Charttechnik: DAX - Überraschung im September?

Der DAX hat sich eine passable Ausgangsbasis für weiter anziehende Notierungen geschaffen - wenn da nicht die unheilvolle September-Statistik wäre.
Analyse-Datum: Mittwoch, 6. September 2016
Diagnose: Mit dem September ist nun ein besonders korrekturanfälliger Monat gestartet. Dies spiegelt sich auch am Volatilitäts-Index VIX wider, der über die vergangenen 25 Jahre im September einen hohen Durchschnittswert von 22 aufwies.
Vorsichtige Anleger behalten diese Information im Hinterkopf und denken bitte an ihre Absicherung. Die könnte beispielsweise mit einem Inliner auf den DAX (z.B. WKN: SE54TL) gelingen. Mit den Schwellen 8200 und 11.200 Punkte bietet der Schein hohes Gewinnpotenzial, wenn sich der DAX in nächster Zeit innerhalb dieser Bandbreite bewegt.
Wie sieht die Lage an den Aktienmärkten aber nun aktuell aus? Während die US-Indizes Mitte August neue Allzeithochs eroberten und jetzt auf hohem Niveau konsolidieren, notiert der DAX noch deutlich unter seiner Bestmarke bei 12.390 Punkten vom April 2015. Auch wenn er nach dem Brexit-Tief (im Juni) eine beachtliche Rally hinlegte, trennen ihn noch etwa 13,5 Prozent von seinem Allzeithoch. Ziemlich traurig sieht die YTD-Performance aus. Diese liegt aktuell bei minus 0,55 Prozent.
Unter charttechnischen Gesichtspunkten ist durchaus Optimismus angebracht. Denn nach dem Sprung über die massive Hürde um 10.400 Punkte von Anfang August kletterte der DAX weiter gen Norden und überwand danach recht zügig den dominierenden Abwärtstrend, der vom Allzeithoch resultierte. Das Jahreshoch wurde am Montag, 15. August, bei 10.802 Zählern auf Intraday-Basis markiert - allerdings unter sehr dünnen Handelsumsätzen. Durch den beschriebenen Aufwärtsschub wurde auch die große Kurslücke von Anfang Januar geschlossen; damit ist die Barriere aus dem Weg geräumt. Aktuell sehen wir beim DAX eine Konsolidierung, die seitwärts verläuft. Dabei wurde der überwundene Abwärtstrend von oben getestet, der sich als zusätzliche Unterstützung um 10.400 Zähler erwies und damit bestätigt wurde.
DAX: 12-Monats-Chart, Quelle: tradesignalonline.com
(Zum Vergrößern bitte Chart anklicken)
Prognose: Der DAX hat sich in den vergangenen Wochen eine gute Ausgangsbasis für weiter anziehende Notierungen in Richtung 11.000 Zähler geschaffen, die er nun aber auch nutzen sollte! Dabei muss jetzt unbedingt die oben beschriebene Unterstützungszone um 10.400 Punkte verteidigt werden.
Ihr Bruch könnte ziemlich fatale Folgen haben, die nicht nur den Test der darunter liegenden Haltezone um 10.200 Zähler zum Ziel hätte. Vielmehr sollte dann die 200-Tage-Linie bei aktuell 10.054 Punkte ins Visier geraten. Sollte auch diese unterschritten werden, dann wird der DAX in die alte Seitwärtszone zwischen etwa 10.000/9800 und 8900/9000 Zählern zurückkehren. Diese bildete sich bereits Ende 2013 heraus und diente immer wieder als zuverlässiges Auffangbecken. Das Chartbild wäre in diesem Fall wieder neutral und prädestiniert für die Fortsetzung der Bodenbildung. Innerhalb dieser Haltezone finden sich weitere Unterstützungen bei 9600, 9400, 9200 und 9130 Punkte.
Im Chart warten auf der Unterseite noch zwei offene Kurslücken, die dann möglicherweise geschlossen werden könnten. Ein Gap ist zwischen 9566 und 9690 Punkten aufgerissen. Die untere Lücke vom Februar klafft zwischen 9079 und 8967 Zählern.
Käme es auf der Unterseite der Seitwärtszone zu einem signifikanten Durchbruch des Kursbereichs um 9000/8900 Zähler, stehen erst wieder um 8500/8400 und darunter um 8100/8000 Punkte komfortable Unterstützungen bereit.
Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Indikatoren (z.B. Slow Stochastik, siehe Chart): Der Oszillator ist gerade dabei, in seine obere Extremzone vorzudringen. Aus dieser Warte wird es in Kürze keinen Rückenwind mehr geben. Das Momentum zeigt seit Mitte Juli eine fallende Tendenz - verhält sich also divergent zum Kursverlauf des DAX, was ebenfalls als Warnhinweis gilt.
Unter dem Strich sollten schon bald turbulente Tage auf den DAX zukommen. Dann wird sich herausstellen, ob das geformte Fundament wirklich so tragfähig ist, wie es augenblicklich scheint.
von Karen Szola, Technische Analystin "Euro am Sonntag" und "Börse Online"
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