Berentzen-Gruppe: "Wir müssen und werden deutlich mehr innovieren"

Berentzen-Vorstand Oliver Schwegmann über den Rekordsommer 2018, Wachstumsimpulse im zweiten Halbjahr, die Wachstumsdelle im Frischsaftsegment und neue Getränke-Innovationen.
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Die Profitabilität gesteigert und das Konzernergebnis mehr als verdoppelt. Dem steht ein konservativerer Ausblick beim Umsatz gegenüber. Der Halbjahresbericht der Berentzen-Gruppe enthält Licht und Schatten. Finanzen.net traf Berentzen-Vorstand Oliver Schwegmann zum exklusiven Interview.
Schwegmann zeigt sich überzeugt, "dass unsere großartigen Marken und bald auch wieder eine Vielzahl an Innovationen einen nachhaltigen Unternehmenswert schaffen werden".
Finanzen.net: Herr Schwegmann, der Sommer 2018 wird als einer der heißesten und trockensten in die Annalen eingehen. Das müsste Ihnen doch auch eine Sonderkonjunktur insbesondere bei den alkoholfreien Getränken bescheren, oder?
Oliver Schwegmann: Sicher hat der heiße Sommer dazu beigetragen, dass wir bei den Alkoholfreien Getränken ein Umsatzplus erzielt haben, alleine im zweiten Quartal 2018 lag dieses bei 11,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aber natürlich sind unsere Produktionskapazitäten leider auch begrenzt. Wir hatten in diesem Sommer zwar eine sehr hohe Lieferfähigkeit, gerade auch im Vergleich mit unseren Mitbewerbern, was uns zeigt, dass die substanziellen Maßnahmen, die wir an unserer Supply-Chain vorgenommen haben, richtig waren, aber es gibt eben ein Limit bei der Menge, die wir produzieren können. Zudem möchte ich anmerken, dass der jetzt veröffentlichte Halbjahresbericht, über den wir ja sprechen, die wirklich heißen Monate Juli und August noch nicht berücksichtigt.
Sie erwähnten ihn schon: den Halbjahresbericht. Im ersten Halbjahr 2018 fehlten noch besondere Umsatzimpulse, im Gegenzug konnten Sie die operative Marge deutlich ausbauen. Wie fällt Ihr Fazit zur ersten Jahreshälfte aus?
Insgesamt sind wir mit der Entwicklung unserer Ergebniskennzahlen durchaus zufrieden. Wir konnten EBIT und EBITDA in den ersten sechs Monaten bei einem erhöhten Einsatz von Marketingbudgets signifikant steigern und unser Konzernergebnis mehr als verdoppeln. Die Verbesserung der operativen Profitabilität ist dabei bemerkenswert, zeigen wir damit doch, dass wir durch eine optimierte Steuerung der Produktkategorien deutlich profitabler wirtschaften können. Aber natürlich hatten wir uns im Hinblick auf die Entwicklung unserer Konzernumsatzerlöse ursprünglich mehr erwartet.
Stichwort Umsatzerlöse. Nach dem schwächeren Jahresstart haben Sie die Umsatzprognose für das Gesamtjahr angepasst. Hat Berentzen ein Wachstumsproblem?
In eher gesättigten Märkten wie denen für Spirituosen und alkoholfreie Getränke haben Sie naturgemäß immer die Fragestellung, wie überhaupt Wachstum erzielt werden kann. Tatsächlich war die Entwicklung im ersten Quartal denn auch deutlich abseits unserer Erwartungen, aber im zweiten Quartal 2018 erzielten wir bereits wieder höhere Umsatzerlöse als im Vergleichsquartal 2017 - wir zeigen also wieder Wachstum. Auch für das Gesamtjahr 2018 rechnen wir trotz korrigierter Umsatzprognose weiterhin mit einem - wenn auch leichten - Plus im Hinblick auf die Konzernumsatzerlöse. Bei der Betrachtung des Gesamtjahres darf außerdem nicht außer Acht gelassen werden, dass wir in dieser Woche unsere Vergleichszahlen zu einem starken ersten Halbjahr 2017 präsentiert haben. Das zweite Halbjahr 2017 war hingegen von einigen Herausforderungen geprägt, d. h. aufgrund der Ausgangsbasis sind wir sehr optimistisch, im weiteren Jahresverlauf Wachstum zu erreichen. Zudem haben wir immer wieder kommuniziert, dass bereits angestoßene Maßnahmen, von denen wir uns zusätzliche Wachstumsimpulse versprechen, erst im zweiten Halbjahr 2018 ihre volle Wirkung entfalten werden, wie die neuen Marketing- und Media-Kampagnen für Berentzen und Mio Mio sowie der weitere Distributionsaufbau für Mio Mio.
Sie sprechen Mio Mio an. Wie weit ist die Berentzen-Gruppe auf ihrem Weg, sich auch bei den alkoholfreien Getränken von einem regionalen Getränkeanbieter zu einem nationalen Markenunternehmen weiterzuentwickeln, schon vorangekommen?
