Börse Frankfurt-News: Kauflaune ist zurück (ETFs)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. September 2013. Mögliche Entspannung in Syrien lockt Käufer an. Vor allem Aktien aus Industrieländern sind beliebt, aber auch Schwellenländer-ETFs finden wieder Zulauf. Übrigens: Wenn Sie als Privatanleger für Ihr Kind in ETFs investieren wollen, dann sollten Sie sich einmal OSKAR ansehen, die unkomplizierte Geldanlage für Kinder.
Das Abwarten ist beendet. Nachdem der schwelende Syrien-Konflikt in den vergangenen Handelstagen noch für Zurückhaltung der Investoren gesorgt hatte, werden die jüngsten Meldungen zu einem möglichen Abrücken der USA von einem Militärschlag am Markt offenbar als Kaufsignal gesehen. "Zuletzt waren vor allem die als sicherer Hafen geltenden deutschen Staatsanleihen bei Anlegern beliebt, seit gestern hat sich das Bild aber komplett gedreht: Aktien-ETFs werden durch die Bank nur gekauft, während Renten wieder unter die Räder kommen", meldet Jörg Sengfelder von Flow Traders in Amsterdam.
Ähnliches berichtet auch Gregor Hamme aus dem Londoner Handelssaal der Unicredit. "Vergangene Woche war wegen Syrien eine sehr hohe Nervosität im Markt zu spüren, heute sehen wir allerdings einen deutlichen Kaufüberhang. Zurückgegeben werden lediglich Short-Produkte, wie etwa der zweifach negativ gehebelte ShortDAX x2 Daily UCITS ETF von db-xtrackers (WKN DBX0BY)", weiß der Market Maker.
Nachdem sich Syrien bereit erklärt hat, seine Chemiewaffen unter internationale Kontrolle zu stellen, erwägt US-Präsident Obama offenbar auf die von ihm angedrohten Militärschläge zu verzichten. Zumindest machte Obama am Montagabend in verschiedenen Fernsehinterviews Hoffnung auf eine diplomatische Lösung des Konflikts.
Nur Käufe
Einen deutlichen Kaufüberhang beobachten die Händler aktuell vor allem in Trackern europäischer Bluechips, wie dem Dax (WKNs 593393, DBX1DA, ETFL01) und dem Euro Stoxx 50 (WKNs 593395). Aber auch in US-Indizes (WKNs 264388, 794358), die in der vergangenen Woche noch aus den Depots geflogen seien, werde wieder investiert, beobachtet Sengfelder.
"Auf der Gewinnerseite stehen derzeit aber auch ganz klar wieder japanische Aktien, nachdem sich der Leitindex Nikkei 225 zuletzt ja wieder ordentlich erholt hat. Dazu kommt ein gewisser Olympia-Aufschlag", erklärt der Market Maker von Flow Traders und spricht von ausgelassener Börsenstimmung in Tokio, nachdem die japanische Metropole den Zuschlag zur Ausrichtung der Olympischen Spiele 2020 erhalten habe.
Unternehmen aus Schwellenländern wieder auf den Einkaufslisten
Das langsam wieder aufkeimende Interesse an Schwellenländer-Aktien, das in der Vorwoche auch schon Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank beobachtet hat, setzt sich laut Flow Traders fort. So verzeichnet Sengfelder unter anderem Zuflüsse in Trackern des breiten MSCI Emerging Markets (WKNs DBX1EM, A1JM6G).
Während die Aktienmärkte der Industriestaaten seit Anfang des Jahres im Schnitt um rund 10 Prozent gestiegen sind, haben die Börsen in Schwellenländern fast in ähnlichem Maße verloren. Hauptgrund ist der anstehende Ausstieg aus der ultralockeren US-Geldpolitik, denn wenn die Kapitalverzinsung in den Industriestaaten steigt, sinkt der Anreiz in risikoreicheren Schwellenländern auf Renditejagd zu gehen. Allein die Erwartung steigender US-Zinsen hat dafür gesorgt, dass Investoren ihr Geld aus Schwellenländern massiv abgezogen haben.
Wieder mehr Umsatz in Bond-ETFs
Im Vergleich zu den umsatzseitig äußerst mauen Vormonaten ist die Aktivität in Renten-ETFs laut Sengfelder zuletzt wieder etwas gestiegen. "Vor allem der sichere Bundeshafen war vergangene Woche wegen der Sorgen über ein mögliches Eingreifen der USA in Syrien stark gesucht", meldet der Händler und verzeichnet unter anderem im db x-trackers II iBoxx Germany 1-3 UCITS ETF (WKN DBX0C9) und im Deka Deutsche Börse EUROGOV® Germany UCITS ETF (WKN ETFL17) reges Kaufinteresse. Allerdings habe sich der Trend mit der jüngsten Entspannung in Syrien und den damit einhergehenden Gewinnen am Aktienmarkt wieder ins Gegenteil verkehrt. Auf der Verkaufsseite führt Sengfelder unter anderem Unternehmensanleihen (WKN 251124) und Tracker von Schwellenländeranleihen (WKN DBX0AV).
Ciriaco Carrozino von der Unicredit beobachtet zudem Abgaben von Anteilen an Indexfonds, die die Entwicklung italienischer Staatsanleihen abbilden und führt dies auf die politischen Unsicherheiten in Italien zurück. "Anleger sorgen sich, dass die italienische Koalitionsregierung am ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zerbricht. Das hat unter anderem dazu geführt, dass sich der Renditeabstand zu spanischen Staatsanleihen zuletzt deutlich verringert hat", berichtet der Händler. Ein italienischer Senatsausschuss hat am gestrigen Montag Gespräche über einen möglichen Ausschluss Silvio Berlusconis begonnen, nachdem dieser wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde. Ende August hatte der ehemalige Premier gedroht, die Unterstützung seiner Partei für die Koalitionsregierung zurückzuziehen, sollten die Senatoren für seinen Ausschluss aus dem Parlament stimmen. Keine einheitliche Richtung für Branchen
Im Handel mit Sektor-ETFs zeigt sich ein uneinheitliches Bild, sowohl defensive als auch konjunktursensible Branchen werden ge- und verkauft. Sengfelder führt auf der Kaufseite derzeit den Rohstoff- (WKN 0AF5UK) sowie den Gesundheitssektor (WKN A0Q4R3). Abgegeben würden hingegen die Branchen Telekommunikation (WKN A0H08R) und Automobil.
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von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG © 10. September 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)