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Machtkampf beim Medizintechniker Pulsion

02.11.09 15:30 Uhr

Die Kontrahenten sind Großaktionär Burkhard Wittek und Ex-Aufssichtsrat Michael Bourjau. Wer gewinnt, ist offen.

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von Jens Castner, €uro am Sonntag

Pulsion polarisiert: Innerhalb eines Monats sollen zwei Hauptversammlungen mit fast identischer Tagesordnung stattfinden, weil sich zwei Manager ohne Posten einen Schlagabtausch liefern. Die Kontrahenten sind Großaktionär und Exvorstandschef Burkhard Wittek, der nach eigener Aussage am 14. Mai dieses Jahres „ohne Angabe von Gründen“ entlassen wurde. Und Michael Bourjau, bis vor Kurzem Aufsichtsratschef des Medizintechnikunternehmens, der auf Betreiben Witteks am 5. Oktober per Beschluss des Amtsgerichts München abberufen wurde. Dagegen wie auch gegen den in der deutschen Börsengeschichte wohl einmaligen Fall von zwei Hauptversammlungen in Folge hat Pulsion Beschwerde eingelegt.

Doch die Zeit ist knapp. Schon am 16. November soll das erste, von Wittek mit Zustimmung des Amtsgerichts angesetzte Aktionärstreffen stattfinden. Die Gesellschaft selbst hat die Aktionäre für den 15. Dezember einbestellt. Bis dahin aber will Wittek den amtierenden Aufsichtsrat und zumindest einen der drei Vorstände vor die Tür gesetzt haben.

Den früheren Termin hat Wittek unter anderem durchgesetzt, weil er befürchtet, dass man ihn auf der späteren Versammlung nicht mit abstimmen lässt. Auch deshalb habe das Gericht nicht wie üblich den Aufsichtratschef, sondern einen neutra­len Notar zum Leiter der ersten Versammlung bestellt, sagt er. Doch worum geht es überhaupt? Noch im Oktober 2008 waren sich Wittek und Bourjau einig: Bradley Gould, seinerzeit Vorstandschef, musste nach Vorlage verheerender Zahlen seinen Hut nehmen.

Übergangsweise übernahm der damalige Aufsichtsratschef Wittek den Posten, an seiner Stelle wurde Bourjau Vorsitzender des Aufsichtsrats. Doch Harmonie kehrte nicht ein. Der Streit entzündete sich an einem Pflicht­angebot, das Wittek und einige Mitstreiter am 16. Februar 2009 abgegeben hatten. Witteks Beteiligungsgesellschaft Forum European Smallcaps hatte sich peu à peu 30,42 Prozent der Stimmrechte gesichert. Laut Gesetz musste den freien Aktionären daher ein Abfindungsangebot unterbreitet werden. Da der Kurs im Keller war, belief es sich aber nur auf 1,57 Euro je Aktie. Nach Bourjaus Darstellung „ist hierbei beim Aufsichtsrat der Eindruck eines doch bereits seit Längerem vorbereiteten Übernahmeangebots entstanden“. Zuvor habe Wittek erhebliche Abschreibungen vorgenommen, die laut Bourjau „nach Aussagen der Wirtschaftsprüfer eher am oberen Ende des Möglichen lagen“.

Das legt den Verdacht nahe, Wittek habe mit übertrieben schwachen Zahlen für fallende Kurse gesorgt, um sich die Firma für einen Spottpreis unter den Nagel reißen zu können. Der dementiert das heftig. Er habe nie die Mehrheit angestrebt, so Wittek, vielmehr habe es sich um ein reines Pflichtangebot gehandelt, auf dessen Ablehnung er selbst gehofft habe. „Hätten wir Pulsion übernehmen wollen, hätten wir ein Angebot oberhalb des damaligen Aktienkurses gemacht.“

Das hatte wohl auch der Aufsichtsrat erwartet und befand die Offerte für „unfair“. Daraufhin soll Wittek so erzürnt gewesen sein, dass er auf der Hauptversammlung am 18. Mai die Abwahl Bourjaus und eines weiteren Aufsichtsratsmitglieds durchdrücken wollte. Nach Witteks Willen hätten seine Ehefrau Gabriele und ein Freund der Familie nachrücken sollen. Vier Tage vorher enthob ihn der Aufsichtsrat seines Amts, die Versammlung wurde verschoben und bislang nicht nachgeholt.

Sollte die erste der beiden jetzt anstehenden Hauptversammlungen nicht noch per Gerichtsbeschluss gekippt werden, will Wittek zunächst den Aufsichtsrat neu besetzen. Er selbst beansprucht als größter Einzelaktionär den Vorsitz. Ob er sich durchsetzen kann, hängt vor allem an der Beteiligungsgesellschaft Shareholder Value, die fünf Prozent an Pulsion hält. Deren Investmentmanager Frank Fischer will Wittek die Zustimmung zu seinen Plänen mit einem Sitz im Aufsichtrat ver­süßen. Da auf früheren Hauptversammlungen nur zwei Drittel der Aktionäre anwesend waren, könnten die 37,4 Prozent reichen.

Im Vorfeld wird mit harten Bandagen um Stimmen gekämpft. Witteks Hartnäckigkeit wird von Bourjau mit einer „emotional schwierigen Situation“ begründet. Wittek wiederum führt die Verbissenheit seiner Widersacher auf deren gut dotierte Posten zurück. Die Vergütung des Aufsichtsrats will er deshalb gleich zurechtstutzen, falls er wieder ans Ruder kommt.

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Das Unternehmen: Auf die Katheter kommt’s an

Pulsion produziert und vertreibt vor allem Systeme zur Patientenüberwachung. Die wichtigste Produktlinie ist das Monitorsystem Picco, das insbesondere auf Intensivstationen zum Einsatz kommt. Der Reiz des Geschäfts­modells besteht aber weniger im Absatz der Hardware als vielmehr in wiederkehrenden Umsätzen aus dem Folgeverkauf von Verbrauchsmaterialien wie Kathetern. Deshalb ist eine gut ausgebildete Vertriebsmannschaft, die Ärzten auf Augenhöhe begegnen kann, das A und O. Immerhin: Hier sind sich die Konfliktparteien einig.

Die Aktie: Wieder auf Kurs

Operativ ist Pulsion wieder in der Spur, die Zahlen fürs dritte Quartal sahen (zumindest im Vergleich zu den Vorjahreswerten) gut aus. Allerdings belasten die Querelen den Kurs. Nach der Hauptversammlung (welcher auch immer) kann es also eigentlich nur besser werden.

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