Langsamer Abstieg

Die weltweite Finanzgemeinde hängt nach wie vor an den Lippen der Wall Street.
Kommen miserable Wirtschaftsdaten aus den USA, sacken die Kurse rund über den Globus ab. Die jüngsten Außenhandelsdaten aus Deutschland zeigen aber, dass die Abhängigkeit bei weitem nicht mehr so stark ist als früher und die Bedeutung der Vereinigten Staaten auf die Weltkonjunktur wohl überschätzt wird.
China boomt
Im ersten Halbjahr kletterten die deutschen Exporte im Jahresvergleich um 17,1 Prozent auf 458,3 Milliarden Euro. Mit 30,8 Milliarden Euro gingen davon gerade einmal 6,7 Prozent in die USA. Der Anstieg fiel mit 14,1 Prozent unterdurchschnittlich aus. Einen regelrechten Boom gab es dagegen bei den Ausfuhren nach China, die um 55,5 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro explodierten. Damit dürften an den asiatischen Emporkömmling schon im kommenden Jahr mehr deutsche Waren geliefert werden als in die USA. Bei den Einfuhren nach Deutschland hat das Reich der Mitte mit 34,6 Milliarden Euro die Vereinigten Staaten (21,2 Milliarden Euro) ohnehin schon weit hinter sich gelassen und ist vor den Niederlanden unser wichtigster Lieferant. Das größte Exportplus gab es übrigens nach Brasilien: Trotz einem Zuwachs von 61,3 Prozent fällt das absolute Niveau mit 5,0 Milliarden Euro aber noch relativ klein aus. Die dynamische Entwicklung beim Außenhandel mit den Schwellenländern zeigt, wo die Musik in Zukunft spielen wird und auf welche Partner Deutschland setzen sollte. Die überschuldeten westlichen Industrieländer verlieren an Zugkraft, weil sie auf Sparkurs gehen müssen und so ihre Konjunktur abwürgen. So sackten etwa die Ausfuhren nach Griechenland im ersten Halbjahr um 12,7 Prozent ab.
Schwindende Bedeutung
Natürlich darf man die Rolle der USA auch nicht unterschätzen. Noch immer ist die Nation mit Abstand führend, was die absolute Wirtschaftsleistung betrifft. Relativ gesehen wird die Bedeutung der Vereinigten Staaten in der Welt aber kleiner werden. Der Kuchen wird an die aufstrebenden Länder in Asien und Lateinamerika (und längerfristig wohl auch Afrika) verteilt. Unter diesem Aspekt ist sicher ein Blick auf unseren Artikel in der vergangenen Ausgabe der Aktien-Strategie interessant, wo wir auf die in Deutschland notierten China-Aktien eingegangen sind.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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