Kritik nach Gefangenenaustausch: Kein Asow-Kämpfer frei
KIEW (dpa-AFX) - In die Freude in der Ukraine über die Rückkehr von 1.000 Gefangenen aus Russland in einem großen Austausch mischt sich auch Kritik. Unter den Heimkehrern sei kein Soldat der 12. Asow-Brigade, kritisierte der Asow-Kommandeur Denys Prokopenko auf Facebook.
Er sprach von einer "Schande für das Land". Die Asow-Kämpfer hätten das Stahlwerk in Mariupol bis Mai 2022 verteidigt und seien dann auf Befehl in Gefangenschaft gegangen. Sie hätten nach mehr als drei Jahren "das absolute Recht, vorrangig ausgetauscht zu werden", argumentierte der einflussreiche Kommandeur.
Die 2014 gegründete frühere Freiwilligentruppe Asow hat sich zu einer der kampfstärksten ukrainischen Einheiten entwickelt. Sie bildet jetzt den Kern eines neuen Großverbands, des 1. Korps der Nationalgarde Asow, unter Führung Prokopenkos.
Geheimdienstler und Priester als Tauschobjekte?
Der Oberst kritisierte die ukrainische Verhandlungstaktik. Wenn Moskau die Asow-Leute nicht gegen einfache russische Soldaten freilasse, brauche Kiew andere Tauschobjekte, schrieb er. Dabei nannte er russische Geheimdienstler oder Priester der früher moskautreuen orthodoxen Kirche in der Ukraine.
Russland und die Ukraine haben am Sonntag einen dreitägigen Austausch mit der Freilassung von insgesamt je 1.000 Gefangenen abgeschlossen. Der Schriftsteller Stanislaw Asjejew kritisierte, dass keine Zivilisten aus dem Donbass freigekommen seien, die teilweise bereits seit acht Jahren in der Gewalt der dortigen moskautreuen Behörden seien. Asjejew war selbst in einem Foltergefängnis in Donezk eingesperrt und 2019 freigekommen./fko/DP/he