APA ots news: Allianz Gesundheitsbarometer 2025

15.05.25 11:47 Uhr

Gute Versorgung, ungleiche Chancen - Gender Health Gap als

Baustelle im Gesundheitssystem

Wien (APA-ots) - -

Wer­bung

Die Mehrheit der Österreicher:innen bewertet die heimische

Gesundheitsversorgung positiv, doch Frauen vergeben deutlich seltener

als Männer Bestnoten (64 % vs. 73 %).

-

71 % berichten von unzufriedenstellenden Erfahrungen mit

Ärzt:innen - etwa durch Verharmlosung ihrer Beschwerden oder

mangelndes Einfühlungsvermögen.

Wer­bung

-

Der Begriff Gender Health Gap ist wenig bekannt. Das

dahinterstehende Problem löst jedoch bei rund der Hälfte der

Österreicher:innen deutliche Besorgnis aus.

-

Lange Wartezeiten und zu wenig Zeit beim Arztbesuch sind zentrale

Kritikpunkte - jede:r Zweite sieht hier Verbesserungsbedarf.

-

Klarer Handlungsauftrag: 71 % wünschen sich eine

Wer­bung

geschlechtersensible Versorgung - durch Forschung, Aufklärung und

bessere Ausbildung von Gesundheitspersonal.

Die heimische Gesundheitsversorgung zählt zu den besten der Welt

- und auch die Österreicher:innen stellen ihr ein gutes Zeugnis aus.

Doch ein genauerer Blick auf die Ergebnisse des aktuellen Allianz

Gesundheitsbarometers, durchgeführt von Marketagent, offenbart

Schwächen: Lange Wartezeiten auf Termine und zu wenig Zeit im

Arzttermin werden bemängelt. Außerdem erleben Frauen die medizinische

Versorgung deutlich kritischer als Männer und äußern hier mehr

Unzufriedenheit. Unsensibles Verhalten und die Verharmlosung von

Beschwerden sind für sie bekannte Themen. So zeigt sich auch mehr als

die Hälfte der befragten Frauen stark besorgt über den sogenannten

Gender Health Gap - die Geschlechterungleichheit in medizinischer

Forschung, Diagnostik und Behandlung.

"Das Allianz Gesundheitsbarometer macht deutlich: Frauen in

Österreich erleben tagtäglich, dass ihre Beschwerden nicht

ausreichend ernst genommen werden oder geschlechtsspezifische

Unterschiede in der medizinischen Versorgung zu wenig berücksichtigt

werden", betont Jovana Novi, COO der Allianz Österreich. "Wenn

Frauen nicht ernst genommen und dadurch Risiken übersehen werden, ist

das nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein gesellschaftliches

Problem. Mit unserer Studie möchten wir hier Aufmerksamkeit und

Bewusstsein schaffen."

Zwtl.: Gender Health Gap: Kaum bekannt, aber Grund zur Sorge

Doch was mittlerweile wissenschaftlich belegt ist, ist für die

Mehrheit der Österreicher:innen noch immer Neuland: der Gender Health

Gap und die Gendermedizin. Mehr als drei Viertel der Bevölkerung

haben von diesen Begriffen noch nie gehört. Frauen und Jüngere sind

etwas besser informiert: 28 % der Frauen (vs. 17 % der Männer) und 34

% der 14- bis 19-Jährigen sowie 29 % der 20- bis 29-Jährigen wissen,

worum es dabei geht.

Entsprechend groß ist das Erstaunen über konkrete

geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin: Am meisten

überraschen die verzögerte Schmerzmittelvergabe bei Frauen (64 %) und

die männlich dominierte medizinische Forschung (58 %). Auch

Unterschiede bei der Diagnose von Depressionen und Herzinfarkten

sorgen bei jeweils rund der Hälfte der Befragten für Verwunderung.

