Die Finanzmärkte der Zukunft

Egal, ob 2010 das „Jahr 3 der Finanzkrise“ oder das „Jahr 1 danach“ sein wird – eines steht fest: Die Politik will die Finanzindustrie stärker an die Kandare nehmen.
Doch wie können Kapitalmärkte wirksam reguliert werden? Sollte Deutschland mit einem Alleingang vorpreschen? Und auf welche Risiken und Nebenwirkungen müssen sich Investoren einstellen, wenn die Politik bei der Regulierung übers Ziel hinausschießt?
Diesen und anderen Fragen wollten die Teilnehmer des Forums „Neue Regeln für die Finanzmärkte – Antworten auf die Krise?“ am Donnerstagabend auf den Grund gehen. Gespannt lauschten die etwa 130 in die Frankfurter Niederlassung von Baker & McKenzie geladenen Gäste dem freien Vortrag von Otmar Issing, ehemals Chefvolkswirt der EZB. Er sprach sich dafür aus, Regulierungslösungen nur „global und zeitgleich umzusetzen“ und appellierte an die Großbanken, „mit weniger Leverage“ zu operieren sowie ein „Testament“ für den Fall der eigenen Insolvenz zu hinterlassen.
Seinen Aufruf, der Finanzsektor solle „zu seiner dienenden Rolle für die Realwirtschaft zurückkehren“, fand sogar Heiner Geißler gut. Freilich würzte der CDU-Querdenker seine Statements während der anschließenden Podiumsdiskussion mit Slogans wie: „Die Würde des Menschen ist unantastbar – das gilt auch für Bankkunden!“ Seine Tiraden gegen „kriminelle Investmentbanker“ konterte Lutz Raettig, Aufsichtsratschef von Morgan Stanley Deutschland, mit dem Hinweis, „Banker-Bashing“ sei in der momentanen Lage wenig zielführend.
Wir meinen, dass es dennoch unklug wäre, die polarisierenden, aber meist volksnahen Positionen eines Heiner Geißler völlig zu ignorieren. Die führenden Köpfe der Finanzindustrie sollten sich gerade jetzt nicht wegducken, sondern ihre Standpunkte erklären. Ansonsten werden die Kapitalmärkte der Zukunft eben von Populisten, Traumtänzern und Wirtschaftsamateuren gestaltet.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Bestellen Sie hier. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.