Fondsmanager des Jahres: Emerging-Markets-Urgestein Mark Mobius
Mark Mobius hat als einer der Ersten in Schwellenländern angelegt - und wurde so zur Investment-Legende. Wo er heute investiert.
von Lucas Vogel, Euro am Sonntag
Anfang Dezember 2012 in Kairo. Erst vor ein paar Tagen hat sich Ägyptens frisch gewählter Präsident Mohammed Mursi quasi-diktatorische Macht verliehen. Seine Gegner demonstrieren täglich gegen ihn. Da spaziert Mark Mobius locker über den Tahrir-Platz, dem Zentrum der Demonstrationen. Ausnahmsweise trägt er eine dunkle Hose zum schwarzen Poloshirt. Sein bekanntes Outfit mit weißem Anzug und schriller Krawatte wäre dann doch zu auffällig gewesen. Aber es sagt viel über den Investment-Veteranen, dass er auch in heiklen Zeiten vor Ort ist, um sich ein Bild zu machen.
Rund 250 Tage im Jahr bereist Mobius die Schwellenländer dieser Welt — und jene, die es noch werden wollen. Es heißt, er habe 30 Millionen Flugmeilen angesammelt, eine Strecke, die 1.200 Erdumrundungen entspricht. Er besucht Unternehmer, spricht mit Politikern. Der von seinem Arbeitgeber Franklin Templeton zur Verfügung gestellte Privatjet (Gulf Stream) landet nicht nur in Ägypten, sondern auch in Kasachstan, Vietnam, Kolumbien. „Du wirst die nackten Wachstumszahlen eines Landes nie verstehen, wenn du nicht in einem stundenlangen Stau gefangen warst“, erklärt der 76-Jährige.
Bei Franklin Templeton leitet Mobius ein Team von 52 Experten für Schwellenländeraktien. Doch er ist nicht nur verantwortlich für zahlreiche gute Fonds. Vielmehr hat er als einer der Ersten das Anlagesegment Schwellenländeraktien entdeckt. Templeton stattete ihn zum Start 1987 mit 100 Millionen Dollar aus. Heute verwaltet Franklin Templeton rund 50 Milliarden Dollar in diesem Segment. Für die Pionierarbeit und die dauerhaft guten Ergebnisse seiner Fonds verleiht der Finanzen Verlag Mobius in diesem Jahr den Titel „Fondsmanager des Jahres“.
Seit den 60er-Jahren in Asien
Nicht immer ging es für Mobius im Jet von Nobelhotel zu Nobelhotel. Sein Vater, ein Bäcker aus Dresden, der Ende der 20er-Jahre auf der „Bremen“ anheuerte und in New York Mobius’ Mutter, eine gebürtige Puerto Ricanerin, kennenlernte, verstarb früh. Schon in jungen Jahren verdiente sich Mobius Geld als Zeitungsjunge und Kellner. Nach seinem Studium ging er 1964 in den Teil der Welt, der seitdem seine Heimat ist: Asien. Zunächst als Marktforscher in Japan, dann als selbstständiger Berater in Hongkong, bevor ihn Sir John Templeton mit dem Aufbau einer Abteilung für Schwellenländerinvestments betraute.
Kein Wunder, dass die Eckpunkte seiner Anlagestrategie stark nach den Investment-Weisheiten des Gründers der Fondsgesellschaft Templeton klingen. „Um besser als der Markt zu sein, muss man das verkaufen, was andere kaufen, und umgekehrt“, sagt Mobius.
Längst hat er neue spannende Länder für Investments identifiziert — Grenzmärkte wie Kenia, Ghana, Nigeria oder Vietnam. „Aber ihre Entwicklung wird schneller gehen, weil die Welt heute viel offener ist und Informationen viel schneller fließen.“ Wie schnell, will er wie immer mit eigenen Augen sehen.