Steuerfalle

Eonia-ETFs drohen Verluste

19.10.09 12:36 Uhr

Bei thesaurierenden Fonds wird einmal im Jahr die Abgeltungssteuer fällig. Dies beschert Geldmarkt-ETFs 2009 eine Negativ-Rendite.

Noch zu Jahresbeginn war Liquidität Trumpf. Die Märkte fielen, und Anleger flüchteten in Tagesgeldkonten und Geldmarktfonds. Besonders beliebt waren damals ETFs auf den Eonia – ­einen Zinssatz, zu dem sich Banken von der Europäischen Zentralbank Geld über Nacht leihen können. Das Volumen der vier deutschen ETFs wuchs in dieser Zeit auf über neun Milliarden Euro an. Denn noch im Januar erhielten Anleger 2,25 Prozent Zinsen und konnten risikofrei auf die Wende an den Märkten warten.

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Zehn Monate später sieht die Welt anders aus. Die Börse hat eine Rally hingelegt, und der Eonia ist aufgrund des gesunkenen Leitzinses auf 0,33 Prozent gefallen. Privatanlegern, die jedoch den Börseneinstieg verpassten und ihr Geld bis heute parken, droht nun das böse Erwachen. Aufgrund der besonderen Konstruktion der ETFs übersteigt die Abgeltungsteuer den derzeit geringen Ertrag. Im Ergebnis erhält man so eine Negativrendite.

Möglich wird dies, da der Indexfonds den Eonia nicht direkt, sondern anhand von Swaps nachbildet. Bei einem Swap vereinbart der Emittent des ETF mit einer anderen Bank einen Tauschhandel, der in der Zukunft stattfinden soll (Termingeschäft). Der ETF-Emittent liefert dazu seinem Tauschpartner eine vorher festgelegte Leistung und erhält im Gegenzug die Wertentwicklung des Eonia. Aufgrund ihrer hohen Sicherheit wird zumeist der Zinsertrag von AAA-Staatsanleihen als Tauschobjekt vereinbart. Das Depot des ETF besteht daher überwiegend aus den zum Tausch benötigten Anleihen.

Diese weisen jedoch keinen Kupon von 0,33, sondern von drei oder mehr Prozent auf. Da für die Berechnung der Abgeltungsteuer die Erträge des thesaurierenden ETF maßgeblich sind, müssen Anleger folglich die Zinskupons der Anleihen versteuern. Dass durch den späteren Swap eigentlich ein Verlust erwirtschaftet wird, wirkt sich hingegen nicht aus. Denn Gewinne oder Verluste aus Termingeschäften unterliegen nicht der Abgeltungsteuer.

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Lyxor-Deutschland-Chef Thomas Meyer zu Drewer sieht dennoch keinen Handlungsbedarf. „Eine Umschichtung in niedriger verzinste Bonds ist derzeit kaum möglich und daher nicht geplant.“ Zudem glaubt Meyer zu Drewer, die Steuerproblematik werde nur selten zum Tragen kommen: „Ich schätze, dass über 99 Prozent der Anleger des Euro-Cash-ETF institutionelle Investoren sind. Privatanleger erhalten auf Tagesgeldkonten einfach höhere Zinsen.“

Wer trotzdem zu den ETF-Besitzern gehört, den rettet vielleicht noch das Kaufdatum. Wurde der Fonds 2009 erworben, so kann der Verlust in der Steuererklärung noch mit anderen Zinserträgen verrechnet werden. Stieg man jedoch bereits 2008 ein, sitzt man in der Steuerfalle.

Fazit: Mit einer aktuellen Verzinsung von 0,33 Prozent sind Eonia-ETFs ein Verlustgeschäft für Privatanleger. Wer flüssig bleiben möchte, greift lieber zum Tagesgeld. (mh)

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Anbieter: db x-trackers
Name: EONIA TR Index ETF
ISIN: LU 029 035 849 7

Anbieter: Comstage
Name: Eonia Index TR
ISIN: LU 037 843 768 4

Anbieter: Lyxor
Name: Euro Cash
ISIN: FR 001 051 080 0

Anbieter: EasyETF
Name: EuroMTS Eonia
ISIN: FR 001 061 626 8