Tipp24: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück

Ein Phantom-Jackpot bringt den Lottoanbieter Tipp24 in Erklärungsnot. Warum die Aktie des SDAX-Werts trotzdem ein spannendes Investment ist.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Eigentlich ganz einfach: Wer alle Zahlen richtig tippt, gewinnt den Jackpot. Der Lotterieanbieter Tipp24 hat trotzdem Probleme bei der zügigen Auswertung der Daten. Das Londoner Unternehmen mit Hamburger Wurzeln veröffentlichte eine Gewinnwarnung, weil ein Kunde den Jackpot von 44 Millionen Euro geknackt habe. Kurz darauf kam das Dementi: kein Jackpot, keine Gewinnwarnung.
Tipp24-Chef Hans Cornehl kündigt im Gespräch mit €uro am Sonntag Konsequenzen aus der kuriosen Jackpot-Panne an: "Unser Kontrollsystem ist funktionsfähig und sicher. Wir prüfen aber, ob wir die Zeitabläufe verbessern können."
Das grundsätzliche Problem sieht Cornehl in den Vorschriften des Wertpapiergesetzes: "Wie alle Unternehmen sind wir verpflichtet, für den Kapitalmarkt relevante Informationen so schnell wie möglich zu veröffentlichen. Es wird ausdrücklich gesagt, dass man nicht warten darf, bis eine 100-prozentige Gewissheit besteht. Dadurch kann es in seltenen Fällen sein, dass eine Meldung zurückgenommen wird. Das kann bei jedem Unternehmen passieren."
Die Panne trifft Tipp24 in einer schwierigen Phase. Das Geschäft entwickelt sich nicht wie erhofft. Der Umsatz schrumpfte im ersten Halbjahr um elf Prozent auf 68 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sogar um 72 Prozent auf sechs Millionen. Das Unternehmen verweist auf höhere Personal- und Betriebskosten sowie hohe Ausschüttungen. Die Fußballweltmeisterschaft, das gute Wetter und unspektakuläre Jackpots hätten sich im zweiten Quartal negativ auf das Geschäft ausgewirkt.
Das Geschäftsmodell von Tipp24 ist eigentlich attraktiv: Die Kosten sind niedrig, die Profitabilität steigt mit jedem neuen Kunden. Im Kerngeschäft spiegelt das Unternehmen über eine Tochtergesellschaft europäische Lotterien, unter anderem das deutsche Lotto. Kunden wetten, welche Zahlen gezogen werden. Die Gewinnquoten sind identisch mit denen der offiziellen Lotterien.
Allerdings gibt es Fallstricke: Wenn die Kunden zu viel Glück haben, muss Tipp24 mehr Geld ausschütten, als eingenommen wurde. Um das Risiko einzugrenzen, sichert sich das Unternehmen durch einen "Katastrophenbond" ab. Der deckt "Schäden", sprich Gewinnausschüttungen, bis zu einem Volumen von 108 Millionen Euro. Bis 36 Millionen muss Tipp24 aber aus eigener Tasche zahlen.
Als neues Geschäftsfeld baut Tipp24 eine eigene Lotterie auf: Geolotto. Dabei setzen die Kunden nicht auf Zahlen, sondern auf Flecken auf der Landkarte Großbritanniens. "Wir haben uns zunächst drauf konzentriert, das Produkt auf den englischen Markt zu optimieren. Diese Phase ist abgeschlossen. Der Start ist für den Herbst geplant. Typischerweise braucht man für so ein Projekt zwei bis drei Jahre, um profitabel zu sein", erwartet Cornehl.
Am schwersten zu kalkulieren sind regulatorische Risiken. Für den deutschen Staat ist Lotto eine wichtige Einnahmequelle. Konkurrenz wird nicht gern gesehen. Das ist auch der Grund, warum Tipp24 nach London ausgewandert ist. Zuletzt wurden Spekulationen laut, dass die Bundesländer den Zahlungsverkehr deutscher Glücksspieler an ausländische Anbieter abschneiden.
"Auf politischer Ebene gibt es in vielen Punkten Klärungsbedarf. Wir setzen uns dafür ein, dass ein vernünftiger Rahmen geschaffen wird, der alle Interessen berücksichtigt. Eine Zahlungsverkehrsperre sehen wir derzeit nicht auf uns zukommen. Da haben sich die Risiken aus unserer Sicht nicht geändert", erklärt Cornehl.
Die rechtlichen Risiken sind der größte Belastungsfaktor für die Aktie. Nach dem deutlichen Kursrutsch ist sie inzwischen niedrig bewertet. Die Cashreserven des Unternehmens lagen zur Jahresmitte bei 102 Millionen Euro - das entspricht mehr als einem Drittel des aktuellen Börsenwerts. Zudem stellt Tipp24 den Aktionären ab dem kommenden Jahr eine Dividende von mindestens 1,50 Euro je Aktie in Aussicht. Dieses Mindestniveau würde beim aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von mehr als viereinhalb Prozent entsprechen. Das macht die Aktie rein rechnerisch zu einem attraktiven Investment. Aber nur für Anleger, die die großen Risiken durch die unsicheren regulatorischen Rahmenbedingungen in Kauf nehmen.
Denn sollte der Staat den Druck auf Tipp24 erhöhen, würden auch die Aktionäre leiden.
Fazit: Flaue Umsätze und Angst vor dem deutschen Staat haben den Kurs der Lottoaktie gedrückt. Zudem belastete der Kursabschlag nach hoher Sonderdividende. Trotz großer Risiken sind die Chancen auf aktuellem Kursniveau verlockend. Für Mutige.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: iStock, Tipp24 SE
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22.03.2024 | ZEAL Network SE Buy | Warburg Research | |
20.03.2024 | ZEAL Network SE Buy | Jefferies & Company Inc. | |
13.11.2023 | ZEAL Network SE Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
09.11.2023 | ZEAL Network SE Buy | Jefferies & Company Inc. | |
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Datum | Rating | Analyst | |
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22.03.2024 | ZEAL Network SE Buy | Warburg Research | |
20.03.2024 | ZEAL Network SE Buy | Jefferies & Company Inc. | |
13.11.2023 | ZEAL Network SE Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
09.11.2023 | ZEAL Network SE Buy | Jefferies & Company Inc. | |
16.08.2023 | ZEAL Network SE Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Datum | Rating | Analyst | |
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12.05.2017 | ZEAL Network SE Hold | Warburg Research | |
02.05.2017 | ZEAL Network SE Hold | Warburg Research | |
27.04.2017 | ZEAL Network SE Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
13.03.2017 | ZEAL Network SE Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
02.02.2017 | ZEAL Network SE Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Datum | Rating | Analyst | |
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10.03.2017 | ZEAL Network SE Reduce | Kepler Cheuvreux | |
01.02.2017 | ZEAL Network SE Reduce | Kepler Cheuvreux | |
03.08.2006 | Tipp24 ausgestoppt | Der Aktionär | |
23.06.2006 | Tipp24 underweight | Morgan Stanley | |
31.03.2006 | Tipp24 underweight | Morgan Stanley |
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