Weiter im Krisenmodus

Draghi: Konjunkturerholung bleibt von Geldpolitik abhängig

18.11.16 10:07 Uhr

Draghi: Konjunkturerholung bleibt von Geldpolitik abhängig | finanzen.net

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bleibt nach Aussage ihres Präsidenten Mario Draghi ein wichtiger Teil der für die nächsten Jahre erwarteten Erholung von Wirtschaftswachstum und Inflation.

Beim European Banking Congress in Frankfurt nannte Draghi die nach wie vor schwache grundlegende Inflation und die Gewinnschwäche der Banken als Faktoren, die die Aufmerksamkeit der Zentralbank erforderten. "Geldpolitik bleibt ein entscheidender Faktor des Erholungsszenarios, das wir für die kommenden Jahre erwarten", sagte Draghi laut vorab verbreitetem Redetext.

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   Der EZB-Rat wird am 8. Dezember erneut über die Angemessenheit seiner Geldpolitik beraten. Volkswirte rechnen überwiegend damit, dass die EZB ihre ultralockere Geldpolitik dann bestätigen und das Wertpapierankaufprogramm mit einem monatlichen Volumen von 80 Milliarden Euro um drei bis sechs Monate verlängern wird. Allerdings gibt es von deutscher Seite Vorbehalte dagegen.

   Zur Dezember-Sitzung werden dem Rat die aktuellen Stabsprojektionen zu Wachstum und Inflation vorliegen. Diese werden erstmals Zahlen für 2019 enthalten. EZB-Direktor Yves Mersch hatte am Donnerstag gesagt, die Prognose für 2019 könnte "ganz nahe" an 2 Prozent liegen. Allerdings räumte der als geldpolitischer "Falke" geltende Mersch ein, dass es trotz der seit sechs Monaten steigenden Inflationsrate noch zu früh wäre, der Wirtschaft die geldpolitische Unterstützung zu entziehen.

   Draghi sagte dazu: "Unsere Einschätzung wird davon abhängen, ob der Inflationsanstieg in Richtung 2 Prozent nachhaltig ist. Das bedeutet, dass die Annäherung an 2 Prozent dauerhaft sein muss und selbst bei einer Verringerung der geldpolitischen Unterstützung anhalten muss. Die Inflationsdynamik muss mit anderen Worten selbsttragend sein." Bisher sei noch keine Verstärkung des grundlegenden Inflationsdruck zu bemerken.

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   An der Gewinnschwäche der Banken seien nicht die niedrigen Zinsen schuld, merkte der EZB-Präsident an. Verantwortlich seien vielmehr vor allem Überkapazitäten, Ineffizienzen und notleidende Kredite im Bankensystem. Die niedrigen Zinsen hätten diese Probleme nur sichtbar gemacht.

DJG/hab/kgb

   Dow Jones Newswires

Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images, EMMANUEL DUNAND/AFP/Getty Images