Von Japan lernen – aber richtig!

Vor ziemlich genau 20 Jahren endete eine der spektakulärsten Haussen aller Zeiten.
Der Nikkei 225, im Oktober 1982 noch bei 6850 Punkten gestartet, hatte in einem beispiellosen Gipfelsturm am 29.12.1989 ein Allzeithoch bei knapp 39000 Punkten erreicht. Auch die Realwirtschaft Japans boomte. Im Westen grassierte die Angst, vom asiatischen Aufsteiger ökonomisch an die Wand gedrückt zu werden.
Es kam jedoch anders. Für das Land der aufgehenden Sonne folgte ein verlorenes Jahrzehnt. Während die Börsen des Westens goldene Jahre erlebten, stand der Nikkei Ende 1999 etwa 51% tiefer, im April 2003 sogar 80%.
Wie die aktuelle Finanzmarktkrise begann die japanische Malaise, weil heillos überbewertete Immobilienmärkte implodierten. Geld- und Fiskalpolitiker steuerten gegen, indem der Leitzins von 6 auf 0,5% gesenkt und ein Konjunkturprogramm nach dem anderen aufgelegt wurde. Der Effekt auf die mit faulen Krediten vollgepumpten Banken sowie auf Aktien- und Immobilienpreise war ernüchternd: Bis heute notieren sie gut zwei Drittel unter ihren 1989er-Hochs. Die Wirtschaft blieb im Würgegriff der Deflation.
Leider weisen die japanische Krise und die Finanzkrise des Westens ab 2007 viele Parallelen auf. Ob die recht ähnlichen Gegenmaßnahmen von Regierungen und Zentralbanken heute signifikant bessere Ergebnisse liefern werden als ab 1990?
Möglicherweise, doch sollten Aktien-Fans sich so positionieren, dass sie ein „Japan-Szenario“ nicht kalt erwischt. 1. Vergessen Sie „Kaufen und Liegenlassen“, das funktioniert in einem trendlosen Markt nicht. 2. Spielen Sie mittelfristige Trends (wie den gerade laufenden), aber seien Sie jederzeit zum Ausstieg bereit. 3. Bevorzugen Sie Aktien, die von langfristigen Entwicklungen (z. B. Alterung, Emerging Markets, Nachhaltigkeit) profitieren und möglichst wenig vom Konjunkturzyklus abhängig sind.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.