ROUNDUP: Erleichterung nach Haftentlassung von zwei Franzosen im Iran
PARIS/TEHERAN (dpa-AFX) - Riesige Erleichterung in Frankreich: Nach mehr als drei Jahren Haft im Iran sind zwei Franzosen aus einem Gefängnis entlassen worden. Statt in der Heimat sind sie aber vorerst in der französischen Botschaft in der iranischen Hauptstadt Teheran. An einer Rückkehr müsse noch gearbeitet werden, hieß es aus Paris. Der Fall von Cécile Kohler und Jacques Paris hatte die französisch-iranischen Beziehungen belastet. Ihre Haftentlassung könnte Teil eines Gefangenenaustausches sein. Zentrale Fragen im Überblick:
Was wissen wir über die beiden Franzosen?
Den beiden geht es nach Angaben von Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot gut. Sie schienen bei guter Gesundheit zu sein und seien nun unter dem Schutz Frankreichs, sagte er im Sender France 2. Barrot habe auch mit ihren Familien gesprochen: "Viel Ergriffenheit, viel Erleichterung, auch viel Freude", fasste er deren Reaktionen zusammen.
Der Fall des Lehrerpärchens hatte Frankreich seit Jahren bewegt. Im Mai 2022 waren der Rentner und seine jüngere Partnerin während einer Reise im Iran festgenommen worden. Immer wieder hatte Frankreich ihre Haftbedingungen heftig kritisiert und Teheran vorgeworfen, sie als "Staatsgeiseln" zu halten. Irans Justiz verurteilte sie Mitte Oktober wegen Spionage für Israels Geheimdienst sowie Kontakt zu iranischen Gewerkschaftsaktivisten zu 17 und 20 Jahren Haft.
Was hat es mit Spekulationen über einen Gefangenaustausch auf sich?
Die Haftentlassung könnte Beobachtern zufolge zustande gekommen sein, weil auch Frankreich eine iranische Gefangene frei lassen könnte. Erst vor zwei Wochen war die iranische Staatsbürgerin Mahdieh Esfandiari, der Terrorverherrlichung vorgeworfen wurde, laut Teheran in Frankreich aus der Untersuchungshaft entlassen und unter Hausarrest gestellt worden.
Auf die Frage, ob es sich nun um einen Gefangenenaustausch handle, sagte Barrot lediglich, die Haftentlassung von Kohler und Paris sei die Frucht langer Arbeit der französischen Diplomatie.
Fest steht, dass Kohler und Paris wohl noch nicht nach Frankreich zurück können. Man arbeite an ihrer "endgültigen Freilassung" und ihrer Rückkehr nach Frankreich, sagte Barrot. Wann genau es so weit sein könnte, ließ er offen. Denkbar ist, dass dies dann im Tausch für Esfandiari geschieht.
Menschenrechtler und Aktivisten werfen der iranischen Führung seit Jahren eine sogenannte "Geiseldiplomatie" vor - die Festnahme westlicher Staatsbürger, um etwa iranische Funktionäre im Ausland freizupressen. Die Regierung in Teheran weist die Vorwürfe entschieden zurück.
Ist die Haftentlassung ein Zeichen der Entspannung?
So weit wollte Frankreichs Außenminister am Abend nicht gehen. Er sagte auf eine entsprechende Frage lediglich, dass er seinen iranischen Kollegen angerufen habe, um die Entlassung zu würdigen - und um die sofortige und bedingungslose Freilassung zu fordern.
Die Haft von Kohler und Paris hatte die Beziehung der beiden Länder belastet. Frankreich hatte den Ton gegenüber Teheran verschärft, um wegen mehrerer festgehaltenen Franzosen Druck zu machen. Auch vor dem Hintergrund des Atomstreits mit dem Westen sind die Beziehungen europäischer Länder mit Irans Regierung auf ein neues Tief gesunken.
Erst im Oktober war ein im Juni im Iran festgenommener 19-jähriger Deutsch-Franzose freigelassen worden. Die iranischen Behörden beschuldigten den Radtouristen - kurz nach den israelischen Angriffen auf den Iran - für den israelischen Geheimdienst spioniert zu haben. Später sprach ein Gericht ihn des Vorwurfs frei./rbo/DP/zb