Der Nord-Euro-Index schlägt den PIIGS-Index um Längen

Ist der Sparkurs in Europa endgültig Geschichte?
Unstrittig ist, dass die Sparprogramme zur Haushaltkonsolidierung ihren Tribut bei den jüngsten Wahlen forderten. In Griechenland ist eine linksradikale Partei zur zweitstärksten Kraft aufgestiegen, in Frankreich sitzt fortan ein Sozialist im Élysée-Palast.
Der Graben quer durch die Euro-Zone ist seit Sonntag noch breiter. Zulauf erhielt, wer Europa nicht wollte, zumindest nicht um den Preis nachhaltiger Haushaltsdisziplin. Betroffen sind aber nicht nur Frankreich und Griechenland, auch die Euro-Zone als Ganzes verliert an Stabilität. Das Szenario, dass einzelne Länder oder ganze Staatenblöcke aus dem Euro aussteigen, wird wieder intensiver diskutiert.
Was die Aktienmärkte betrifft, ist Europa schon lange gespalten. So haben die Leitindizes der Problemländer Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien in den vergangenen fünf Jahren zwischen 53 und 85% verloren. Ein ungewichteter „PIIGS-Index“ läge satte 67% im Minus.
Dagegen hat der um Dividenden bereinigte DAX nur 27% abgegeben. Auch die Leitindizes der drei anderen mit einem S&P-Spitzenrating ausgestatteten Staaten Finnland, Niederlande und Luxemburg wurden mit 38, 46 und 53% Verlust weit weniger geschröpft. Ein Index dieses Staatenverbunds, der häufig als Kernzone eines „Nord-Euro“ genannt wird, schlug sich mit -41% um Längen besser als der „PIIGS-Index“.
Noch besser liefen nur die Börsen der beiden Europa-Sonderlinge Dänemark und Großbritannien, die statt den Euro einzuführen lieber ihre alten Währungen behielten: -5 bzw. -13%! Die Hackordnung „ohne Euro vor Nord-Euro vor Süd-Euro“ wird sich erst ändern, wenn sich eine Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise abzeichnet. Bis dahin sollten Aktionäre weiter Regionen bevorzugen, in denen wenigstens halbwegs solide gewirtschaftet wird.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.