Schokoladenmarkt: Welche Schoko-Aktien eine Versuchung sind
Festtage wie Ostern lassen die Kassen von Schokofirmen klingeln. Auch an der Börse ist die Branche gefragt. Auf welche Aktien Anleger setzen können.
von Christian Ingerl, Euro am Sonntag
Der legendäre Sketch „Nikolausi Osterhasi“ des bayerischen Kabarettisten Gerhard Polt wird alle Jahre mit Begeisterung an Ostern gespielt. Dass die Parodie von 1977, in der ein Junge einen Nikolaus nicht von einem Osterhasen unterscheiden kann, selbst nach Jahrzehnten mehr Gültigkeit besitzt denn je, zeigt ein Blick in die Supermärkte. Noch ehe der letzte Weihnachtsmann die Kasse passiert hat, besetzt oftmals ein Schokohase seinen Platz im Regal. Die süßen Osterhasis sind Monate vor dem eigentlichen Festtermin omnipräsent.
Deutsche Naschkatzen
In welchem Gewand sich der Schokoladenguss auch immer präsentiert, die Festtage sind wahre Jubeltage für die Süßwarenindustrie. Allein zu Ostern werden jährlich rund 35.000 Tonnen Schokolade in Hasen- und Eierform gegossen. Im laufenden Jahr könnte die Nachfrage nach den verzuckerten Gaben besonders hoch sein, denn Minustemperaturen und Schnee im Frühling dürften den Heißhunger auf Schokolade noch verstärken.
„Je ungemütlicher es draußen ist, desto mehr Süßigkeiten landen im Einkaufswagen“, sagt Hans Strohmaier, Vorstandsvorsitzender des Handelsverbands Sweets Global Network in München. Nicht nur das Wetter begünstigt den Verzehr, wirtschaftlich unsichere Zeiten kommen der Branche ebenfalls entgegen, denn Schokolade zählt als „Frustfutter“ zu den Krisengewinnern.
Im vergangenen Jahr genoss laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) jeder Deutsche im Schnitt 9,55 Kilo Schokolade und gab dafür 46,22 Euro aus. Zusammen mit der Schweiz und Großbritannien liegt Deutschland gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch im weltweiten Ranking damit weit vorn.
„Was den Schokoladenkonsum betrifft, sind die Deutschen wahre Naschkatzen“, weiß Stefan Bauer, Leiter der Markt- und Mediastudie Target Group Index (TGI) Europa in Deutschland, und fügt hinzu: „Fast jeder Bundesbürger isst mindestens einmal jährlich Schokolade, 73 Prozent sogar mindestens einmal wöchentlich. Und immerhin 34 Prozent sind ‚Heavy User‘ und genießen mindestens drei- bis sechsmal pro Woche Schokolade.“
Allerdings scheint der Markt für kakaohaltige Produkte hierzulande allmählich gesättigt. Der Verbrauch war 2012 sogar leicht rückläufig. Auf Produktionsebene zeigt sich dagegen weiterhin ein Aufwärtstrend. Seit dem Jahrtausendwechsel nahm die Herstellung von Schokowaren von 720.000 auf mehr als eine Million Tonnen zu. Vor allem im Ausland ist Süßes made in Germany gefragt: Von Januar bis November 2012 wurden 645.000 Tonnen deutsche Schokolade und andere kakaohaltige Lebensmittel im Wert von 2,7 Milliarden Euro exportiert. Eine Steigerung um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Auch Schokohasen sind ein Exportschlager. Bis zum Osterfest werden nach BDSI-Schätzungen 190 Millionen produziert — ein Anstieg um rund drei Millionen Stück. Rund 44 Prozent davon gehen ins europäische Ausland, nach Amerika und Australien. „Der klassische Hase aus Vollmilchschokolade in sitzender oder stehender Variante ist nach wie vor sehr beliebt“, sagt Torben Erbrath vom BDSI. Der Osterhase hängt sogar den Nikolaus ab, von dem im vergangenen Jahr „nur“ 140 Millionen Stück vom Band liefen.
Comeback des Kakaopreises
Hinter den süßen Überraschungen steckt eine kleine, violette und furchtbar bittere Frucht, die Kakaobohne. Nach einer kurzen Behandlung, im Fachjargon Fermentation genannt, entfaltet die Bohne jene Aromastoffe, welche die Herzen höherschlagen lassen. Dass Kakao auf der Beliebtheitsskala weit oben rangiert, zeigen eindrucksvoll die Produktionszahlen. Weltweit werden im Jahr mehr als vier Millionen Tonnen geerntet. Die Hauptanbauregionen sind Ghana und die Elfenbeinküste. Da das Angebot aus Westafrika zuletzt knapper war als erwartet, stiegen die Kakaopreise zwar kurzfristig wieder kräftig an, allerdings war der Rohstoff zuvor auch so billig gewesen wie lange nicht. Eine Tonne Kakao kostet derzeit in New York 2.159 Dollar, Anfang 2012 wurden noch über 3.800 Dollar bezahlt.
Das „Schoggi“-Mekka
Auch wenn die Frucht meist aus exotischen Ländern kommt, als wahre Meister der Kakaoveredelung gelten die Schweizer. Frühzeitig haben die Eidgenossen den wahren Wert der braunen Delikatesse erkannt. So reichen die Wurzeln von Lindt & Sprüngli bis ins Jahr 1845 zurück. Das goldene Exemplar des Osterhasen mit seiner unverwechselbaren roten Schleife, das übrigens in Deutschland produziert wird, ist nur ein Aushängeschild der Schweizer. Mit feinsten Pralinés, Lindor- und Excellence-Produkten ist Lindt & Sprüngli weltweit führend bei Premiumschokolade und in mehr als 100 Ländern präsent.
