Griechenland ist nicht überall

Angela Merkel, in Brüssel zuletzt gerne als „Madame No“ tituliert, hat ihren Widerstand gegen Hilfe für die „Pleite-Griechen“ aufgegeben.
Der Weg in die europäische Transferunion ist frei.
Die Begeisterung hält sich aber selbst bei Anleihebesitzern in Grenzen. Mittlerweile erreichen die Risikoprämien auf die knapp über Ramschniveau zurückgestuften Griechen-Bonds schon wieder fast die Rekordstände der vergangenen Woche. Obwohl das „Rettungspaket“ mit 45 Mrd. Euro mehr potenzielle Hilfen umfasst als für den gesamten Refinanzierungsbedarf Griechenlands in diesem Jahr nötig wäre, dürfte jede neue Emission des angeschlagenen Mittelmeeranrainers mit Spannung beobachtet werden.
Die seit Jahresbeginn anhaltende Talfahrt des Euro gegenüber dem US-Dollar, Anzeichen des rapiden Vertrauensverlusts in die Zukunftsfähigkeit der europäischen Gemeinschaftswährung, hat hingegen an Dynamik verloren. So betrachtet ist Griechenland eben doch nicht überall! Auch der Einfluss der griechischen Malaise auf die europäischen Aktienmärkte ist mittlerweile kaum noch messbar.
Eine – wenig verwunderliche – Ausnahme gibt es aber doch: den griechischen Aktienmarkt selbst. Der Athen ASE General Index steht binnen Jahresfrist fast unverändert, gegenüber dem Oktoberhoch bei minus 30%. Im derzeit freundlichen Börsenumfeld ist dies ziemlich einmalig. Zwar hat der enorme Abwärtsdruck seit Ende Februar nachgelassen, doch fällt die Erholung bislang recht schwächlich aus. Noch bestehen Chancen auf eine Bodenbildung oberhalb von 1800 Punkten, doch sind sie allenfalls vage. Für einen Einstieg in Hellas reicht uns das (noch) nicht. Denn die Risiken griechischer Aktien sind im Schnitt noch immer deutlich höher als bei anderen Titeln aus dem Euro-Raum, während die Chancen bestenfalls gleich sind.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.