Sachsen-Anhalts Autozulieferer nehmen andere Branchen in den Blick
HALBERSTADT (dpa-AFX) - Die Zulieferbetriebe der Automobilbranche in Sachsen-Anhalt suchen vermehrt nach Möglichkeiten, für andere Bereiche zu produzieren. Die Automobilbranche sei im Wandel, sagte Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) nach einem Treffen mit Vertretern von Unternehmen und Verbänden in Halberstadt. In Sachsen-Anhalt gebe es 25.500 Arbeitsplätze in der Autozulieferindustrie. "Diese Zahl wird sich in den nächsten Jahren verringern." Die Automobilbranche rechne für die kommenden Jahre mit sinkenden Verkäufen, sei aber nicht in Krisenstimmung.
Zunehmend blicken die Unternehmen daher auch in Richtung anderer Branchen, etwa auch der Rüstungsindustrie. "Wir sehen da eine Chance", sagte der operative Geschäftsführer von Schunk Carbon Technology, Ulrich von Hülsen. Das Unternehmen beschäftigt am Standort Thale rund 500 Mitarbeiter. "Es wird eine Transformation geben, es gibt Geschäftsbereiche, die man irgendwann einstellen wird." In den kommenden fünf Jahren werde sich die Zahl der verkauften Autos mit Verbrennungsmotor vermutlich halbieren. Wenn Unternehmen nur darauf setzen würden, hätten sie ein Problem.
Unternehmen hoffen auf neue Absatzmärkte
"Es hat immer mit Diversifizierung zu tun", sagte Oliver Köhn, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen und Anlagenbau Ost (VDMA). Die Politik müsse dabei helfen, neue Absatzmärkte zu erschließen. "Ich glaube, da liegt noch einiges Potenzial."
Die Automobilzulieferer in Sachsen-Anhalt kämpfen nach eigenen Angaben vor allem mit hohen Energiekosten, hoher Bürokratie und höheren Lohnkosten im Vergleich zu anderen Wettbewerbern. Zuletzt hatte die Insolvenz des Autozulieferers Bohai Trimet in Harzgerode für Schlagzeilen gesorgt.
Es gehe dabei nicht nur um ein einzelnes Unternehmen, betonte Wirtschaftsminister Schulze. Man müsse aufpassen, dass nicht ein ganzes Ökosystem ins Wanken gerate. Nach Harzgerode pendelten mehr Menschen ein als aus, es gebe weitere Betriebe, die mit dem Unternehmen verbunden sind. Dennoch zeigte Schulze sich optimistisch, dass es nicht zu einem massiven Unternehmenssterben kommen werde wie nach der Wende. "Sowas wird hier nicht wieder passieren. Die Unternehmen sind stabil."/sus/DP/men