Vertrauen ist der Anfang ...

Wer den Beginn dieses ereignisreichen Jahrzehnts mit dessen Ende vergleicht, kommt nicht umhin, einen unglaublichen Ansehensverlust der Börsen und ihrer Hauptakteure in der Gesellschaft zu konstatieren.
Zu Beginn des Jahres 2000 waren der Internet- und Technologie-Hype auf dem Siedepunkt, Kapitalmarktexperten gesuchte Gesprächspartner im Fernsehen und auf Partys.
Zwei schlimme Baissen und eine gigantische Finanzkrise später zählen Manager, Börsianer und Banker zu den „Schmuddelkindern“ der Gesellschaft. Ihr Ansehen ist in Umfragen teilweise dramatisch eingebrochen. Auch der Aktienbörse per se vertrauen die Deutschen immer weniger: Der Anteil der Sparer, die direkt oder via Fonds Aktien besitzen, liegt mit rund 13,6% klar niedriger als zu Beginn des Jahrzehnts (z. B. 20,0% im Jahr 2001). Ein Misstrauensvotum par excellence!
Gerade die Finanzkrise hat aber gezeigt, dass Vertrauen essentiell ist. In den vergangenen beiden Jahren entpuppte sich vieles urplötzlich als wertlos, auf dessen Wert vertraut worden war: manch verbriefter Immobilienkredit oder Rat des Kundenbetreuers, manches Investmentzertifikat, manche Einschätzung einer Rating-Agentur. Als die Wahrheit ans Licht kam, war das Vertrauen in vielen Fällen schlagartig weg. Die Schockwellen reichten weit über den Finanzsektor hinaus: Auch die Zustimmung zum deutschen Wirtschaftssystem insgesamt ist erschreckend gering geworden.
Sicherlich müssen die Akteure am Kapitalmarkt jetzt nicht in Sack und Asche gehen. Aber ein bisschen Selbstkritik schadet nicht. „Vertrauen ist der Anfang von allem“, lautete ein Werbespruch einer deutschen Bank in den 1990er-Jahren. Wenn sich die Finanzbranche 2010 auf dieses Motto zurückbesinnt und im täglichen Handeln verinnerlicht, erhält sie vielleicht peu à peu das Vertrauen zurück, das sie vor zehn Jahren schon einmal hatte.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.