Zollpolitik & Co. im Fokus

Erhebliche Risiken: JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnt vor Stagflation

02.06.25 20:39 Uhr

Geopolitik, Inflation & Co. im Fokus: JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnt vor dem Schreckgespenst Stagflation | finanzen.net

Trotz eines zuletzt überraschend robusten Arbeitsmarkts schrumpft die US-Wirtschaft - und die Sorgen nehmen zu. JPMorgan-Chef Jamie Dimon und Fed-Chef Powell warnt vor steigenden Risiken.

• JPMorgan-CEO Dimon warnt vor einer möglichen Stagflation
• Trump-Zollpolitik sorgt für Unsicherheit
• US-Notenbank hält sich mit Zinssenkungen zurück

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Während die US-Wirtschaft im ersten Quartal überraschend geschrumpft ist - das BIP sank gegenüber dem Vorquartal und auf das Jahr hochgerechnet um 0,2 Prozent - erwies sich der US-Arbeitsmarkt zuletzt als einigermaßen robust. Derweil hat US-Präsident Donald Trump mit seinen Zöllen für Wirbel gesorgt. Sein Versprechen: Sie sollen Amerika langfristig reicher machen und Arbeitsplätze zurückbringen. Doch Unternehmen, Experten und Anleger zeigen sich aufgrund der Unsicherheit bezüglich der Zölle und möglicherweise steigenden Preisen teils besorgt um die Wirtschaft.

Dimon warnt vor Stagflation

JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnte in einem Interview mit Bloomberg Television während des Global China Summit in Shanghai angesichts erheblicher Risiken durch Geopolitik, Defizite und Preisdruck vor einer möglicherweise bevorstehenden Stagflation - also einer Phase mit schwachem Wirtschaftswachstum und hoher Inflation. Dimon habe der Auffassung widersprochen, dass sich die US-Wirtschaft derzeit in einem "Sweet Spot" befinde. Dabei handelt es sich um eine Art optimalen Punkt oder Bereich zum Beispiel in Bezug auf Zinssätze oder Beschäftigungszahlen, die für ein besonders günstiges gesamtwirtschaftliches Umfeld sorgen.

Daneben äußerte sich der JPMorgan-Chef zur innenpolitischen Lage in den USA. Seiner Meinung nach müsse die Debatte um ein umfangreiches Steuer- und Ausgabenpaket im Kongress möglichst bald abgeschlossen werden und das anhaltende Defizitproblem dürfe nicht ignoriert werden, berichtet Investing.com.

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Fed-Chef sieht zunehmende Risiken

Auch die US-Notenbank sieht Belastungen für die Wirtschaft. Mitte Mai warnte Jerome Powell in Washington: "Wir könnten in eine Phase häufiger und womöglich längerer Versorgungsengpässe eintreten", zitiert dpa den Fed-Chef, der diese als schwierige Herausforderung für die Wirtschaft als auch für Zentralbanken betrachtet.

Im Rahmen ihrer letzten Zinssitzung - der ersten seit US-Präsident Donald Trump seine Zollerhöhungen verkündet hat - warnten die US-Währungshüter vor den wachsenden Risiken einer steigenden Inflation und einer höheren Arbeitslosigkeit. "Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten hat weiter zugenommen", hieß es laut dpa im Statement der Währungshüter. Die Fed deutete daher an, dass sie es nicht eilig habe, die Zinsen zu senken. Die Währungshüter wollen zunächst abwarten, wie sich Trumps Zollpolitik auf die Inflation in den USA auswirkt. "Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt", so Fed-Chef Powell laut dpa auf die Frage eines Reporters, nach einer Zinssenkung in diesem Jahr.

Geldpolitik der US-Notenbank im Fokus

JPMorgan-Chef Jamie Dimon äußerte sich auch zur Geldpolitik der US-Notenbank. Seiner Meinung nach, ist die Entscheidung der Währungshüter richtig, zu beobachten und zu bewerten, bevor sie Maßnahmen ergreifen. Die Fed hatte im Rahmen ihrer jüngsten Zinsentscheidung einmal mehr keine Anpassungen vorgenommen und den Leitzins unangetastet gelassen. Damit verbleibt er in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent.

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US-Präsident Donald Trump spricht sich dagegen schon immer für niedrige Zinsen aus und hat die Fed und ihren Chef Jerome Powell bereits mehrfach für ihre Geldpolitik attackiert. Nach der Entscheidung der US-Notenbank, den Leitzins zunächst unverändert zu belassen, hat Trump Powell als Dummkopf beschimpft. "Jerome Powell ist ein Dummkopf, der keine Ahnung hat", so Trump auf seiner Plattform Truth Social. Bereits in der Vergangenheit hatte Trump Powell mehrfach attackiert und als "Loser" oder "Mr. Zu Spät" bezeichnet und jüngst erklärte er: "Ich glaube, ich verstehe viel mehr von Zinsen als er".

Bleibt zunächst abzuwarten, wie sich die wirtschaftliche Lage in den USA weiterentwickelt und ob die befürchtete Stagflation tatsächlich eintrifft. Viel dürfte davon abhängen, wie sich die Zollpolitik und die Inflation weiterentwickelt und wie die Reaktion der US-Notenbank darauf ausfällt.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Anja Niedringhaus/AP, Jemal Countess/Getty Images for Time