Beirat: Großes Potenzial für Fleisch-Alternativen
BERLIN (dpa-AFX) - Alternativen zu tierischen Lebensmitteln bieten aus Sicht eines Beratungsgremiums beim Bundesagrarministerium ein großes Potenzial für mehr Umweltschutz und eine ausgewogenere Ernährung. Alle Akteure sollten die Chancen konstruktiv nutzen und faire Wettbewerbsbedingungen dafür schaffen, empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz in einem in Berlin vorgestellten Gutachten. Dies ermögliche auch "mehr Auswahl am gemeinsamen Tisch für alle".
Pflanzliche und andere Alternativen zu Fleisch- und Milchprodukten etwa auf Basis von Soja, Getreide oder Gemüse könnten eine flexible, alltagstaugliche, schrittweise Verringerung des Konsums tierischer Produkte erreichen. Durch eine Vielfalt an Möglichkeiten seien breite Bevölkerungsgruppen anzusprechen und relevante Umwelt- und Gesundheitswirkungen zu erzielen, heißt es in dem Gutachten. "Eine positive Haltung gegenüber tierischen Produkten schließt Offenheit für Alternativen nicht aus." Das eröffne Spielräume für die individuelle Ernährungsgestaltung, sei aber auch eine Herausforderung für das Miteinander.
Minister für ausgewogenes Essen ohne Vorgaben
Ernährungsminister Alois Rainer (CSU) sagte: "Mir ist wichtig, das eine nicht gegen das andere auszuspielen." Ziel sei, vielseitiges und ausgewogenes Essen zu stärken, ohne den Konsumenten Vorgaben zu machen. "Verbraucher sollen nach ihren Präferenzen entscheiden können und jeweils ein gutes Angebot vorfinden." Man unterstütze dies durch Information und klare Kennzeichnung.
Der Beirat erläutert in dem Gutachten, rein pflanzliche Alternativen würden voraussichtlich schon bald so günstig sein, dass sie eine breite Käuferschaft ansprechen und zunehmend nachgefragt werden. Die Experten warnen davor, Alternativen im Markt zu behindern. Ins Auge steche etwa eine Ungleichbehandlung bei der Mehrwertsteuer, die baldmöglichst beendet werden sollte. Derzeit gilt für viele Ersatzprodukte der volle Satz von 19 Prozent, für Fleisch und Milch der reduzierte Satz von 7 Prozent.
Forderungen zur Mehrwertsteuer
Auch Rewe setzt sich dafür ein, dass sich das ändert. Der Handelskonzern startete kürzlich mit den Herstellern Oatly, Vly und Berief eine Online-Petition. Darin wird der Bundestag aufgefordert, den Mehrwertsteuersatz bei pflanzlichen Milchalternativen auf Basis von Hafer, Erbsen oder Soja auf 7 Prozent zu senken. Rund 38.000 Personen haben die Petition bereits unterzeichnet./sam/DP/stw