Anleihe auf Schlote Holding GmbH: Hoffen auf die Erntephase

Regelmäßig untersucht die Redaktion von €uro am Sonntag in Kooperation mit URA Research Mittelstands-Anleihen. Diesmal gilt der Anleihe von Schlote Holding unsere Aufmerksamkeit.
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von Redaktion Euro am Sonntag
Geschäft: Die Schlote Holding ist ein familiengeführter Zulieferer der Autoindustrie. Hauptkunde ist der VW-Konzern. Bei 40 Prozent der Aufträge ist das Unternehmen alleiniger Lieferant. Die Töchter der Holding bearbeiten und vertreiben Schmiede- und Gussteile aus metallischen Werkstoffen vor allem für Getriebe und Motoren. Das Know-how zur Komponentenfertigung soll ohne größere Probleme auf reine Elektroautos übertragbar sein, für Hybridfahrzeuge gab es bereits Aufträge.
Schlote ist eine reine Holding, für den Schuldendienst abhängig von Erträgen und Ausschüttungen der Töchter. Die Bondgläubiger sind daher gegenüber den Gläubigern der Tochterfirmen strukturell nachrangig, zumal der Großteil des Vermögens für Bankkredite verpfändet ist. Der Jahresüberschuss war durch Anlaufkosten in neuen Werken und Einmalkosten belastet: 2016 und 2017 gab es Verluste, 2018 nur 1,5 Millionen Gewinn bei 254 Millionen Umsatz. Für 2019 werden eine moderate Umsatz- und eine deutliche Ergebnissteigerung prognostiziert.
Zinszahlung: Die Zinsdeckung gemessen am operativen Gewinn (Ebit) ist nur ausreichend. Durch Ablösung von 12,5 Millionen Euro Nachrangdarlehen eines Minderheitsgesellschafters (Zins: 14 bis 18 Prozent) aus der Bondemission (Zins: 6,75 Prozent) sollte sich dies verbessern. Der Cashflow vor Ertragsteuern und Zinsen lag im Schnitt der vergangenen fünf Geschäftsjahre beim Dreifachen der Zinszahlungen. Damit sollten die halbjährlichen Zinszahlungen für die Anleihe problemlos aus dem Cashflow möglich sein.
Tilgung: Zum Investorenvertrauen: Die Anleihe wurde mit Überzeichnung vorzeitig platziert, beim aktuellen Kurs ist die Rendite verglichen mit anderen Mittelstandsanleihen aber noch relativ hoch - auch für einen Erstemittenten. Die Kennzahl "Nettofinanzschulden zu Ebitda" ist nur ausreichend. Der Free Cashflow war in den vergangenen fünf Jahren wegen der hohen Zinsen und Investitionen negativ. Die Refinanzierung wäre 2024 nur ohne neuen Bond möglich, wenn der Free Cashflow künftig deutlich positiv wäre. 2019 soll die Hauptinvestitionsphase abgeschlossen sein, die Gewinnmarge steigen. Schlote hat mit seinen Produkten allerdings nur geringe Preismacht.
Fazit: Ob 2020 die von Schlote angedeutete Erntephase der Erweiterungsinvestitionen beginnt, sich Kennzahlen und Free Cashflow deutlich verbessern, bleibt zu beobachten. Die Zahlung der Zinsen sollte problemlos möglich sein. Für die Refinanzierung 2024 und einen wohl neuen Bond muss Schlote noch Vertrauen aufbauen.
URA Research verwendet bei der Anleiheanalyse eine standardisierte Methode, die sich ausschließlich an den Interessen der Investoren orientiert. Zu den Kunden zählen Vermögensverwalter und Family Offices.
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