S&P entzieht USA die Bestnote - Weitere Abwertung angedroht

Kalte Dusche für US-Präsident Barack Obama und die US-Wirtschaft. Drei Tage nach der Einigung im Schuldenstreit hat die Ratingagentur Standard & Poor's die US-Bonität von der Bestnote "AAA" auf "AA+" herabgestuft.
Zugleich warnte die Agentur, der langfristige Ausblick sei negativ. Falls die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen sollten, "könnten wir das langfristige Rating innerhalb der nächsten zwei Jahre auf "AA" herabstufen", teilte S&P am späten Freitagabend in New York mit. Die Versuche von Regierung und Kongress, die Schulden in den in Griff zu bekommen, seien nicht überzeugend.
Als Konsequenz schließen Experten weitere Turbulenzen auf den Finanzmärkten nicht aus. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in den USA sowie in Europa erhebliche Kursverluste gegeben. Möglich seien auch Zinserhöhungen als Folge der Herabstufung. Als wahrscheinlich gilt zudem, dass die USA für Staatsanleihen bald mehr Zinsen bezahlen müssen und damit die Finanzierung ihres riesigen Schuldenbergs teurer wird.
SPARMASSNAHMEN REICHEN NICHT AUS - POLITIKPROZESS NICHT BERECHENBAR
Nach der Abstufung der USA gibt es nur noch 18 Staaten, die von S&P die Bestnote "AAA" erhalten, dazu zählen allerdings auch einige Steueroasen und Zwergenstaaten. Von den führenden Industrienationen (G7) werden jetzt nur noch Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Kanada von S&P mit der höchste Bewertung eingestuft.
Die Agentur begründete ihren Schritt so: Die nach wochenlangem Ringen vom Kongress am Dienstag beschlossenen Einsparungen reichten zur Finanzkonsolidierung nicht aus. Auch die "Berechenbarkeit der amerikanischen Politikprozesses" (policymaking) müsse in Frage gestellt werden, heißt mit Blick auf das langwierige Gezerre zwischen Regierungslager und Opposition.
AUCH MOODY'S IST SKEPTISCH
Der nach wochenlangem Tauziehen zwischen Demokraten und Republikanern erreichte Schuldendeal sieht eine Erhöhung des Schuldenlimits von derzeit 14,3 Billionen Dollar (rund 10 Billionen Euro) vor. Dies solle mit Sparmaßnahmen in Höhe von 2,5 Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro) einhergeht. S&P hatte aber bereits zuvor gewarnt, es seien Einsparungen in Höhe von vier Billionen notwendig.
Bereits unmittelbar nach der Einigung am Dienstag hatte sich bereits die Ratingagentur Moody's skeptisch über die langfristigen Aussichten geäußert. Zwar gab sie der US-Kreditwürdigkeit weiter die Bestnote "AAA" - wertete den weiteren Ausblick aber als negativ. Moody's warnte, es bestehe das Risiko einer Herabstufung, falls die Haushaltsdisziplin in den USA im nächsten Jahr nachlassen sollte oder falls 2013 keine weiteren Konsolidierungsmaßnahmen beschlossen würden.
AUCH AUS CHINA KOMMT KRITIK
Auch die US-Kreditratingagentur Fitch hielt zunächst an der Topbonität "AAA" fest, machte aber ebenfalls klar, dass sie die Schuldenentwicklung in den USA weiter scharf im Auge behalten werde. Offene Kritik kam bereits Stunden nach der Schuldeneinigung aus China, dem größten Gläubigerland der USA: Die Ratingagentur Dagong stufte die US-Bonität von "A+" auf "A" zurück. Den weiteren Ausblick bewertete sie als negativ. Zur Begründung hieß, das Schuldenproblem sei langfristig nicht gelöst. Der politische Schuldenstreit in Washington habe gezeigt, "dass die US-Regierung Schwierigkeiten hat, die Schuldenkreise letztlich zu lösen"./pm/DP/zb
(dpa-AFX)Weitere News
Bildquellen: Michela Lietti