Platow-Kolumne

Stresstests ohne Stress

14.07.10 09:36 Uhr

Stresstests ohne Stress | finanzen.net

"Alibi-Veranstaltung", "Weichspüler-Test", "Farce"… Die Kritik an den europäischen Banken-Stresstests nimmt zu.

Schon kurz nach dem Abschluss der Prüfungsphase und weit vor der offiziellen Veröffentlichung der Ergebnisse am 23. Juli wird gemunkelt, dass die meisten der 91 geprüften Banken den Test bestehen werden.

Wer­bung

Doch wurden die Kriterien offenbar so lasch festgelegt, dass sie nun wirklich fast jede Bank erfüllen kann. Angeblich sollen im strengsten Prüfszenario bei griechischen Bonds lediglich Wertverluste von 20% angesetzt werden, bei portugiesischen 11%. Das entspricht eher aktuellen Marktpreisen als einem echten „Stress-Szenario“. Zudem gelten die Prüfkriterien offenbar nur für die Anleihebestände im Handelsbuch. Von einem Extrem-Szenario, das mit diesen Tests ja eigentlich durchgespielt werden sollte, kann daher überhaupt keine Rede sein.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit dürfte deshalb auch das ursprüngliche Ziel der Politik verfehlt werden, mit den Stresstests wieder mehr Vertrauen an den Finanzmärkten herzustellen. Da die Prüfungen wohl nur wenige Anhaltspunkte liefern, ob eine Bank für eine ernstzunehmende Krise gerüstet ist oder nicht, helfen sie Investoren nicht, zwischen guten und schlechten Banken zu unterscheiden. Das mag durchaus im Sinne einiger Institute sein – die Transparenz an den Kapitalmärkten erhöht ein derartiger Pseudo-Test natürlich nicht.

Trotzdem sollten Anleger den Newsflow rund um die Stresstests aber auch nicht völlig ignorieren. Dies legen zumindest die Kursentwicklungen der betroffenen deutschen Institute nahe. Seit durchsickert, dass die Prüfkriterien eher läppisch sind, ziehen die Kurse von Commerzbank, Deutsche Bank und Postbank dem allgemeinen Markt klar davon. Zumindest für kurzfristig orientierte Trader kam so doch noch etwas Stress durch die Tests auf.

Wer­bung

Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.