Keine Bodenbildung in Sicht

Die Lage ist trübe, die Aussichten sind schlecht.
Wirtschaftsindikatoren signalisieren eine Abschwächung. Pessimisten unken bereits von einer Weltrezession. Aktienkurse stürzen senkrecht ab, besonders Titel von Banken zerreißen die Anleger förmlich. Zeitgleich markiert das Krisenmetall Gold Allzeithochs in Serie. Die US-Notenbank hat die Leitzinsen bereits gesenkt, während die EZB ihre letzten Erhöhungen noch nicht rückgängig gemacht hat.
September 2011? Nein, diese Zeilen beschreiben die Welt im Februar 2008. Aber sie passen leider auch genauso gut ins Hier und Jetzt. Wiederholt sich 2008, als der DAX nach einem Blitz-Crash 14 Monate auf Talfahrt ging und diese erst nach seiner Halbierung endete? Werden bald wieder Großbanken wanken, eine schließlich pleite gehen und damit das Finanzsystem an den Abgrund bringen? Oder brechen statt Banken diesmal ganze Staaten zusammen?
Nachdenklich stimmt uns, dass nicht nur das Marktumfeld, sondern auch der aktuelle Chart des DAX verdächtig dem des ersten Quartals 2008 ähnelt. Zu allem Überfluss ist die aktuelle Erholung noch kraftloser als damals, wie wir Ihnen bereits vor einer Woche schrieben. Nun ist der DAX am Montag sogar unter sein erstes Crash-Tief abgetaucht, während er 2008 für diesen „Streich“ fast zwei Monate brauchte.
Nach diesem Schwächeanfall ist eine schnelle Bodenbildung unwahrscheinlich. Ein dynamischer Rebound in Form eines „V“ scheidet aus. Die anderen typischen Bodenbildungsformationen wie der Doppelboden, eine „W-Formation“, eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation oder ein langer Seitwärtskorridor mit anschließendem Ausbruch nach oben sind durch das neue Jahrestief kurzfristig unwahrscheinlich. Damit bleibt den Bullen vorläufig nichts anderes übrig, als gebannt jeden Tag die Fieberkurve des DAX neu zu analysieren und „auf Sicht“ zu fahren.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.