China

Es bringt nichts, sich vor China zu fürchten

14.04.11 13:49 Uhr

Der Börsenchef Ronald Arculli, Herr über die Hongkong Stock Exchange, spricht mit Euro am Sonntag über das Verhältnis zum chinesischen Festland, Notierungen in Renminbi und die Fusionspläne der Konkurrenz.

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von Sabine Gusbeth, €uro am Sonntag

Ronald Arculli ist Chef der größten Börse der Welt. Die Hongkong Stock Exchange (HKEx) übertrifft gemessen an der Marktkapitalisierung alle Konkurrenten. Gefährlich nahe kommen dem Branchenriesen jedoch die ­geplanten Superbörsen (Deutsche Börse und New York Stock Exchange oder Nasdaq und NYSE Euronext, je nach Ausgang des Fusionspokers).

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Zudem wachsen die Wettbewerber Shanghai und Shenzhen vom ­chinesischen Festland rasant und buhlen um IPO-Kandidaten aus der Volksrepublik. Denn ihren hohen Börsenwert verdankt die HKEx nicht zuletzt ihrer Position als Sprungbrett ins Ausland für wachstumshungrige chinesische Firmen und den damit verbundenen Wachstums­chancen.

Großes Potenzial sieht Arculli für die HKEx auch in der zunehmenden Liberalisierung der chinesischen Währung Renminbi (RMB). Denn China erprobt zahlreiche RMB-notierte Kapitalmarktprodukte wie Bonds oder demnächst auch Aktien an Hongkongs etablierter Börse.

Im Gespräch mit €uro am Sonntag verrät Arculli, wie er auf die geplanten Fusionen der Wettbewerber reagieren will und wie er der wachsenden Konkurrenz durch Chinas Festlandsbörsen begegnet.

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€uro am Sonntag: Herr Arculli, wie reagiert die Börse Hongkong auf das Fusionskarussell bei Deutscher Börse, NYSE Euronext und Nasdaq?
Ronald Arculli:
Wir verfolgen die jüngsten Ankündigungen über mögliche Fusionen anderer großer Börsen aufmerksam. Wo es sich anbietet, werden wir nach strategischen Allianzen mit Technologiedienst­leistern, Industriepartnern und re­gionalen oder globalen Wettbewerbern Ausschau halten, um unser Wachstum zu beschleunigen. Aber jede Allianz, die wir eingehen, muss strategische Vorteile für unsere Ausrichtung auf die Märkte in Greater China bringen.


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Haben Sie bereits konkrete Pläne?
Aktuell führen wir keinerlei Gespräche mit anderen Börsen oder Industriepartnern in Bezug auf Fusio­nen oder Allianzen, die eine Aktienbeteiligung beinhalten.

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Wie wollen Sie sich dann gegenüber den neuen Börsenriesen behaupten?
Wir wollen unsere Position als globaler Börsenplatz stärken. Dazu bauen wir beispielsweise die Möglichkeiten aus, Börsengeschäfte in der chinesischen Währung Renminbi abzuwickeln. Zudem planen wir, die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Festland zu verbessern. Darüber hinaus wollen wir ausländische Unternehmen für Börsengänge in Hongkong gewinnen.

Nichtchinesische Unternehmen?
Ja. Als ich 2006 Vorstand der Börse Hongkong wurde, habe ich zwei Möglichkeiten gesehen, wie wir weiter wachsen können. Erstens: China und seine Unternehmen, die international expandieren wollen, im Auge zu behalten. Und zweitens: mehr ausländische Firmen für einen Börsengang in Hongkong zu gewinnen. Damals starteten wir unsere Werbetour außerhalb Chinas. Dann kam der Herbst 2008, und die Welt stand Kopf. In dieser weltweiten Krise erwies sich Asien als relativ stabil und liquide. Viele internationale Firmen richteten ihren Blick nach Hongkong. Zum einen, weil wir zuvor Werbung gemacht hatten, und zum anderen, weil ihre Heimatmärkte ausgetrocknet waren.

Im vergangenen Jahr sind die Kurse an den Börsen weltweit wieder gestiegen. Sinkt dadurch nicht das Interesse ausländischer Firmen an einem Börsengang in Hongkong?
Nein, wir stellen ein wachsendes Interesse nichtchinesischer ausländischer Firmen an einem Börsengang in Hongkong fest – im vergangenen Jahr war es so hoch wie nie. 2010 hatten wir die ersten Notierungen von französischen, mongolischen, kanadischen, russischen und brasilianischen Firmen. In diesem Jahr werden weitere Länder hinzukommen.

