Hintergrundinformationen - Woher Merz' Idee zum Kinderdepot kam

Friedrich Merz' Vision vom staatlich finanzierten Kinderdepot ist keine spontane Eingebung des Bundeskanzlers. Die Idee hat wissenschaftliche Wurzeln und wurde bereits von verschiedenen Akteuren in die politische Debatte eingebracht.
• Wirtschaftsweise unterstützen Merz‘ Kinderdepot mit wissenschaftlicher Empfehlung
• CDU greift Idee auf: Startkapital für jedes Kind, unabhängig vom Elternvermögen
• Merz spricht von "Frühstart-Rente"
Wissenschaftliche Rückendeckung durch die Wirtschaftsweisen
Eine wichtige wissenschaftliche Stütze erhielt Merz' Kinderdepot-Idee durch die Empfehlungen des Sachverständigenrats Wirtschaft. Die sogenannten Wirtschaftsweisen hatten im Oktober 2024 ein staatlich finanziertes Kinderstartgeld vorgeschlagen, wie aus Berichten der Tagesschau hervorgeht. Das Konzept sieht vor, dass der Staat jedem Kind ab dem sechsten Geburtstag monatlich Fondsanteile in Höhe von zehn Euro schenkt.
Die Begründung der Wirtschaftsweisen ist vielschichtig: Mit 18 Jahren sollen die jungen Menschen über das angesparte Kapital verfügen können - nach zwölf Jahren wären das bei einer angenommenen jährlichen Rendite von vier Prozent rund 2.100 Euro. Das Programm zielt laut den Experten darauf ab, eine Teilnahme am Kapitalmarkt bereits früh im Leben zu verankern und dadurch langfristige Erfahrungen mit entsprechenden Anlagen und deren Renditechancen für breite Bevölkerungsschichten zu ermöglichen.
Das Konzept würde den Staat nach Angaben der Wirtschaftsweisen langfristig jährlich rund 1,5 Milliarden Euro kosten. Gleichzeitig soll es die Finanzkompetenz stärken - sowohl der Kinder als auch der Eltern, die zunächst die Kapitalanlage übernehmen und den Fonds nach bestimmten Kriterien aussuchen können.
Parteiinterne Unterstützung durch Sepp Müller
Die wissenschaftliche Empfehlung fiel in der CDU auf fruchtbaren Boden. Sepp Müller, Vizevorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Parlamentarier aus Dessau-Wittenberg, griff die Idee auf und entwickelte sie weiter. In einem Interview mit dem Magazin "Stern" warb er für ein Kinderstartkapital für jedes deutsche Kind und bezeichnete es als Deutschland-ETF - und zwar für jedes Kind, unabhängig vom Reichtum der Eltern, wie aus Berichten der dts Nachrichtenagentur aus dem November 2024 hervorgeht.
Müller begründete seinen Vorstoß mit der wachsenden Vermögensungleichheit in Deutschland zwischen Ost und West, zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Akademikern und Arbeitern. Dagegen helfe nicht nur Umverteilung von oben nach unten, so der CDU-Politiker. Stattdessen müsse man alle Menschen stärker am Produktivkapital beteiligen.
Merz' konkrete Umsetzung im Wahlprogramm
Friedrich Merz selbst hatte bereits am 7. November 2024 bei einer Veranstaltung des Startup-Verbandes erklärt, er könne sich ein staatlich gesponsertes Kapitalmarktkonto für jedes Kind vorstellen. Damit griff der CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat eine Idee auf, die sowohl wissenschaftlich fundiert als auch von der eigenen Fraktion unterstützt wurde.
Inzwischen ist das Konzept in konkreter Planung. Merz spricht von einer "Frühstart-Rente" und rechnet mit optimistischeren Zahlen als die Wirtschaftsweisen.
Die Finanzierung sieht Merz als überschaubar an: Bei etwa 700.000 jungen Menschen pro Jahrgang koste das sieben Millionen Euro monatlich für jeden Jahrgang. Das sei allemal günstiger als immer höhere Bundeszuschüsse für die Rentenversicherung, argumentiert der Kanzler.
Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) unterstützt diese Richtung ebenfalls. In einem Beitrag zur Vermögensbildung betont die Organisation, dass Wohlstand für alle seit Ludwig Erhard nicht an Aktualität verloren habe. Doch Wohlstand entstehe nur, wenn individuell Vermögen aufgebaut werden könne. Die CDA sieht die Beteiligung der Menschen an Gewinnen der Wirtschaft als zentrales Aufstiegsversprechen der Sozialen Marktwirtschaft.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
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