Daher ist auch die Verunsicherung bei den Menschen groß: Fast die

Hälfte der Bevölkerung (48 %) zeigt sich stark beunruhigt über den

Gender Health Gap. Besonders ausgeprägt ist die Besorgnis bei Frauen

(57 % vs. 39 % der Männer) sowie bei jungen Menschen: 58 % der 14-

bis 19-Jährigen, 54 % der 20- bis 29-Jährigen und 50 % der 30- bis 39

-Jährigen äußern große Besorgnis.

"Medizinische Studien waren lange Zeit vor allem auf männliche

Probanden ausgerichtet und sie wurden als Maßstab für die Behandlung

aller herangezogen. Vielen ist nicht bewusst, dass diese

Einseitigkeit bis heute nachwirkt. Dabei unterscheiden sich Männer

und Frauen in Symptomen, Krankheitsverläufen und Therapieansprechen -

und das wird in der medizinischen Praxis noch immer zu wenig

berücksichtigt", erklärt Alexandra Kautzky-Willer, Professorin für

Gendermedizin an der MedUni Wien. "Die Folge sind Fehldiagnosen,

unzureichende Therapien und ein struktureller Gender Health Gap.

Gendermedizin ist deshalb kein Spezialthema, sondern Voraussetzung

für eine gerechtere und bessere Versorgung aller Menschen."

Zwtl.: Hohe Qualität der Gesundheitsversorgung, aber Frauen deutlich

kritischer

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Die Österreicher:innen fühlen

sich gesund. 6 von 10 Personen schätzen ihren eigenen

Gesundheitszustand als ausgezeichnet bis gut ein. Zudem haben sie

großes Vertrauen in ihre behandelnden Ärzt:innen (77 %), in

Ärzt:innen allgemein (66 %) sowie in die medizinische Forschung (65 %

).

Auch die Qualität der heimischen Gesundheitsversorgung wird vom

Großteil (68 %) der Österreicher:innen positiv bewertet. Aber: Frauen

teilen diese Einschätzung deutlich seltener als Männer. Während 73 %

der männlichen Studienteilnehmer hier Bestnoten vergeben, sind es nur

64 % der weiblichen. Auch bei den Altersgruppen zeigen sich

Differenzen: Die 14- bis 19-Jährigen (78 %) sind am meisten von der

Qualität der medizinischen Versorgung überzeugt, die 60- bis 69-

Jährigen (62 %) am wenigsten. Am besten beurteilen die Menschen die

fachliche Kompetenz der Ärzt:innen (77 %), gefolgt von der

Verständlichkeit ärztlicher Erklärungen (59 %). Etwas abgeschlagen

liegt die soziale Kompetenz (54 %). Auch hier wird deutlich, dass

gerade Frauen das Einfühlungsvermögen von Ärzt:innen als weniger gut

empfinden als Männer (47 % vs. 61 %).

Alexandra Kautzky-Willer dazu: "Frauen sehen die

Gesundheitsversorgung kritischer - und das überrascht kaum. Ihre

Benachteiligung hat systemische Ursachen. Bis heute sind Frauen in

klinischen Studien unterrepräsentiert. Die daraus resultierenden

Datenlücken führen zu späteren Diagnosen und weniger wirksamen

Behandlungen - mit spürbaren Folgen für Gesundheit und Vertrauen."

Zwtl.: Unsensibles Verhalten und Verharmlosung: Viele Frauen fühlen

sich nicht ernst genommen

7 von 10 Frauen (71 %) waren schon einmal mit einer Behandlung

unzufrieden bzw. haben sich über eine:n Ärzt:in geärgert, bei den

Männern etwas mehr als jeder zweite (55 %). Häufig kritisieren

Patientinnen unsensibles Verhalten (52 % vs. 40 % bei Männern) und

die Verharmlosung ihrer Beschwerden (47 % vs. 40 % bei Männern). Fast

jede sechste Frau (16 %) hatte schon einmal den Eindruck, dass ihr

Geschlecht negativen Einfluss auf die medizinische Behandlung hatte (

Männer: 10 %). Besonders die jüngere Generation hat hier schlechte

Erfahrungen gemacht: So können 27 % der 14- bis 19-Jährigen und 24 %

der 20- bis 29-Jährigen davon berichten (60- bis 69-Jährige: 5 %; 70-

bis 75-Jährige: 8 %).