Warum wählen die­­se Firmen Hongkong?
Wie gesagt, unser Markt ist sehr liquide. Zudem haben wir eine verlässliche Regulierung. Vor allem aber sind wir Chinas internationales Finanzzentrum. Oft wählen internationale Firmen Hongkong als Börsenplatz, um ihr Wachstum in China und Asien zu finanzieren. Bislang waren die Börsengänge internationaler Unternehmen sehr erfolgreich. Die Firmen sind hier oftmals höher bewertet als ihre Konkurrenten an anderen Börsen. Auch die Handelsumsätze, etwa beim Versicherungskonzern American International Assurance (AIA) – einem Unternehmen, das früher zur AIG-Gruppe gehört hat – oder beim französischen Kosmetikkonzern L’Occitane, sind sehr hoch.

Werben Sie weiterhin aktiv um mögliche Börsenkandidaten aus dem Ausland?
Ja, wir planen weitere Werbetouren im Ausland in diesem Jahr, zum Beispiel in Australien.

Die Börse Hongkong steht aber nicht nur in Konkurrenz zu etablierten Handelsplätzen wie New York, London und Frankfurt, sondern auch zu den Festlandbörsen in Shanghai und Shenzhen. Fürchten Sie deren Konkurrenz?
Nein, sich zu fürchten bringt schließlich nichts. Wenn sich Chinas Finanzmärkte weiter öffnen und der Renminbi voll konvertierbar wird, wird Shanghai sicher ein ernst zu nehmender Wettbewerber. Aber im Moment arbeiten wir eng mit Shanghai zusammen – so war es auch in den vergangenen 15 Jahren. Wir haben viele gemeinsame Interessen, und viele chinesische Firmen sind an beiden Börsen gelistet. Insofern ist es bislang eher ein Miteinander als ein Gegeneinander.

Wie unterscheidet sich die Börse in Hongkong von denen in Shanghai und Shenzhen?
In China ist der Großteil der Investoren Privatanleger. In Hongkong dagegen haben wir 50 Prozent internationale institutionelle Investoren wie zum Beispiel Fonds. Außerdem ist unser Rechtssystem fair und international anerkannt. Ein weite­rer wichtiger Vorteil ist, dass wir in zwei Sprachen, nämlich Chinesisch und Englisch, arbeiten.

Hongkong ist der einzige Ort außerhalb Chinas, an dem der Renminbi gehandelt werden kann. Warum wählt China Hongkong als Testlabor für die Liberalisierung des RMB?
Ganz einfach: Hongkong ist der perfekte Ort dafür. Wir haben die nötige Regulierung und die Infrastruktur, die dazu erforderlich ist – sowohl was die Technik als auch was die Investoren angeht.

2010 hat mit McDonald’s das erste ausländische Unternehmen eine Anleihe begeben, die in Renminbi notiert. Gibt es weitere Interessenten?
Ja, es herrscht ziemlich großer Appetit auf diese Bonds. Insgesamt hatte der Markt im vergangenen Jahr ein Volumen von 35 Milliarden Renminbi. Auch bei ausländischen Unternehmen nimmt das Interesse zu. Sie begeben RMB-Bonds, um in der Volksrepublik zu wachsen. Allerdings gibt es bislang hohe Hürden für RMB-Investitionen auf dem Festland. Aber wer Renminbi einsammelt, will sie auch investieren können. Das geht im Moment noch nicht so einfach.

Wann kommt die erste RMB-notierte Aktie?
Ich denke, das wird noch in diesem Jahr passieren. Auf technischer Ebene sind wir schon fast so weit. Aber Sie müssen bedenken, dass auch ausreichend Renminbi in Hongkong im Umlauf sein müssen. Nehmen Sie die American Interna­tional Assurance als Beispiel. Das Unternehmen hat beim Börsengang 2010 über 20 Milliarden US-Dollar erzielt. Das sind umgerechnet über 134 Milliarden Renminbi.
Insgesamt waren in Hongkong Ende 2010 aber nur 300 Milliarden Renminbi in Umlauf. Wir müssen also Mittel und Wege finden, um ausreichend Liquidität sicherzustellen. Erst dann hat so ein Börsengang Sinn.

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