Erfolgreich hebeln

Der Hebel für den DAX

25.11.14 17:00 Uhr

Der Hebel für den DAX | finanzen.net
Börse Frankfurt

Optionsscheine und K.-o.-Papiere: Überproportional von Kursbewegungen profitieren - so funktioniert’s.

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von Gian Hessami, Euro am Sonntag

Das laufende Börsenjahr war für viele Anleger bislang ein Wechselbad der Gefühle. Zum Beispiel der DAX. Während der Index zur Jahresmitte mit mehr als 10.000 Punkten sein Allzeithoch erreichte, stürzten die Kurse später in den Keller. Im Oktober notierte der deutsche Leit­index zeitweilig unter 8.400 Zählern, anschließend ging es wieder deutlich nach oben. Für die Freunde von Hebelprodukten sind solche Turbulenzen willkommen. Denn je heftiger die Kursausschläge, desto mehr Geld können sie verdienen. Vorausgesetzt, ihre Markterwartung erfüllt sich auch. Wenn nicht, drohen hohe Verluste.

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Die beiden wichtigsten und meistgehandelten Hebelpapiergattungen sind Optionsscheine und Knock-out-Produkte. Letztere werden auch Knock-outs, Mini-Futures, Turbos oder Turbo-Optionsscheine genannt. Mit Optionsscheinen und Knock-outs können Anleger sowohl auf steigende Kurse (Call) als auch auf fallende Notierungen (Puts) spekulieren. Dadurch, dass Investoren beim Kauf deutlich weniger Kapital investieren als der Bezugswert (Basiswert) selbst kostet, können sie überproportional an den Kursbewegungen teilnehmen.

Gewinne, aber auch Verluste, werden also gehebelt. Aufgrund des möglichen Totalverlusts eignen sich beide Produkttypen in erster Linie für risikobereite Anleger. Die Klassiker unter den Hebelprodukten sind Standard-Optionsscheine, englisch auch Warrants genannt. Der Käufer eines solchen Papiers erwirbt das Recht, einen Basiswert zu einem festgelegten Preis zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put) - Basiswerte können zum Beispiel Aktien, Indizes, Währungen und Rohstoffe sein. Dieses Recht kann er während der Laufzeit (amerikanischer Optionstyp) oder am Laufzeitende (europäischer Optionstyp) ausüben - oder auch nicht. Ob er das Recht in Anspruch nimmt, hängt davon ab, ob das Geschäft sich für ihn rechnet.

Der innere Wert des Scheins
Ein fiktives Beispiel: Eine Aktie notiert bei zehn Euro und ein Anleger erwartet, dass der Kurs weiterhin steigen wird. Er kauft sich für einen Euro einen Call-Optionsschein auf die Aktie mit vier Monaten Laufzeit, dessen Basispreis zehn Euro beträgt. Der Käufer erwirbt mit dem Papier somit das Recht, die Aktie am Laufzeitende für zehn Euro (Basispreis) zu kaufen.

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Angenommen, die Aktie notiert nach vier Monaten bei zwölf Euro. Dann beträgt der innere Wert des Scheins zwei Euro, da Anleger die Aktie für zehn Euro kaufen und für zwölf Euro verkaufen können. Der Gewinn ist unter Berücksichtigung des Kaufpreises ein Euro. In der Praxis müssen Anleger aber nicht kaufen und verkaufen, die Gewinne werden automatisch ins Depot gebucht.

Der Wert des Optionsscheins ist in dem Beispiel um 100 Prozent gestiegen - während sich der Kurs der unterlegten Aktie nur um 20 Prozent erhöht hat. Der Kursgewinn der Aktie wurde damit um das Fünffache gehebelt. Sollte sich die Markterwartung des Anlegers nicht erfüllen, kommt es zu hohen Verlusten und im schlechtesten Fall zum Totalverlust. Letzterer tritt ein, wenn die Aktie am Laufzeitende auf oder unter ihrem Basispreis von zehn Euro notiert. Dann verfällt der Optionsschein wertlos. Um in die Gewinnzone zu gelangen, muss der Aktienkurs die Marke von elf Euro übersteigen - dabei spricht man vom sogenannten Break-even.

In der Praxis ist es zumeist so, dass Anleger Optionsscheine während der Laufzeit handeln. Ziel ist eine Preissteigerung der Papiere, um sie dann gewinnbringend zu verkaufen. Die Kursentwicklung der Papiere ist allerdings nicht nur vom Basiswert selbst, sondern von weiteren Marktfaktoren wie Restlaufzeit, Volatilität, Zins und Dividende abhängig.

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Daher ist die Kursentwicklung von Optionsscheinen während der Laufzeit nur schwer nachvollziehbar. So spielt die Volatilität, also die Schwankungsbreite des Basiswerts, eine wichtige Rolle. Steigt zum Beispiel die Volatilität, steigt auch der Kurs eines Optionsscheins. Der Grund: Werden die Kursausschläge größer, erhöht sich die Gewinnchance - und umgekehrt. Bei sinkender Volatilität sinkt der Preis des Optionsscheins. Dabei kann es passieren, dass der Kurs eines Scheins fällt, obwohl sich der Kurs des Basiswerts in die gewünschte Richtung entwickelt hat.