Kautzky-Willer erklärt: "Die Studienergebnisse zeigen deutlich:

Viele Patientinnen erleben die Ungleichbehandlung durch den Gender

Health Gap ganz konkret - etwa in Form von Verharmlosung, fehlender

Empathie oder verspäteter Diagnose."

Zwtl.: Lange Wartezeiten und fehlende Zeit im Kassensystem stärken

private Gesundheitsleistungen

Einer der größten Kritikpunkte an der österreichischen

Gesundheitsversorgung betrifft den Faktor Zeit: Rund die Hälfte der

Menschen (51 %) bemängelt lange Wartezeiten auf Termine, ein Viertel

(25 %), dass sich Ärzt:innen zu wenig Zeit für ihre Patient:innen

nehmen. Das spiegelt sich auch in der großen Nachfrage nach privaten

Gesundheitsleistungen wider: 63 % der Österreicher:innen konsultieren

mittlerweile Wahlärzt:innen (Frauen: 67 % vs. Männer: 59 %) -

hauptsächlich aus oben genannten Gründen.

"Gesundheit ist unser kostbarstes Gut - es ist daher mehr als

verständlich, dass den Menschen rasche Termine, eine gründliche

Untersuchung und ein echtes Eingehen auf individuelle Bedürfnisse

wichtig sind. Wahlärzt:innen können hier mehr Flexibilität und Zeit

bieten und sind eine sinnvolle Ergänzung zur Kassenmedizin", so

Jovana Novi.

Zwtl.: Gesellschaftlicher Handlungsauftrag: Mehr

Geschlechtersensibilität gefordert

Rund zwei Drittel der Österreicher:innen (71 %) halten es für

wichtig, dass die Gesundheitsversorgung stärker auf das Geschlecht

abgestimmt ist - Frauen mit 74 %, Männer mit 68 %. Als wichtigste

Maßnahmen nennen die Befragten die gleichberechtigte Berücksichtigung

von Frauen und Männern in medizinischen Studien (59 %), die

Sensibilisierung von Ärzt:innen (50 %) sowie mehr

geschlechtsspezifische Forschung in der Medizin (50 %).

"Die Ergebnisse des Allianz Gesundheitsbarometers zeigen

deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Als großes

Versicherungsunternehmen möchten wir uns dafür einsetzen, dass

geschlechtsspezifische Unterschiede in der medizinischen Versorgung

mehr Beachtung finden - und entwickeln unsere Angebote laufend

weiter, um der Vielfalt individueller Lebensrealitäten gerecht zu

werden", betont Novi.

Über die Studie

Das Allianz Gesundheitsbarometer 2025 wurde von Marketagent mittels

Computer Assisted Web Interviews (CAWI) im Zeitraum vom 10. bis 17.

März 2025 durchgeführt und ist mit einer Stichprobengröße von 1.000

Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung im Alter

von 14 bis 75 Jahren, quotiert nach Alter, Geschlecht, Region und

Ausbildung. Die Umfrage umfasste insgesamt 31 Fragen, die

verschiedene Aspekte der medizinischen Versorgung, persönliche

Erfahrungen und Einstellungen zur Gendermedizin abdeckten. Alle

Ergebnisse wurden gerundet.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service

sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:

Dr. Thomas Gimesi

Pressesprecher / Allianz Österreich

Telefon: +43 676 878222914

E-Mail: presse@allianz.at

Website: https://www.allianz.at/

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/396/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER

INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***

OTS0098 2025-05-15/11:41