Wellenreiter-Kolumne

Ausblick 2010: Schuldenkrise steht bevor

04.01.10 08:44 Uhr

Ausblick 2010: Schuldenkrise steht bevor | finanzen.net

Nachfolgend ein Auszug aus unserem gerade publizierten Jahresausblick 2010:

Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts schien es, als könnten sich die öffentlichen Haushalte in vielen Ländern sanieren. „Den Vereinigten Staaten geht es so gut wie nie zuvor“, titelte die Rheinische Post am 28.01.2000:

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In den USA konnte im Jahr 2000 ein Haushaltsüberschuss erwirtschaftet werden. Auch der damalige deutsche Finanzminister Hans Eichel sprach im Jahr 2000 von einem langfristigen Schuldenabbau bis zum Jahr 2010. Soweit zum Thema Politiker und Wirtschaftszyklen.

Die erste Dekade des neuen Jahrhunderts bedeutete einen massiven Schuldenaufbau. In den USA stieg der Anteil der öffentlichen Verschuldung am Bruttoinlandsprodukt von 60 Prozent im Jahr 2000 auf aktuell etwa 90 Prozent.

Entscheidend ist nicht die absolute Verschuldungshöhe, auch nicht der Prozentsatz der Verschuldung von BIP. Wichtig ist die Fähigkeit, die Zinslast tragen zu können. Ein Blick auf die Entwicklung in den USA zeigt, dass die Zinslast der dortigen öffentlichen Hand seit Mitte der neunziger Jahre weitgehend konstant ist (etwa 400 Mrd. US-Dollar jährlich).

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Warum ist das so? Betrug der Zinssatz für die „Public Debt“ Anfang der 80er Jahre etwa 12 Prozent, rutschte sie im Verlaufe der vergangenen 30 Jahr auf aktuell drei Prozent ab. Gemäß unserem 30-Jahres-Zyklus sollten die Zinsen jedoch um das Jahr 2010 herum ihren Boden erreichen. Wir haben nachfolgend projektiert, was es bedeuten würde, wenn die Zinsen in den kommenden Jahren von 4 Prozent in 2010 auf 6,5 Prozent im Jahr 2015 ansteigen würden. Dies ist angesichts der Erwartung eines steigenden Zinszyklus nicht unrealistisch.

Das Ergebnis: Die Doppelbelastung aus steigender Verschuldung und steigenden Zinsen würde den Zinsdienst stark anschwellen lassen (nächster Chart).

Von unter 400 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 wurde der Zinsdienst auf knapp 1,2 Billionen US-Dollar im Jahr 2015 steigen. Das wäre eine Verdreifachung innerhalb von sechs Jahren und würde den Zinsdienst zu einem der Top-US-Haushaltsposten auf-werten. Die Finanzierung dieses Dienstes wäre nur mit neuen Schulden zu machen, so dass sich die Schuldenspirale noch stärker nach oben schrauben würde als hier dargestellt. Die USA würden das AAA-Rating wohl schon früher verlieren, was die Zinsen noch stärker ansteigen ließe. In der gerade angelaufenen Dekade zwingt sich eine Neuordnung des Finanzsystems geradezu auf, zumal dieses Problem keineswegs auf die USA beschränkt ist. Japan befindet sich in einer noch prekäreren Situation. Wenn den beiden größten Volkswirtschaften der Welt eine Schuldenkrise bevorsteht, ist ein „weiter so“ keine Option.

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Robert Rethfeld ist Wirtschaftsjournalist und Mitglied der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Seit Mitte 2002 betreibt er die Website www.wellenreiter-invest.de, eine Online-Publikation für wirtschaftliche, finanzielle und gesellschaftliche Entwicklungen.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.