Impreglon: Taktieren und profitieren
Beim Beschichter Impreglon boomt das Geschäft. Der Kurs der Aktie konnte davon noch nicht profitieren. So können Anleger schrittweise Positionen aufbauen.
von Lars Winter, €uro am Sonntag
Wenn es in der Industrie brummt, laufen auch die Geschäfte bei den Dienstleistern rund. Ein Paradebeispiel ist Impreglon: Der Beschichtungsspezialist aus Lüneburg profitiert momentan stark vom Aufschwung im Maschinenbau und vom Boom in der Automobilbranche. Für beide Bereiche entwickeln die Niedersachsen Oberflächenbeschichtungen, mit denen Kunden zum Beispiel ihre Produkte vor Korrosion schützen oder den Verschleiß ihrer Maschinen verringern können.
Die Geschäfte laufen auf Hochtouren. Im ersten Quartal 2011 legte der Umsatz um gut die Hälfte zu, der Gewinn je Aktie wurde auf 19 Cent sogar fast verdoppelt. In der Folgeperiode (Halbjahreszahlen kommen Anfang August) dürfte sich der Aufwärtstrend beschleunigt fortgesetzt haben. „Das zweite Quartal verlief noch stärker als der Jahresauftakt“, sagt Firmenchef Henning Claassen im Gespräch mit €uro am Sonntag. Und der Aufschwung ist nachhaltig. „Eine Abschwächung unserer Wachstumsdynamik ist derzeit nicht erkennbar“, sagt Claassen, der glaubt, auch im kommenden Jahr noch voll vom Boom in der Industrie profitieren zu können. Optimistisch stimmt den Manager der Blick in die Orderbücher. Die Auftragseingänge übertrumpfen das Vorjahresniveau aktuell um mehr als ein Viertel. „Rein organisch“, betont Claassen. Zusätzlichen Schwung dürften schon absehbar neue Zukäufe bringen. Mit zwei Übernahmekandidaten aus dem europäischen Ausland und einer Firma aus den USA verhandelt Claassen bereits sehr intensiv. Zumindest einen Abschluss hält er zeitnah für „sehr wahrscheinlich“.
Geld für Transaktionen ist nach zwei erfolgreich platzierten Kapitalerhöhungen ausreichend vorhanden. Einen Teil des frischen Kapitals investierte Claassen vor Kurzem schon in den Kauf der US-Firma Applied Coating Systems. Über die Amerikaner, die 60 Prozent ihrer Umsätze im Verteidigungssektor erzielen, erhält Impreglon nun Zugriff auf ein lukratives Geschäft, in dem Claassen in Zukunft zahlreiche Folgeaufträge an Land ziehen will.
Die Übernahme hat auch Malte Schaumann überzeugt. Der Analyst von Warburg Research hält den Zukauf für strategisch sinnvoll und passte deshalb seine Umsatz- und Gewinnschätzungen sowie das Kursziel auf 14 Euro nach oben an. 2012 erwartet der Experte nun Erlöse von 86 Millionen Euro und einen Gewinn je Aktie von 93 Cent.
Auf Basis dieser Schätzung wäre der Entry-Standard-Titel unterhalb des Jahresumsatzes bewertet und mit einem einstelligen KGV fundamental attraktiv gepreist. Ein Manko ist das eingetrübte Chartbild. Der Abwärtstrend ist noch intakt, unterhalb der Unterstützung bei 8,80 Euro droht womöglich neues Ungemach. Spekulative Anleger agieren daher mit einer Splittingtaktik, ordern eine erste Tranche auf aktuellem Niveau und legen an schwachen Tagen per Abstauberlimit in der Region um acht Euro gegebenenfalls nach.
Technisch noch angeschlagen
Charttechnisch steht der Titel noch auf der Kippe. Anleger ordern die günstige Aktie daher am besten in mehreren Tranchen.
Kurs aktuell: 9,04 Euro
Kursziel: 12,50 Euro
Stopp-Loss: 6,70 Euro
