviele positive Dinge müssen sich ereignen, um noch mehr Käufer anzulocken. Oder was muss passieren, um noch die allerletzten Hinterbänkler im Markt auf ein Kaufsignal zu bringen? Den gesamten Markt auf ein Kaufsignal zu heben ist statistisch betrachtet ein Ding der Unmöglichkeit. An der Börse geht es aber darum, mit Wahrscheinlichkeiten zu arbeiten, bzw. zu handeln. Auf positive Gegebenheiten zu wetten, die den Markt kurzfristig noch höher spülen, würde ich daher verzichten. Deswegen bleibe ich mittelfristig nach wie vor positiv gestimmt und bleibe bei meinem Kursziel von 6.100 bis 6.300 für den kommenden Winter! Dies ist aber meine subjektive Prognose und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass wir zuerst eine gesunde Korrektur der Indizes erleben, ist sehr hoch. Daher würde ich nun nicht mehr den Kursen nachlaufen, sondern auf diese Gelegenheit diszipliniert warten. Im Gegenteil würde ich aber auch noch keine aggressiven Shorts platzieren sondern abwarten, bis der Markt in eine O-Spalte übergeht und sich nach unten in Bewegung setzt. Es macht an der Börse niemals Sinn, den Dingen auf Verdacht vorauszueilen. Wenn demnächst die einzelnen Sektoren schwächeln, wie jetzt zum Beispiel Autos und Zykliker, werden peu a` peu weitere Sektoren und schließlich der breite Markt nach unten gedrückt. Während der meisten Marktbewegungen ist dann immer noch genügend Zeit, um mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auf fallende Kurse zu spekulieren.
Betrachten Sie die Wahrscheinlichkeiten der Märkte als Ihre Verbündeten obwohl es immer wieder Anomalien wie die gegenwärtige gibt. Denn mit hektischem Hin- und Her auf Grund von subjektiven und diskretionären Handelssignalen haben nur sehr wenige Investoren Erfolg, erfreuen aber wenigstens ihre Bank!
Erlauben Sie mir bitte noch einen Satz zum in der vergangenen Woche hier angesprochenen Goldsektor. Dieser hat ebenfalls korrigiert, der interne Markt gibt hier aber noch kein systematisches Verkaufssignal!

Ich wünsche Ihnen ein sonniges Wochenende und einen spannenden Wahlabend!

Klaus Buhl verfügt über langjährige Erfahrung in der Vermögensverwaltung und betreibt die Seite www.kb-assets.de, die vor allem Tipps für die Kombination von Absolut-Return-Strategien und vermögensverwaltenden Konzepten gibt!

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