Lineare Preisentwicklung
Dieses Dilemma können Anleger mit Knock-out-Produkten umgehen, da diese den Basiswert linear abbilden. Volatilität spielt beispielsweise für die Wertentwicklung der Knock-outs keine Rolle. Das macht die Kursentwicklung dieses Produkts um einiges verständlicher. Ähnlich wie Indexzertifikate entwickelt es sich eins zu eins zum Basiswert - mit dem Unterschied, dass durch den geringeren Kapitaleinsatz im Vergleich zum direkten Kauf des Basiswerts eine Hebelwirkung entsteht.

Der innere Wert der K.-o.-Papiere berechnet sich ansonsten wie bei Optionsscheinen: Bei einem Call-Schein zieht man vom Kurs des Basiswerts den Basispreis ab. Sollte wie im obigen Beispiel der Kurs der unterlegten Aktie zwölf Euro und der Basispreis zehn Euro betragen, lautet der innere Wert des Papiers zwei Euro. Sowohl bei Optionsscheinen als auch bei K.-o.-Papieren spielt bei der Berechnung des inneren Werts bei vielen Produkten das Bezugsverhältnis eine Rolle. Dieses definiert, wie viele Scheine zum Bezug eines Basiswertes notwendig sind. So haben Papiere auf den DAX zumeist ein Bezugsverhältnis von 1 : 100 (0,01). Dabei berechtigen 100 Scheine zum Kauf (Call) oder Verkauf (Put) des ganzen Index.

Im Gegensatz zu Optionsscheinen können Knock-outs - wie der Name schon sagt - bereits während der Laufzeit von einem auf den anderen Moment wertlos werden. Dafür sorgt die eingebaute K.-o.-Schwelle. Sollte der Basiswert diese festgelegte Kursschwelle erreichen, kommt es zum Totalverlust. Daher eignen sich Optionsscheine besser für langfristigere Investments als Knock-outs. Sollte der Basiswert bei Optionsscheinen in die "falsche" Richtung laufen, besteht bei ihnen immer noch die Chance, dass bei einem Umkehrtrend das Investment bis zum Laufzeitende wieder in die Gewinnzone gelangt.

Optionsscheine zur Absicherun
g K.-o.-Papiere eignen sich also eher für kurzfristige Anlagen. Je länger sie laufen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ausgeknockt werden. Knock-outs werden sowohl mit unbegrenzter Laufzeit (Open End) als auch mit begrenzter Laufzeit angeboten. Unter den Open-End-Produkten gibt es aber auch Papiere, die über sogenannte Stopp-Loss-Schwellen verfügen. Diese Kursmarke liegt bei Call-Scheinen über und bei Put-Papieren unter dem Basispreis. Wird die Stopp-Loss-Schwelle gerissen, wird das Papier vorzeitig fällig und Anleger bekommen einen Restwert ausbezahlt.

Optionsscheine eignen sich übrigens nicht nur, um auf Kursbewegungen zu spekulieren, sondern auch zur Depotabsicherung. Put-Scheine gleichen dabei einer Versicherung, die im Schadensfall greift, da sie Depotverluste in fallenden Märkten wettmachen können.

Investor-Info

DAX-Call-Knock-out
Den DAX sechsfach hebeln

Für DAX-Optimisten eignet sich der Call-Knock-out der HVB. Damit können Anleger mit einem Hebel von sechs von der Indexperformance profitieren. Sollte der DAX jedoch die K.-o.-Schwelle von derzeit 7.873 Punkten erreichen, entsteht ein Totalverlust.

DAX-Put-Optionsschein
Vor Kursverlusten schützen

Investoren, die sich gegen fallende DAX-Kurse absichern wollen, können auf den DAX-Put-Optionsschein der Citigroup mit Hebel 17 zurückgreifen. Die Gewinnzone beginnt unterhalb der 9.000-Punkte-Marke. Liegt der Index am Ende auf oder über dem Basispreis von 9.500 Punkten, entsteht Totalverlust.

S & P-Call-Knock-out
Auf den S & P 500 setzen

Wer dem US-Aktienmarkt Aufwärtspotenzial zutraut, kann sich den Call-Knock-out-Schein der Commerzbank auf den S & P 500 einmal genauer ansehen. Der Hebel liegt bei acht und die K.-o.-Schwelle bei 1.795 Punkten. Sollte also der US-Leitindex um etwa zwölf Prozent von aktuell rund 2.050 Punkten nachgeben, ist das Geld verloren.

Glossar

Der innere Wert (Call)
Bei Call-Optionsscheinen und bei Call-Knock-outs berechnet sich der innere Wert eines Produkts, indem der Basispreis vom Kurs des Basiswerts abgezogen wird und das Ergebnis mit dem Bezugsverhältnis multipliziert. Beispiel: Der DAX liegt bei 9.600 und der Basispreis bei 9.000 Punkten, das Bezugsverhältnis ist 1:100: (9600 - 9000) x 0,01 = 6 €.

Der innere Wert (Put)
Bei Put-Optionsscheinen und Put-Knock-outs zieht man hingegen den Kurs des Basiswerts vom Basispreis ab und multipliziert das Ergebnis mit dem Bezugsverhältnis. Beispiel DAX-Put: Der DAX steht bei 9.000 Punkten, der Basispreis ist 9.500 Punkte, das Bezugsverhältnis 1:100: (9.500 - 9.000) x 0,01 = 5 €.

Bildquellen: KenDrysdale / Shutterstock.com, Julian Mezger für Finanzen Verlag

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