Übernahmeschlachten ante portas

Seit der Bergbaukonzern BHP Billiton ein Übernahmeangebot ...
... für den Düngemittelproduzenten Potash vorgelegt hat, träumt manch Börsianer von einer milliardenschweren Übernahmeschlacht. Die Potash-Aktie behauptet sich rund 15 US-Dollar über dem Übernahmeangebot von 130 Dollar. Weil die Offerte den gesamten Düngemittelsektor ins Rampenlicht rückte, zogen die Aktien anderer Kali-Produzenten wie K+S vorübergehend ebenfalls an. Spekulative Anleger lieben Bieterwettbewerbe. Denn wer das nächste Opfer richtig tippt, kann oft „über Nacht“ stattliche Summen verdienen, z. B. +160% mit dem Speicherspezialisten 3Par, um den sich zur Stunde Dell und Hewlett-Packard streiten.
Zwar ist es richtig, dass die spektakulärsten M&A-Deals meist am Ende langer Haussen zustande kommen, wie das Beispiel Mannesmann/Vodafone im Februar 2000 zeigt. Doch reizt eine Anlagestrategie, die sich auf mögliche Übernahmeopfer konzentriert, gerade deshalb, weil sie nur mäßig mit der allgemeinen Börsentendenz korreliert. So hielt sich die Volkswagen-Stammaktie im Jahr 2008 wegen der andauernden Spekulationen um eine feindliche Übernahme durch Porsche trotz Finanzkrise hervorragend und explodierte schließlich in einem spektakulären Short-Squeeze um 400%.
Dennoch raten wir davon ab, Aktien nur deshalb zu kaufen, weil sie als Übernahmekandidaten gehandelt werden. Schering galt jahrzehntelang als potenzielles Opfer, verlor seine Eigenständigkeit aber erst 2006 nach einer Übernahmeschlacht zwischen Merck und Bayer. Bankaktien gehörten trotz ständig brodelnder Gerüchteküche seit 2000 zu den renditeschwächsten Investments überhaupt. Auch im Generikasektor ist es wieder ruhiger geworden. Das Spekulieren auf eine Übernahme kann also mitunter sehr viel Geduld erfordern – wenn sie denn überhaupt kommt.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.