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Recherche von Finanztip und CORRECTIV: Hunderte vermeintlich grüne
Fonds müssen sich umbenennen
Berlin (ots) - Fondsanbieter mussten bei Hunderten vermeintlich "grünen" Fonds
und ETFs Begriffe wie "Klima" oder "nachhaltig" aus dem Namen streichen - weil
die Inhalte oft nicht hielten, was die Titel versprachen. In den betroffenen
Fonds stecken mindestens 150 Milliarden Euro Anlegergeld. Das zeigt eine
gemeinsame Recherche von CORRECTIV und Finanztip.
Das Beben bei der grünen Geldanlage ist groß: Viele aktive und passive Fonds
versprechen Anlegenden nachhaltiges Investieren und tragen entsprechende
Begriffe wie Transformation, Umwelt oder Nachhaltigkeit in ihren Namen. Aufgrund
einer neuen EU-Verordnung müssen sie ab dem 21. Mai 2025 bestimmte Kriterien in
ihrer Anlagestrategie erfüllen, wenn sie die gewünschten Nachhaltigkeitsbegriffe
weiter im Namen nutzen wollen. Mindestens 220 ETFs und 60 aktive Fonds passten
bereits ihre Bezeichnung an und strichen die Nachhaltigkeitsbegriffe entweder
komplett aus ihren Fondsnamen oder ersetzten sie durch weniger strenge Begriffe.
Nachhaltige Fonds nicht wirklich grün?
Die Verordnung soll eine Lücke schließen: Bisher fehlten verbindliche Standards,
die genau festlegen, welche Anforderungen eine Geldanlage erfüllen muss, um als
nachhaltig zu gelten. "Viele klimabewusste Anlegerinnen und Anleger wollen ihr
Geld renditestark anlegen und dabei ein Zeichen gegen Umweltskandale,
Kinderarbeit oder Dumpinglöhne setzen. Investieren sie deshalb in einen
nachhaltigen Fonds, sollte dieser auch dem Anspruch gerecht werden. Wenn ein
Fonds zum Beispiel 'grün' im Namen trägt, aber trotzdem in Unternehmen
investiert, die Kohle oder Erdöl fördern, werden Anlegerinnen und Anleger
ziemlich getäuscht", sagt Timo Halbe, Experte für Geldanlage bei Finanztip.
Hinzu komme, dass jeder etwas anderes unter Nachhaltigkeit versteht.
"Fondsanbieter haben das ausgenutzt und sind sehr großzügig mit
Nachhaltigkeitsbegriffen in den Namen ihrer Anlageprodukte umgegangen", so
Halbe. "Das zeigt die hohe Anzahl an Fonds, die jetzt umbenannt werden musste."
Bei den ETFs fielen 712 von über 2.300 Titeln, die auf Xetra handelbar sind, zum
Stichtag Ende November unter die Leitlinien zu Fondsnamen der Europäischen
Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA). Bei fast jedem dritten davon steht
nun keiner der in den Leitlinien genannten Begriffe mehr im Namen. Gemessen am
investierten Geld sind besonders ETFs von den Anbietern iShares (Fondsvolumen
der umbenannten ETFs: 33 Milliarden Euro), J.P. Morgan (22,2 Milliarden Euro)
und Amundi (12,3 Milliarden Euro) betroffen. Andere Anbieter wie Vanguard oder
Deka haben hingegen bislang keine Umbenennungen an ihren nachhaltigen ETFs
vorgenommen - allerdings bieten sie auch nur wenige an. Ähnlich ist es bei den
aktiven Fonds: Von den zehn befragten Fondsanbietern wurden bislang 60 aktive
Fonds, die bisher Nachhaltigkeitsbegriffe im Namen hatten, umbenannt.
Zur Untersuchung von nachhaltigen Fonds
Grundlage der Auswertung sind Abfragen zur Umsetzung der neuen ESMA-Leitlinien
bei zehn der größten Fondsgesellschaften in Deutschland, die das meiste Geld für
private Anleger verwalten, und eine Auswertung von Börsendaten zu ETFs, die am
30. November 2024 an der Börse Xetra handelbar waren und
Nachhaltigkeitsbegriffe, wie sie die ESMA-Verordnung beschreiben, im Namen
trugen. Geprüft wurde, welche dieser ETFs zum Stichtag 7. Mai 2025 umbenannt
wurden. Die Berechnung der Fondsvolumen basiert bei den aktiven Fonds auf Daten
von Urgewald und Facing Finance (Stand: August 2024) sowie bei den ETFs auf
Daten von Xetra (Stand: März 2025).
Die ganze Recherche von CORRECTIV und Finanztip finden Sie hier:
https://ots.de/LKKbBB
Pressekontakt:
Gesa Steeger
mailto:gesa.steeger@correctiv.org
0151 58363304
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/155532/6034224
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