EZB: Ratingagenturen berücksichtigen Klimarisiken von Staatsanleihen

30.07.25 08:00 Uhr

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Die vier größten Ratingagenturen der Welt berücksichtigen bei der Prüfung der Ausfallwahrscheinlichkeit von Staatsanleihen nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) Klimarisiken. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Ratingagenturen seit dem Pariser Abkommen Ländern mit einer höheren Exponierung gegenüber physischen (Klima-)Risiken im Vergleich zur Kontrollgruppe niedrigere Ratings zugewiesen haben", heißt es in einem von drei hochrangigen EZB-Mitarbeitern verfassten Bericht.

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Dies deute darauf hin, dass Ratingagenturen anerkennen, dass immer häufigere Naturkatastrophen erhebliche Auswirkungen auf die Bilanzen von Staaten haben könnten, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen, und dass diese Risiken in den Kreditrisikomodellen angemessen berücksichtigt werden sollten.

Die Autoren haben darüber hinaus eine Veränderung in der Bewertung von so genannten Übergangsrisiken durch die Ratingagenturen beobachtet. Dabei handelt es sich um Risiken, die sich aus dem Bemühen zum Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft ergeben. "So werden Ländern höhere Ratings zuerkannt, die sich zu ehrgeizigeren Zielen zur Reduzierung der CO2-Emissionen verpflichten und nach dem Pariser Abkommen eine geringere CO2-Emissionsintensität erreichen", heißt es weiter. Dies zeige, dass Ratingagenturen begonnen hätten, Länder, auch kleinere, zu "belohnen", die sich von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen diversifizieren und sauberere Energiequellen nutzen.

Die EZB hat in diesem Zusammenhang drei Faktoren identifiziert, denen die Ratingagenturen Beachtung schenken: Abhängigkeit von Einnahmen aus fossilen Brennstoffen, hohe Staatsverschuldung und Reserven an Rohstoffen, die für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft entscheidend sind.

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Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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July 30, 2025 02:00 ET (06:00 GMT)