Keine Einigung über Rückgabe von Leichen an die Ukraine
MOSKAU/KIEW (dpa-AFX) - Zwischen Russland und der Ukraine stockt der vereinbarte Austausch von Kriegsgefangenen und toten Soldaten. Es gebe zwar Kontakte, Zahlen würden zusammengestellt, aber noch fehle eine abschließende Übereinkunft, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Sowie diese abschließende Übereinkunft steht, wird - das hoffen wir - der Austausch stattfinden", sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.
Am Montag ließen beide Seiten gefangene Soldaten unter 25 Jahren frei, eine genaue Zahl wurde nicht genannt. Den Austausch von Gefangenen sowie die Rückgabe von bis zu 6.000 toten ukrainischen Soldaten hatten beide Seiten Anfang Juni in Istanbul vereinbart. Bei der Umsetzung hakt es aber.
Moskau: Leichen warten in Kühlwagen an der Grenze
Peskow wies darauf hin, dass an der belarussischen Grenze mehr als 1.200 Leichen ukrainischen Soldaten in Kühlwagen auf die Rückgabe warteten. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, nannte es unmenschlich, dass die Ukraine ihre Toten nicht zurücknehme.
Zu dem Problem hat der ukrainische Koordinierungsstab erklärt, dass die russische Seite die Übergabe ohne genaue Terminabsprache eigenmächtig begonnen habe. Alle toten Soldaten würden heimgeholt, heißt es.
Tausende tote Soldaten bedeuten hohe Entschädigungen
Sollten indes bis zu 6.000 Soldatenleichen heimkehren, wäre dies für die Ukraine nicht nur ein Trauerfall von bislang ungekanntem Ausmaß, es wäre auch eine schwere finanzielle Bürde für das angegriffene Land. Wird der Tod eines Soldaten im Kampfeinsatz anerkannt, bekommen Angehörige in Summe 15 Millionen Hrywnja ausgezahlt, umgerechnet mehr als 300.000 Euro. Davon gibt es 60.000 Euro sofort und den Rest in 40 Monatsraten. 6.000 Leichname wären eine Belastung für den Staatshaushalt von mehr als 1,9 Milliarden Euro.
Auch deswegen kursiert der Vorwurf, dass die Behörden einen Soldaten eher als vermisst gelten lassen, als seinen Tod anzuerkennen. Im Parlament wird ein Gesetzentwurf diskutiert, nachdem als vermisst geltende Soldaten erst zwei Jahre nach Kriegsende gerichtlich für tot erklärt werden können.
Schickt Moskau russische Leichen in die Ukraine?
Außerdem hat Präsident Wolodymyr Selenskyj vergangene Woche Montag erstmals den Verdacht geäußert, der Ukraine könnten russische Leichen untergeschoben werden. Er berief sich dabei auf einen angeblichen Vorfall in der Vergangenheit. Belege legte er nicht vor./ast/DP/jha