Die eidgenössische Barry Callebaut ist in Sachen „Schoggi“ ebenfalls eine Klasse für sich. Hinter dem wohlklingenden Namen steckt der weltweit führende Hersteller von Kakao- und Schokoladenprodukten im industriellen Bereich. Der Konzern verfügt über rund 1.700 Schokoladenrezepte und wickelt von der Beschaffung der Bohnen bis zum fertigen Produkt sämtliche Prozesse selbst ab.
Hierzulande sind börsennotierte Firmen aus der Schokowelt dagegen rar. Mit der Halloren Schokoladenfabrik ist jedoch Deutschlands ältester Branchenvertreter auf dem Kurszettel zu finden. Wichtigstes Produkt der in Halle ansässigen Firma ist die Halloren Kugel, ein „Kultprodukt“ der DDR, das aufgrund großer Knappheit sehr begehrt war.
Das einzigartige Geschmackserlebnis sowie die Tatsache, dass Schokolade auf geheimnisvolle Art glücklich macht, zieht Menschen rund um den Globus in ihren Bann. Und aufstrebende Nationen wie China oder Indien haben gerade erst angefangen, die Lust am Süßen zu entdecken. Schokolade dürfte also in Zukunft nichts an Popularität einbüßen. Bei der richtigen Wahl des Investments dürfte die süße Kalorienbombe auch Anlegern schmecken — und das nicht nur an Weihnachten oder Ostern.
Investor-Info
Barry Callebaut
Branchenprimus im Übergang
Der weltgrößte Schokoladenhersteller, Barry Callebaut, verfehlte im ersten Quartal 2012/13 die Markterwartungen knapp. Der Konzern plagt sich mit einigen Baustellen wie der Übernahme des asiatischen Schokoladenzutaten-Herstellers Petra sowie einem Verkauf in Frankreich. Positiv: Die Erlöse in den Emerging Markets stiegen dank China und Indien stark. Neue Kursimpulse könnten am 8. April bei Vorlage der Halbjahreszahlen anstehen. Abwarten.
Lindt & Sprüngli
Teurer Eidgenosse
Um 20 Prozent ist die Aktie seit Jahresbeginn gestiegen. Die Entwicklung ist nicht unbegründet: 2012 zog das Betriebsergebnis um 10,3 Prozent an. Und bis 2016 rechnen Analysten im Schnitt mit einem Gewinnplus von gut zehn Prozent pro Jahr. Gemessen daran ist das KGV sehr hoch. Trotz des soeben verlorenen „Goldhasen“-Patentstreits gegen die deutsche Confiserie Riegelein ist Lindt ein zuverlässiger Gewinnbringer. Gut zur Depotbeimischung.
Halloren Schokoladenfabrik
Wachstum par excellence
Der deutsche Traditionskonzern verspricht sich in Zukunft besonders viel vom Bereich Confiserie. Bei hochwertigen Schokoprodukten sieht Halloren die Chance zu einem großen Wachstums- und Ertragssprung. Dabei ist die Firma bereits auf der Erfolgsspur: Seit 2006 haben sich Umsatz und Gewinn mehr als verdoppelt. Wir erwarten auch in Zukunft eine gute Entwicklung. Kurse um acht Euro stellen eine gute Einstiegsmöglichkeit dar. Unser Top-Tipp!
Hershey
Zweigeteiltes Bild
Auf Wachstumskurs befindet sich auch der größte Schokoladenhersteller der USA. Hershey steigerte die Erlöse im vergangenen Jahr um knapp ein Zehntel, ähnliche Wachstumsraten werden für die kommenden Jahre erwartet. Aus Bewertungssicht ist der US-Titel ähnlich wie Lindt & Sprüngli alles andere als günstig. Andererseits überzeugt das langfristige Gewinnwachstum. Zur Beimischung.
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Nachrichten zu Lindt AG (N) (Lindt & Sprüngli)
Analysen zu Lindt AG (N) (Lindt & Sprüngli)
Datum | Rating | Analyst | |
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22.08.2012 | Lindt neutral | UBS AG | |
22.08.2012 | Lindt hold | Vontobel Research | |
21.08.2012 | Lindt neutral | Sarasin Research | |
21.08.2012 | Lindt hold | Vontobel Research | |
25.04.2012 | Lindt underperform | Cheuvreux SA |
Datum | Rating | Analyst | |
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11.10.2011 | Chocoladefabriken LindtSprüngli buy | Citigroup Corp. | |
29.08.2011 | Chocoladefabriken LindtSprüngli kaufen | Euro am Sonntag | |
25.08.2010 | Chocoladefabriken LindtSprüngli buy | Vontobel Research | |
24.08.2010 | Chocoladefabriken LindtSprüngli buy | Vontobel Research | |
31.05.2010 | Lindt & Sprüngli "buy" | Vontobel Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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22.08.2012 | Lindt neutral | UBS AG | |
22.08.2012 | Lindt hold | Vontobel Research | |
21.08.2012 | Lindt neutral | Sarasin Research | |
21.08.2012 | Lindt hold | Vontobel Research | |
16.01.2012 | Lindt hold | Vontobel Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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25.04.2012 | Lindt underperform | Cheuvreux SA | |
24.10.2011 | Chocoladefabriken LindtSprüngli sell | UniCredit Research | |
01.09.2010 | Chocoladefabriken LindtSprüngli sell | UniCredit Research | |
20.08.2010 | Chocoladefabriken LindtSprüngli sell | UniCredit Research | |
19.03.2009 | Lindt & Sprüngli sell | Société Générale Group S.A. (SG) |
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