Geldpolitik

Fed trotzt politischem Druck: Leitzins bleibt stabil - Entscheidung nicht einstimmig

30.07.25 21:46 Uhr

Keine Leitzinssenkung: Fed kontert Trumps Forderungen | finanzen.net

Mit Spannung hatten die Anleger auf die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank Fed gewartet. Am Mittwochabend gaben die Währungshüter ihre Leitzinsentscheidung bekannt.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat am Mittwochabend über den Leitzins entschieden.

Wer­bung

Wie am Markt erwartet worden war, passte die US-Notenbank diesen nicht an, er liegt damit weiterhin in der Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent und bleibt damit seit Dezember 2024 unverändert. Der Leitzins ist für Banken wichtig: Zu diesem Satz können sie sich bei der Zentralbank Geld leihen.

Nach Angaben der Fed vom Mittwoch hat sich das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr abgeschwächt, während die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten nach wie vor groß ist. Ersteres könnte ein erstes Zeichen dafür sein, dass die Fed im September tatsächlich erstmals seit Dezember 2024 den Leitzins senken wird.

Bislang stemmt sich US-Notenbank-Chef Jerome Powell gegen Trump, dem die aktuelle Leitzinsspanne zu hoch ist. Weil er aber nicht das bekommt, was er verlangt, hat Trump den Fed-Chef in den vergangenen Monaten immer wieder verbal attackiert und unter anderem als "Dummkopf", "Schwachkopf" und "dummen Kerl" beschimpft. Auch am Mittwoch polterte Trump nur wenige Minuten vor der Bekanntgabe des neuen Leitzinses wieder gegen ihn.

Wer­bung

Trump will einen niedrigeren Leitzins, um die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten anzukurbeln. Zudem fällt es Regierungen bei niedrigem Zins leichter, sich zu verschulden: Laut einer Einschätzung des Haushaltsamts des US-Kongresses wird sich das Defizit durch Trumps neues Steuergesetz innerhalb der nächsten zehn Jahre um rund 3,3 Billionen US-Dollar (etwa 2,8 Billionen Euro) erhöhen.

Zollpolitik der US-Regierung prägt die Geldpolitik

Angesichts bestehender Inflationsrisiken infolge Trumps Zollpolitik setzt Notenbankchef Powell auf eine umsichtige Geldpolitik und zögert mit Zinssenkungen. Zuletzt zeigte sich zudem der Arbeitsmarkt in den USA robust, was ebenfalls kein Grund für einen niedrigeren Leitzins ist. "Bleiben die kommenden Arbeitsmarktberichte solide und kommen die Inflationsraten nicht zurück, wird es zu keiner Zinssenkung im September kommen", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.

Unter Trumps Führung haben die USA gegen eine Vielzahl von Ländern Zölle angedroht oder bereits etabliert - mit Folgen für die US-Bevölkerung: Erst am Dienstag hatte sich der Internationale Währungsfonds (IWF) über teils gestiegene Importpreise in dem Land besorgt. Dies deute darauf, dass Unternehmen damit beginnen, höhere Kosten auf ihre Preise umzulegen. Am Ende bedeute dies, dass die Zölle von Importeuren, Einzelhändlern und letztlich von den Kunden getragen werden.

Wer­bung

Trump drohte bereits mehrmals mit der Entlassung Powells

Die Hürden für eine Absetzung des Notenbankchefs durch Trump sind aber hoch: Dafür ist ein "wichtiger Grund" nötig. Juristisch ist die Frage, ob ein US-Präsident einen Notenbank-Chef entlassen kann, nicht vollständig geklärt. Die Amtszeit von Powell endet im kommenden Mai. Doch anders als Trump es gerne nahelegt, entscheidet Powell als Chef nicht alleine über den Leitzins - das macht der Zentralbankrat.

Zuletzt war sich Trump nicht zu schade, neue Argumente für eine Entlassung Powells zu finden oder auch zusammenzureimen: Bei einem Rundgang in der Notenbank hielt Trump ihm angebliche neue Zahlen zu den steigenden Kosten der Renovierungsarbeiten der Federal Reserve in Höhe von 3,1 Milliarden US-Dollar vor. Powell schüttelte sichtbar den Kopf. Beim Sichten eines Schreibens, das Trump ihm aushändigte, stellte der Fed-Chef fest: "Das ist ein Gebäude, das bereits gebaut wurde. Es wurde vor fünf Jahren fertiggestellt." Später stimmte Trump dann aber neue Töne an: Eine Entlassung sei "ein großer Schritt, und ich halte ihn einfach nicht für notwendig", sagte er.

Keine einheitliche Entscheidung

Der Fed-Offenmarktausschuss sah sich bei seiner Entscheidung mit seltenen Gegenstimmen von zwei Fed-Gouverneuren konfrontiert, die eine sofortige Senkung forderten.

Der Beschluss fiel mit 9 zu 2 Stimmen. Die beiden Fed-Gouverneure Christopher Waller und Michelle Bowman votierten für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte. Es war das erste Mal seit 1993, dass zwei Fed-Gouverneure ein abweichendes Votum abgaben.

Bowmans abweichende Meinung war eine bemerkenswerte Kehrtwende, nachdem sie in den vergangenen Jahren eine führende Befürworterin einer strafferen Geldpolitik war und sich im vergangenen September gegen eine erste Senkung von einem höheren Niveau aus ausgesprochen hatte.

Abweichler bei Zinsentscheidungen kommen bei der Fed eher selten vor. Waller wird eine Nähe zu Trump nachgesagt. Der US-Präsident soll ihn neben Finanzminister Scott Bessent als Nachfolger von Powell in Betracht ziehen.

Redaktion finanzen.net mit Material von dpa (AFX) und Dow Jones Newswires

Bildquellen: Mesut Dogan / Shutterstock.com, tlegend / Shutterstock.com

News Teaser - Vorschau