Italien entscheidet über Auslieferung von Nord-Stream-Verdächtigem
ROM (dpa-AFX) - Italiens oberstes Gericht verhandelt am Mittwoch abschließend darüber, ob einer der mutmaßlichen Beteiligten an den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee an Deutschland ausgeliefert wird. Der Kassationshof in Rom ist für den 49 Jahre alten Ukrainer die letzte Chance, eine Auslieferung zu verhindern. Die Entscheidung wird am späten Abend erwartet. Der Mann gilt als einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge auf die Gasleitungen aus Russland im September 2022.
Die Bundesanwaltschaft wirft dem Ukrainer gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor. Deshalb soll er in Deutschland vor Gericht gestellt werden, vermutlich in Hamburg. Der Ukrainer wurde Ende August festgenommen, als er mit seiner Familie Urlaub an der italienischen Adria machte. Ein Berufungsgericht hat seine Auslieferung bereits erlaubt. Falls der Kassationshof die Entscheidung bestätigt, könnte er bis Ende nächsten Monats überstellt werden.
Anschlag machte 2022 weltweit Schlagzeilen
Der Anschlag hatte vor drei Jahren weltweit Schlagzeilen gemacht. Mehrere Sprengungen beschädigten die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Die Explosionen wurden in der Nähe der Insel Bornholm registriert. Wenig später entdeckte man vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen. Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war infolge des im Februar 2022 gestarteten russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch nicht in Betrieb.
In Polen sitzt ein weiterer Verdächtiger in Untersuchungshaft. Der 46 Jahre alte Mann kommt ebenfalls aus der Ukraine. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe handelt es sich um einen ausgebildeten Taucher. Über eine mögliche Auslieferung an Deutschland muss noch entschieden werden./cs/DP/jha