Wie funktionieren synthetische ETFs? Vorteile und Risiken

Anleger, die mittels der immer beliebter werdenden ETFs investieren, sind wahrscheinlich schon mal über den Begriff "synthetischer ETF" gestolpert. Doch was ist das überhaupt?
• Synthetische ETF: Indexnachbildung mittels Tauschgeschäft
• Geringerer Tracking Error durch exakte Indexnachbildung
• Synthetisch replizierende ETFs oftmals nur schwer nachvollziehbar
Exchange Traded Funds (ETFs), also börslich gehandelte Fonds, rücken zunehmender in den Fokus europäischer Anleger. Diese Assets kann man in zwei Hauptkategorien - physische und synthetische - unterscheiden. Recht einfach zu verstehen sind dabei die physischen ETFs, denn sie bilden die Wertentwicklung eines Indizes (z.B. DAX oder SMI) ganz einfach nach, indem sie die Vermögenswerte, die sie abbilden sollen - also z.B. die im entsprechenden Index enthaltenen Aktien -, tatsächlich erwerben. Da auf die gleiche Gewichtung geachtet wird, fällt oder steigt der Wert des ETF gemeinsam mit dem Kurs des Aktienindex.
Synthetische ETFs
Auch synthetische ETFs ahmen die Ergebnisse eines Indizes nach, allerdings ohne die Titel, die im Index enthalten sind, direkt zu kaufen. Stattdessen schließen die ETF-Emittenten Swap-Verträge - d.h. ein Tauschgeschäft - mit einer dritten Partei ab, beispielsweise einer Bank. Der Swap-ETF erhält dann von dem Tauschpartner, bei dem es sich oftmals auch um dem Emittenten des ETFs handelt, die Wertentwicklung des nachgebildeten Index und gibt ihm im Gegenzug die Wertentwicklung der im Swap-ETF enthaltenen Wertpapiere. Man spricht hierbei auch von einer künstlichen, "synthetischen Replikation" oder einer "indirekten Replikation".
Auf die synthetische Nachbildung wird oft dann zurückgegriffen, wenn der nachgebildete Index sehr viele Titel umfasst, wie beispielsweise der MSCI World mit seinen über 1.500 Positionen. Denn einen ETF auf einen Index mit einer solchen unübersichtlichen Anzahl an Wertpapieren stetig anzupassen ist aufwendig und kostenintensiv.
Vorteile von Swap-ETFs
Manche Anlageklassen werden durch die indirekte Replikation überhaupt erst investierbar gemacht. Ein Beispiel hierfür sind Geldmarkt-ETFs, die ohne synthetische Replikation kaum abbildbar sind. Ein weiteres Beispiel sind Rohstoff-ETFs, weil hier mit Futures gehandelt wird. Dank synthetischer ETFs wird es Anlegern zudem auch ermöglicht, in Nischenindizes zu investieren, die nur ein geringes Handelsvolumen ausweisen oder bei denen der Zugriff auf die Vermögenswerte über die Börsen eher schwierig ist, beispielsweise bei für ausländische Anleger geschlossenen Aktienmärkte.
Zu den wichtigsten Vorteilen synthetischer ETFs gehört ferner, dass sie nur einen sehr geringen "Tracking Error" ausweisen, das bedeutet ihnen gelingt eine sehr genaue Nachbildung eines Indizes. Diese Genauigkeit verdanken sie dem Umstand, dass meist geringere Kosten als physische ETFs mit sich bringen. Generell sind die Kosten für Anleger bei synthetischen ETFs nämlich üblicherweise etwas niedriger als bei physischen ETFs. Dies hängt damit zusammen, dass erstere vor allem Kosten beim Abschluss der Swap-Verträge verursachen, wohingegen letztgenannte Transaktionskosten beim ständigen An- und Verkauf von Wertpapieren verursachen.
Nachteile der synthetischen Replikation
Auf der anderen Seite haben diese Vorteile aber auch ihren Preis, denn Anleger gehen das sogenannte Kontrahentenrisiko - auch als Gegenparteirisiko bekannt - ein. Sie laufen somit nicht nur Gefahr, dass die tatsächlichen Vermögenswerte - z.B. die Aktien des nachgebildeten Index - an Wert verlieren, sondern müssen zusätzlich befürchten, dass der Swap-Partner in Zahlungsschwierigkeiten oder in die Insolvenz gerät. Obwohl dem ETF also gemäß der Vereinbarung die Wertsteigerung des zugrundeliegenden Index zusteht, erhält er diese nicht immer, wenn die andere Partei nicht zahlen kann.
Um dieses Risiko für Anleger zu begrenzen hat jedoch die EU Regulierungsvorschriften erlassen: So werden beispielsweise die Höhe der Tauschgeschäfte begrenzt und es müssen Sicherheiten vorgehalten werden, die dann auch regelmäßig angepasst werden.
Zu beachten ist ferner, dass die Replikation bei Swap-ETFs weniger einfach sein kann. Dann sind synthetische ETFs - im Unterschied zu physischen ETFs - für den Anleger weniger gut nachvollziehbar.
Redaktion finanzen.net
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