Arme Staaten rügen UN-Klimagipfel als zu träge

11.11.25 19:15 Uhr

BELÉM (dpa-AFX) - Auf der Klimakonferenz in Brasilien hat die Gruppe der am wenigsten entwickelten Staaten die Schwerfälligkeit der jährlichen UN-Gipfel angeprangert. Die Ergebnisse seien dürftig, obwohl die Klimakrise inzwischen überall Zerstörungen anrichte und Menschenleben koste, sagte der Diplomat Evans Njewa aus Malawi im brasilianischen Belém, wo die inzwischen 30. UN-Klimakonferenz tagt. "Wir reden, diskutieren und machen Versprechungen. Dann verschieben wir es und treffen uns wieder", rügte er.

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Auf dem ersten Plenum der fast 200 Staaten bekräftigte er die Forderung Dutzender Entwicklungsstaaten, dass die Industriestaaten ihre staatlichen Klimahilfen zur Anpassung an die fatalen Folgen der Erderhitzung bis 2030 auf mindestens 120 Milliarden US-Dollar verdreifachen müssten. Njewa sprach für 44 Staaten in Afrika, der Karibik und pazifischen Raum.

Das Leben vieler Menschen dort sei ein Überlebenskampf. Frauen müssten weite Strecken zurücklegen, um Wasser zu holen, und Bauern verlören Saison für Saison ihre Ernte. "Überschwemmungen, Dürren und Hunger haben unsere Widerstandsfähigkeit auf die Probe gestellt - nicht nur in Afrika, sondern auch in der Karibik und im asiatisch-pazifischen Raum."

Bedarf vielfach höher als die Hilfe

Auch eine indische Klimadiplomatin erinnerte an die rechtliche Verpflichtung der Industriestaaten aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015, dass die reichen Staaten den Entwicklungsländern Klimahilfen gewähren müssen. Sie verwies auf einen neuen UN-Bericht, wonach der Bedarf die aktuellen Finanzflüsse weit übersteigt. Der neue UN-Report zur "Anpassungslücke" zeigt, dass Entwicklungsländer bis 2035 jährlich mindestens 310 Milliarden US-Dollar (268 Mrd. Euro) dafür brauchen - das Zwölffache der derzeitigen internationalen öffentlichen Finanzmittel.

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Der Irak forderte im Namen der Gruppe G77, der auch China angehört, dass die Klimahilfen der Industriestaaten deutlich aufgestockt werden müssten. In der veralteten UN-Logik ist China weiter als Entwicklungsland eingestuft und daher kein Geber-, sondern ein Nehmerland.

Ein Vertreter Tansanias, der für die afrikanischen Staaten sprach, sagte, die Konferenz in Brasilien müsse Lösungen liefern, dass die Finanzierung auf freiwilligen Zahlungen basiert sowie vorhersehbar und leicht zugänglich ist.

EU verweist auf Rolle als größter Geldgeber

Eine dänische Klimadiplomatin wies im Namen der EU darauf hin, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten zusammen mit der Europäischen Investitionsbank schon jetzt größter Geber öffentlicher Klimahilfen seien. Allein im Jahr 2024 seien 31,8 Milliarden Euro geflossen und weitere 11 Milliarden Euro private Finanzmitteln mobilisiert worden, um Entwicklungsländer zu unterstützen. Die EU stehe zu dem im vergangenen Jahr vereinbarten Ziel, dass die Industriestaaten bis 2035 jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar an Klimafinanzierung bereitstellen./toz/DP/jha