Italien: Kommt jetzt Berlusconi?

Italien ist kein Land, das leicht zu regieren ist. Das musste auch Matteo Renzi erfahren, der seinen Posten als Ministerpräsident mehr oder weniger freiwillig abgegeben hat. Nun geht sie wieder los, die Suche nach einem neuen Regierungschef. Und ein alter Bekannter wirft seinen Hut in den Ring.
Das Votum der Italiener war eindeutig: Knapp 60 Prozent der Einwohner lehnen die von Matteo Renzi initiierten Pläne zu einer Verfassungsänderung ab. Renzi, der sein politisches Schicksal an das Ergebnis des Referendums geknüpft hatte, wird damit vom italienischen Volk abgestraft und zieht mit seinem Rücktritt die Konsequenzen. Der Posten an der Spitze des Landes ist nun frei - und heiß begehrt. Auch ein alter Bekannter könnte aus der Opposition heraus in Italien wieder eine wichtige politische Rolle einnehmen.
Regierungsbildung wird zum Problem
Den undankbaren Auftrag, inmitten der aufgeheizten Stimmung im Land einen neuen Regierungschef zu suchen, hat Staatspräsident Sergio Mattarella. Er muss einen Kandidaten finden, der die unversöhnlichen Lager im Land führen kann - zumindest bis zu den Neuwahlen, die 2017 kommen können. Idealerweise bis zu den regulären Wahlen ein Jahr später. Der (Übergangs-)Lenker muss zeitgleich aber auch das Wohlwollen der Märkte finden, die sich in Sorge um die Zukunft des Landes und der gesamten Eurozone sehen.Suche nach einem gemeinsamen Nenner
Möglicherweise passen könnten die Anforderungen auf Pier Carlo Padoan. Er ist derzeit Finanzminister und gilt als besonnen, aber reformorientiert. Auch Senatspräsident Pietro Grasso steht offenbar zur Disposition - der Jurist ist als Übergangskandidat ebenfalls im Gespräch.Wie groß sind Berlusconis Chancen?
Wenn Staatspräsident Mattarella keinen Übergangskandidaten findet, gibt es noch andere Optionen. Darunter auch: Das "alte" Mitte-Rechts-Bündnis von Silvio Berlusconi zur Zusammenarbeit zu drängen. Berlusconi könnte dabei mit seiner Partei Forza Italia zu einer technokratischen Regierung beitragen. Diese Regierungskonstellation würde bis zu den regulären Wahlen im Mai 2018 weiter regieren. Silvio Berlusconi könnte in diesem Zeitraum ein erneutes Comeback als Ministerpräsident feiern. Die Chancen auf dieses Szenario sind nicht groß, aber sie sind vorhanden. Der "Cavaliere" selbst sieht sich als einzig mögliche Option, um erfolgreiche Verhandlungen mit der demokratischen Regierungspartei führen zu können.Vielleicht kann Berlusconi also tatsächlich noch einmal Regierungsluft schnuppern. Zumindest bis zu möglichen Neuwahlen. Die Opposition setzt darauf, denn dann könnten die Machtverhältnisse ganz anders aussehen, als noch zum aktuellen Zeitpunkt.
Redaktion finanzen.net
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