Unheimliche Renditebooster
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Ulrich Kirstein mit der Presseschau
Kanzlerbesuch in den USA, Zwist zwischen Trump und Musk, Zinssenkung durch die EZB und Ankündigung von Steuersenkungen seitens der Regierung, das waren wohl die zentralen Themen der Woche. Und ja, ein neuer Höhenflug im Dax, zumindest zeitweise. Wenn wir einmal das 1:2 gegen Portugal beiseitelassen wollen.
Scheidungskrieg
Auch diese Woche richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf die USA: Der Bundeskanzler reist zum US-Präsidenten und es fühlt sich im Vorfeld so an, als ob ein Schüler zum Direktor muss, aber nicht genau weiß, was ihn erwartet. Insofern ätzt The Pioneer folgerichtig: "Merz war der Schulbub, der dem Lehrer gefallen wollte". Aber: "Merz legt gelungenes Debüt im Weißen Haus hin", attestiert die Börsen-Zeitung dem Kanzler. Wahrscheinlich reicht Donald Trump ein Streit, und den ficht er aktuell mit Elon Musk aus. "Gefährlicher Scheidungskrieg", tituliert die Börsen-Zeitung die Fehde zwischen Milliardär und Präsident. Bleibt da überhaupt Zeit für neue Zölle? Die Süddeutsche Zeitung rechnet nach: "Chaos in Prozenten - Alle vier bis 48 Stunden verhängt Trump neue Zölle, droht damit oder verkündet Deals". Fokussiert auf die Börse meldet sich die Europäische Zentralbank: "EZB senkt Zinsen abermals", stellt die Frankfurter Allgemeine Zeitung fest, aber, so kann es nicht weitergehen: "Lagarde signalisiert Zinspause", titelt die Börsen-Zeitung. Ebenfalls nicht ganz unwichtig: "Kabinett billigt milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen - das sind die Pläne", erläutert Die Welt. Und weiter geht's mit Erfreulichem: Die Inflation im Euro-Raum fällt erneut: "Teuerung in Euro-Zone fällt unter EZB-Ziel", stellt das Handelsblatt fest.
50 oder 5
Börse Online macht mit "5 Sterne Gewinner" in Goldschrift auf. Diese 5-Sterne-Bewertung bezieht sich nicht auf Lokale, sondern hält eine "50-Prozent-Chance mit diesen Aktien aus Deutschland" bereit. Wir nehmen an, dass es um 50 Prozent Gewinnaussichten pro Aktie geht und nicht etwa, dass nur 50 Prozent zu den Gewinnern zählen. Auf dem Titel von Der Aktionär reckt eine geballte Faust Euroscheine in die Höhe: "Gewinne mitnehmen!", empfiehlt das Blatt und unkt: "Unheimliche Dax-Rally! Platzt bald der Kessel?" Das wollen wir nicht hoffen, wissen es aber nicht. Einmal mehr rast eine Stampede von Bullen auf uns zu, so bei Focus Money: "5 ETF Depots für jeden Anleger". Rasch zählen wir nach - es sind tatsächlich nur fünf Bullen, die auf uns zu galoppieren. "Der Baukasten für ihren persönlichen Renditebooster", heißt es weiter. Na hoffentlich werfen den die Bullen nicht um. Auf eine einfache Formel bringt Euro am Sonntag das Thema Geldanlage: "Wachstum + Sicherheit = Top-Chance".
Namen sind Schall und Rauch
Mit der Zeit zu gehen und sich einen dem Zeitgeist entsprechenden Firmennamen zuzulegen, ist nicht ganz einfach. Mitarbeiter und Kunden müssen sich daran gewöhnen, aber wir hängen am Althergebrachten, Traditionsreichen. Trotzdem: Aus Raider wird Twix, aus Twitter x - was sich sogar reimt. Wer in eine noch ältere Kiste greifen möchte, der sei an Horch erinnert, das von Audi abgelöst wurde, oder, deutlich jünger, aus Viag Intercom wird o2. Manches ist denn doch eine Vereinfachung. Jetzt hat sich, wie wir einer dpa-Meldung entnehmen, der Augsburger Großmotorenhersteller MAN Energy Solutions umbenannt in Everllence. Das soll zum Ausdruck bringen, dass neben Motoren inzwischen auch klimafreundliche Technik wie Großwärmepumpen produziert würden. Für die es aber keine adäquate Abkürzung gab. Everllence sei aus "ever" und "excellence" zusammengesetzt, hört sich aber ein wenig nach einem Versprecher an. MAN für Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg ging aus der 1898 fusionierten C. Reichenbasch’schen Maschinenfabrik (Augsburg) mit der Maschinenbau-Actiengesellschaft Nürnberg hervor. Das Kürzel MAN gibt es seit 1908. Immerhin, der weder in Augsburg noch in Nürnberg, sondern in München angesiedelte Lkw-Hersteller behält seinen Namen MAN Truck & Bus, obwohl er längst eine Tochter der Traton SE ist. Zu VW gehört sowohl Everrlence als auch Traton. Einen weiteren Trost hält die Augsburger Allgemeine bereit: Die Haltestelle vor dem MAN-Everllence-Hochhaus wird weiterhin MAN lauten.
Pfingstwunder
Dass wir in einem säkularen Land leben, verdeutlicht Focus online einmal mehr. Das Magazin ging der Frage nach, was Pfingsten überhaupt bedeutet, denn das scheint nicht mehr automatisch bekannt zu sein. Es handelt sich immerhin wie Ostern um ein Fest mit zwei Feiertagen, von denen zumindest einer deutlich in der Kritik ist, nämlich der freie Montag. Pfingsten wird immer 50 Tage nach Ostern gefeiert, erfahren wir - sofern wir das nicht bereits wussten -, denn das Wort Pfingsten resultiert aus "Pentekoste hemera", was nichts anderes als "fünfzigster Tag" bedeutet. Gefeiert wird die Herabkunft des Heiligen Geistes, symbolisiert durch eine Taube. Damals konnten die Jünger Christi plötzlich in allen Sprachen der Welt missionieren und erhalten bildlich dargestellt kleine Flämmchen der Erleuchtung über ihren Häuptern. Das alles passierte vor etwa 2000 Jahren ohne Einsatz von KI, eher von GI, von göttlicher Intelligenz. Ein wirklicher Brauch rund um Pfingsten hat sich aber nicht durchgesetzt, es gibt weder Flämmchen noch Täubchen aus Schokolade für die Kinder, noch wird ein Pfingstochse gegrillt - insofern muss jeder selbst für seine Form der Erleuchtung sorgen. Wer sich solchermaßen fühlt, darf gerne an der Börse handeln, denn die Börse arbeitet am Montag, als sei der Feiertag bereits gestrichen.
Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.