Mifa: Verluste aus dem Nichts
Wer schon zu Zeiten des Neuen Markts an der Börse agierte, wird sich ganz sicher auch an die bayerische Telematikfirma Comroad und die dunklen Machenschaften ihres Vorstands Bodo Schnabel erinnern.
von Lars Winter, Euro am Sonntag
Dieser hatte die Umsätze seines Unternehmens über Jahre manipuliert und bilanziell getrickst. Am Ende wurde er auch dank der Recherche unseres Schwestermagazins BÖRSE ONLINE wegen Betrugs und Insiderhandels zu sieben Jahren Haft verurteilt. Comroad wurde von der Börse verbannt. Ganz so dramatisch wie einst bei Comroad ist die Lage bei Mifa noch nicht. Dennoch schickt sich der traditionsreiche Fahrradbauer aus Sangerhausen an, zumindest eine kleine Comroad des Ostens zu werden.
Viele Anleger schauen inzwischen mit Argwohn auf die Geschäftsentwicklung von Mifa. Wie aus dem Nichts sind dort Verluste in zweistelliger Millionenhöhe aufgelaufen, wohl schon seit Jahren sind die Bilanzen fehlerhaft. Der einstige Firmenchef Peter Wicht hat sich - wegen gesundheitlicher Probleme, wie es offiziell heißt - praktisch über Nacht der Verantwortung entzogen und Mitarbeiter, Aktionäre und Anleihegläubiger im Regen stehen lassen. Die finanzielle Lage in Sangerhausen ist prekär. Das Eigenkapital von Mifa, das 2013 alten Angaben zufolge noch bei über 40 Millionen Euro lag, dürfte auf einen einstelligen Millionenbetrag zusammengeschmolzen sein. Operativ lahmt das Geschäft, zudem drückt eine millionenschwere Anleihe. Springt nicht bald ein Retter ein, dürfte der Gang zum Insolvenzgericht nicht lang auf sich warten lassen.
Dass der indische Fahrradbauer Hero Cycles mit einer Finanzspritze hilft, ist unwahrscheinlich. Die kolportierten Übernahmegerüchte wurden wahrscheinlich bewusst lanciert. Mifa ist zu einer undurchsichtigen Black Box geworden, in der - wie man es am Aktien- und Anleihekurs ablesen kann - ein hohes Insolvenzrisiko schlummert, das auch etliche Klagen nach sich ziehen dürfte. Ein Investor, der sich so etwas jetzt ans Bein bindet, hat entweder ein Rad ab oder steckt vielleicht selbst mit drin. Nicht investierte Anleger machen besser einen großen Bogen um Mifa und führen sich die mahnenden Worte des DDR-Volksmunds vor Augen: "Wer Mifa fährt, fährt nie verkehrt, weil Mifa überhaupt nicht fährt."