Deutsche Wirtschaft beendet 2016 etwas schwächer als erwartet

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich Ende 2016 etwas schwächer als erwartet verstärkt.
Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal preis- und saisonbereinigt um 0,4 Prozent und lag kalenderbereinigt um 1,7 Prozent über dem Niveau des vierten Quartals 2015. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten Wachstumsraten von 0,5 und 1,8 Prozent erwartet.
Im dritten Quartal war das BIP um revidiert 0,1 (vorläufig: 0,2) Prozent gestiegen, im zweiten Quartal um 0,5 (0,4) Prozent und im ersten Quartal um 0,7 Prozent. Für das Gesamtjahr 2016 bestätigte Destatis seinen in erster Schätzung genannten kalenderbereinigten Wert von 1,8 Prozent. "Die konjunkturelle Lage in Deutschland war damit im Jahr 2016 durch ein solides und stetiges Wirtschaftswachstum gekennzeichnet", erklärten die Statistiker.
Konsum und Bauinvestitionen stützen Wachstum im vierten Quartal
Gestützt wurde das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal nach Angaben der Statistiker vom staatlichen und privaten Konsum. Auch die Bauinvestitionen stiegen deutlich. Nach vorläufigen Berechnungen wurde das Wachstum dagegen von der außenwirtschaftlichen Entwicklung gebremst, weil die Importe im Vergleich zum Vorquartal deutlich stärker zunahmen als die Exporte. Genauere Angaben zur Zusammensetzung des Wachstums wird Destatis am 23. Februar machen.
Volkswirte gehen davon aus, dass der Konsum auch 2017 die wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur bleiben wird. "Die Wachstumsentwicklung wird 2017 stark von der Binnenwirtschaft abhängen", prognostiziert Carsten Brzeski, der Chefvolkswirt von ING Diba. Die größten Wachstumsimpulse kämen derzeit wohl vom Bau. Beträchtliche Abwärtsrisiken sieht Brzeski dagegen angesichts der politischen Unsicherheiten bei zwei wichtigen Außenhandelspartnern (USA, Großbritannien) sowie in der Eurozone im Ausland.
Ähnlich beurteilt Alexander Krüger, der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, die Aussichten. "Es wird im wesentlichen auf den Verbraucher ankommen, und ich glaube nicht, dass der die Hochform der vergangenen beiden Jahre weiter ausbauen kann", sagt er. Vor allem für den Außenhandel, der das Wachstum Ende 2016 belastet hat, sieht Krüger Risiken. "Wegen 'America first' und Brexit stehen 15 Prozent der deutschen Exporte im Feuer", sagt er. Diese Risiken müssten nicht schlagend werden, sie seien aber da und belasteten den Ausblick.
Commerzbank: Starker Arbeitsmarkt sichert auch 2017 robusten Konsum
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer rechnet für 2017 mit einer Fortsetzung des konsumgetriebenen Aufschwungs und einem kalenderbereinigten BIP-Anstieg von 1,6 (2016: 1,8) Prozent. Seine Begründung: "Erstens eilt die Zahl der Beschäftigten von einem Höchststand zu anderen. Zweitens dürften die Löhne weiter um gut 2,5 Prozent zulegen. Drittens wird die politisch eingespannte Europäische Zentralbank noch lange eine Geldpolitik betreiben, die für Deutschland viel zu locker ist." Für das erste Quartal rechnet Krämer mit einem "kräftigen Plus" beim BIP.
Rein rechnerisch gesehen startet die deutsche Wirtschaft mit einem kräftigen Rückenwind ins neue Jahr. Der statistische Überhang für das neue Jahr beträgt 0,5 Prozent. Er gibt an, um wie viel Prozent das BIP im Jahresdurchschnitt selbst dann noch wachsen würde, wenn es alle vier Quartale hindurch auf dem Niveau des vierten Quartals 2016 bliebe.
FRANKFURT (Dow Jones)
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