Wir haben bei den Alkoholfreien Getränken im ersten Halbjahr ein Umsatzwachstum von 2,8 % verzeichnet. Ohne das Lohnfüllgeschäft, bei dem wir ein deutliches Umsatzminus zu verbuchen hatten, hätte das Umsatzplus in diesem Segment sogar bei 12 % gelegen, was vor allem auf unsere eigenen Marken, allen voran Mio Mio zurückzuführen ist. Aber auch das Geschäft mit unseren Mineralwässern hat sich sehr positiv entwickelt. Insofern haben wir auf unserem Weg schon ein gutes Stück geschafft, aber unser Anspruch ist es, auch mit der Entwicklung weiterer, spannender Konzepte unserem Ziel sukzessive näherzukommen.
Das Segment Frischsaftsysteme konnte hingegen zuletzt die Erwartungen nicht erfüllen. Welche Maßnahmen haben Sie eingeleitet, damit auch das Geschäft mit Fruchtpressen in den nächsten Quartalen wieder Fahrt aufnimmt?
Wir werden deutlich stärker als bisher Entwicklung, Produktion und Vertrieb neuer Gerätetypen und Gerätegenerationen zum Kern unseres Geschäfts im Segment Frischsaftsysteme machen. Man muss aber bedenken, dass technische Innovationen eine deutlich höhere Entwicklungszeit mit sich bringen als etwa Rezepturen bei unseren Getränken. Wir haben leider ein paar Entwicklungsideen verworfen und müssen den dadurch entstandenen Zeitverlust nun aufholen, um uns dauerhaft als technologischer Marktführer bei Fruchtpressen zu etablieren. Außerdem sind wir bislang auf zu wenigen Märkten präsent und daher mitunter abhängig von der Entwicklung in einem einzelnen Land. Hier arbeiten wir bereits an einer Ausweitung unserer Vertriebsgebiete. Erste Erfolge haben wir beispielsweise in Indien, Mexiko und Argentinien erzielt.
Welche Erwartungen haben Sie an die weitere Entwicklung Ihres Kerngeschäfts mit Spirituosen und welche Innovationen haben Sie dort in der Pipeline?
Wir bewegen uns bei den Spirituosen in einem hochkompetitiven Marktumfeld, das sich durch besondere Dynamiken auszeichnet. Während einige Kategorien seit Jahren rückläufig sind, passiert in anderen sehr viel. Mit unseren Kernmarken Berentzen und Puschkin haben wir uns behauptet und unsere Marktanteile sogar weiter ausbauen können. Für beide Marken planen wir spannende Innovationen. Dabei spreche ich nicht einfach von weiteren Geschmacksrichtungen, sondern von wirklich neuen Konzepten, mit denen wir die Kunden ansprechen wollen. Im Bereich der Handels- und Zweitmarken beobachten wir am Markt eine zunehmende Premiumisierung. Der Konsument ist auch hier bereit mehr Geld für höhere Qualität auszugeben. Auf diesen Trend reagieren wir, indem wir dem Handel hochwertige Spirituosenkonzepte anbieten. Sie sehen, für alle drei Geschäftsbereiche - Spirituosen, Alkoholfreie Getränke und Frischsaftsysteme - gilt: Wir müssen und werden deutlich mehr innovieren.
Kommen wir zurück auf die Halbjahreszahlen zu sprechen. Sehr erfreulich hat sich die EBIT-Marge mit einer Steigerung von 5,2 % im Vorjahr auf nun 5,8 % entwickelt. Wie schätzen Sie hier die weitere Entwicklung ein? Sehen Sie die Möglichkeit weitere Margenpotenziale zu heben und wie könnte sich die Profitabilität der Berentzen-Gruppe mittelfristig entwickeln?
Angesichts kostenoptimierter Betriebsstrukturen hängt die Konzern-Umsatzrendite sehr entscheidend davon ab, welche Produktkategorien die Erlöse und das Umsatzwachstum prägen, denn diese sind sehr unterschiedlich margenstark. Der Produktmixeffekt ist für die EBIT-Rendite in unserem Konzern daher von großer Bedeutung. Daher sind alle strategischen Innovationsprojekte, aber auch die permanenten operativen Vertriebssteuerungen auf dieses Thema ausgerichtet mit dem Ziel, die EBIT-Marge weiter zu verbessern.
Die Berentzen-Aktie pendelt nun bereits seit einem Jahr in einer engen Bandbreite zwischen unter 7,00 Euro und 8,50 Euro. Worauf führen Sie die Zurückhaltung der Anleger zurück? Und woher könnten Impulse für einen neuen Aufwärtstrend kommen?
Die Anleger sind möglicherweise darüber irritiert, dass einige Geschäftsfelder nicht wie Schnellzüge auf sicheren Schienen in eine neue Ertragsdimension gefahren sind. Kurzfristig hat unser Geschäftsmodell tatsächlich immer mal wieder Ergebnisrisiken, langfristig orientierte Investoren stört das aber nicht, weil sie wie wir der Überzeugung sind, dass unsere großartigen Marken und bald auch wieder eine Vielzahl an Innovationen einen nachhaltigen Unternehmenswert schaffen werden. Das wird sich dann auch wieder in einem besseren Kurs zeigen.
Herr Schwegmann, vielen Dank für das Interview.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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