Nach Reise-Absage: Ruf nach mehr Unabhängigkeit von China

28.10.25 05:44 Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter sieht die deutsch-chinesischen Beziehungen nach der vorläufigen Absage der Reise von Außenminister Johann Wadephul (CDU) auf einem Tiefpunkt. Im Gespräch mit dem Nachrichtenportal "web.de" gab er daran China die Schuld. "Aktuell ist China der Partner, der die Konfrontation sucht. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass deutsche Unternehmen Geschäftsgeheimnisse freigeben sollen, um an seltene Erden aus China zu gelangen", so Kiesewetter.

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"Wir sollten Sicherheit durch Abstand schaffen, indem wir Risiken minimieren und uns dort, wo es geboten ist, auch von China entkoppeln", sagte der CDU-Politiker. Auch der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Norbert Röttgen (CDU), sprach sich für mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit aus. Deutschland müsse "einseitige Abhängigkeiten von China abbauen, die uns angreifbar machen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Opposition kritisiert Wadephul

Bundestags-Vizepräsident Omid Nouripour mahnte, die Bundesregierung dürfe die Gesprächsfäden nach China nicht abreißen lassen. "In der internationalen Diplomatie gibt es wenig Raum für Beleidigtsein - Deutschland sollte jetzt den strategischen Dialog mit Peking suchen, statt sich in symbolischen Absagen zu verlieren", sagte der Grünen-Politiker "web.de".

Wadephul hatte seine eigentlich für diese Woche geplante China-Reise kurzfristig verschoben, weil Peking nach Angaben des Auswärtigen Amtes außer einem Treffen mit seinem Amtskollegen Wang Yi keine hinreichenden weiteren Termine bestätigt hatte. Aus Peking hieß es dazu, Deutschland und China sollten gegenseitigen Respekt und Gleichberechtigung wahren und die beiderseitigen Beziehungen auf dem "richtigen Weg vorantreiben".

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Linken-Parteichef Jan van Aken kritisierte Wadephuls Vorgehen. "Nur weil er nicht alle Termine bekommt, die er haben will, gefährdet er die Beziehung mit China. Es ist wichtig, dass die deutsche Regierung mit der chinesischen Regierung redet", sagte van Aken "web.de"./gut/DP/zb