Hier stimmt was nicht! GfK - Vereinsmeierei in Nürnberg

Nehmen Sie sich einmal ein wenig Zeit und besuchen die Internetseite von Meinungsforscher GfK. In der Rubrik Investor Relations bei Ad-hoc News ist das Drama übersichtlich zusammengefasst.
von Jörg Lang, Euro am Sonntag
Seit 2012 mussten die Nürnberger jedes Jahr entweder das Ergebnis anpassen oder Firmenwerte abschreiben oder Margenziele anpassen. Die Fehlentwicklung zeigt der Vergleich der beiden Geschäftsjahre 2012 und 2015. In diesem Zeitraum sind die Erlöse um 30 Millionen, die Personalkosten hingegen um 80 Millionen Euro angestiegen.
Pleiten und Pannen nehmen ihren vorläufigen Höhepunkt im laufenden Jahr: Umsatz sowie Marge fallen deutlich und unterm Strich steht schon nach sechs Monaten wegen hoher Abschreibungen ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe. Gleichzeitig verlassen Vorstandschef Matthias Hartmann und Aufsichtsratsvorsitzender Arno Mahlert das Unternehmen wegen unterschiedlicher Ansichten zur geschäftspolitischen Ausrichtung mit dem Mehrheitsaktionär GfK Verein.
Wenn GfK in der nächsten Woche seine Zahlen für das dritte Quartal vorlegt, sollten Anleger nicht mit einer Trendwende rechnen. Mit Ralf Klein-Bölting hat der 1934 gegründete Verein zwar einen Aufsichtsratsvorsitzenden aus den eigenen Reihen installiert und signalisiert Handlungsbereitschaft, doch damit sind die operativen Probleme nicht gelöst. Während in der Branche Fusionen stattfanden, hat GfK absolut und relativ an Bedeutung verloren.
Und diese Entwicklung wird sich fortsetzen, wenn ein neu installiertes Management wie dringend nötig auf die Kostenbremse tritt. Dann dreht sich die Spirale aus sinkenden Erlösen und niedrigeren Gewinnen weiter nach unten. Gleichzeitig seien weitere Sonderkosten vorstellbar, sagen etwa die Analysten von KeplerCheuvreux. Möglicherweise wird dann auch der Verein mit seinen 550 Mitgliedern erkennen, dass er vielleicht nicht mehr der beste Eigentümer für das Unternehmen oder zumindest von Teilen davon ist. Bis dahin bleibt die Aktie totes Geld.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.
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