Eine griechische Tragödie

"Der Euro wird kommen, aber er wird keinen Bestand haben", mutmaßte 1997 der ehemalige Fed-Chairman Alan Greenspan, bevor die europäische Gemeinschaftswährung eingeführt wurde.
Während der erste Teil seiner Prognose auf Zustimmung stieß und sich später bewahrheitete, galt der zweite lange als exotisch.
Dies ist seit einigen Wochen anders. Der Fall „Griechenland“ bringt auch Euro-Enthusiasten ins Grübeln, zeigt er doch, dass die EU kein probates Mittel hat, um ein Mitgliedsland zu disziplinieren. Nachdem schon der einst als Stabilitätsgarant gepriesene „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ still und leise beerdigt wurde, tanzen nun die Griechen der Europäischen Gemeinschaft frech auf der Nase herum.
Warum versprechen die Euro-Staaten dennoch, dem bankrottgefährdeten Mitgliedsstaat notfalls aus der Patsche zu helfen? Weil sie die Sorge um die europäische Gemeinschaftswährung umtreibt. Aus eigener Kraft werden die Griechen ihre Probleme nicht in den Griff bekommen – und wollen es vermutlich auch gar nicht. Denn laut Deutscher Bank halten ausländische Anleger griechische Staatsanleihen mit einem Volumen, das 88% des dortigen Bruttoinlandsprodukts entspricht. Welcher Gewerkschafter oder Politiker wird seinen Landsleuten drastische Lohnkürzungen oder eiserne Sparmaßnahmen zumuten, nur damit ausländischen Anlegern Zinsen bezahlt werden können?
PLATOW hat keinen Zweifel: Die starken Euro-Kernländer werden für die griechische Misere bluten müssen, ob nun mit „Überbrückungskrediten“ (z. B. der KfW) oder über einen Zahlungsausfall bei ihren Anleiheinvestments. Die Effekte auf die Kapitalmärkte sollten Sie nicht unterschätzen. Schon jetzt ist der Euro stark unter Druck, die Börsen schwanken mit jedem Akt der „griechischen Tragödie“. Kurzfristig ist eine vorsichtigere Anlagestrategie ratsam.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.