Gebrauchte Uhren als Investition: Worauf muss geachtet werden?
Der von der Europäischen Zentralbank ausgegebene Leitzins liegt bei null Prozent - sparen lohnt sich also nicht mehr. Dem ein oder anderen mag bereits der Gedanke gekommen sein, das Geld vom Sparbuch in eine (Luxus-)Uhr zu investieren. Ein solcher Schritt sollte gut vorbereitet sein.
In den vergangenen Jahren ist der Handel mit gebrauchten (Luxus-)Uhren immer beliebter geworden: Die einen treibt eine erhoffte Rendite beim Wiederverkauf an, die anderen haben nicht die Möglichkeiten, neue Modelle zu ergattern und kaufen auf dem Zweitmarkt. Philipp Man, CEO und Gründer der Verkaufsplattform Chronext, erklärt gegenüber Capital: "Während sehr gefragte neue Modelle oft nur mit reichlich Geduld und Warteliste erhältlich sind, ist eine Uhr mit Vorbesitzer sofort verfügbar." Alte Uhren von qualitativ hochwertigen Herstellern könne man außerdem auch nach mehreren Jahrzehnten noch leicht in einen neuwertigen Zustand versetzen.
Worauf müssen (frischgebackene) Sammler achten, wenn sie auf dem Gebrauchtmarkt kaufen?
Das Auktionshaus Sotheby’s nennt auf seiner Website ein paar Stichworte, die Sammler im Hinterkopf behalten sollten: Wissen ist Macht, Klassiker sind immer in Mode, das Prüfen des Zustands sei enorm wichtig und die Uhr muss zum Käufer passen - denn: "Kauf, was Du liebst". Außerdem erinnert Sotheby’s daran, die Uhr als Investment zu behandeln.
Alles in allem rät Sotheby's also dazu, sich vor dem Kauf intensiv über den Markt und die Uhr selbst zu informieren, sich im Zweifelsfall auf die bewährten Modelle zu verlassen, dabei aber trotzdem die Qualität und Echtheit zu prüfen oder prüfen zu lassen und in eine Uhr zu investieren, die auch zum Käufer passt, denn - und dies erklären auch von Capital befragte Experten - man solle sich nie auf eine hohe Rendite verlassen. Und wenn die Uhr schon keine erfolgreiche Investition darstellt, gefällt sie dem Käufer wenigstens und kann ihm dennoch Freude bereiten. Deswegen sind Design und Größe des Stücks bei der Investition nicht irrelevant.
Odilo Lamprecht von Bucherer: Keine Erfolgsgarantie bei der Investition in Uhren
Odilo Lamprecht, Head of CPO Europe von Bucherer, erklärt gegenüber Capital, dass es für die Investition in eine Uhr keine Erfolgsgarantie gibt: "Es kommen viele unterschiedliche Faktoren ins Spiel […] was heute gehypt wird, kann morgen schon weniger Wert haben […] und umgekehrt […]." Deswegen, argumentieren die von Capital befragten Experten, geht Freude beim Uhrenkauf vor Profit und es sollten nicht allzu hohe Erwartungen in eine mögliche Rendite gesteckt werden. Dennoch solle man auch nicht zu schnell die Hoffnung verlieren, denn beim Uhrenkauf sei Geduld gefragt. Markterprobte Klassiker - die auch Sotheby’s empfiehlt - seien insbesondere Modelle von Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet.
Tim-Hendrik Meyer, CEO von Watchmaster und einer der befragten Experten, empfiehlt ebenfalls, sich in das Thema (Luxus-)Uhren einzulesen: Auch, um Begeisterung zu gewinnen und die passende Uhr zu finden. Außerdem empfehlen Experten im Netz insbesondere Neulingen auf dem Uhrenmarkt, auf renommierten Portalen oder bei Auktionen zu kaufen - hier gibt es oftmals Echtheitsgarantien und der Käufer muss sich nicht selbst um das Überprüfen der Qualität und die Servicegeschichte kümmern, sondern kann sich darauf konzentrieren, die passende Uhr auszuwählen.
Nachweis: Ist die Uhr echt?
Um die Echtheit einer Uhr zu verifizieren, gibt es vielerlei Möglichkeiten - und doppelt hält wie immer besser. So gibt es Echtheitszertifikate, Archivunterlagen und Bescheinigungen über die Servicegeschichte einer Uhr - aber all diese Dinge können selbstverständlich auch gefälscht werden, ebenso wie Garantiebescheinigungen der Hersteller, Quittungen oder Verpackungen. Liegt eine Verpackung mit Seriennummer vor, sollte diese unbedingt mit der Seriennummer auf dem Gehäuse der Uhr selbst abgeglichen werden.
Was den Capital-Experten zufolge auch Laien schon erkennen können, sind beispielsweise die Verarbeitung einer Uhr, Spuren von Kondensation unter dem Glas, welche auf eine Beschädigung hinweisen, scharfe Kanten oder Hochglanz, was wiederum auf übermäßige Politur hinweist und zu grelle Farben sowie Lücken zwischen Armband und Gehäuse. Auch ein falsches Armband können Laien, die sich ein wenig über das entsprechende Modell informiert haben, erkennen - ebenso wie ungewöhnliche Proportionen. Wichtig sei allerdings, dass einige Fälscher teilweise Originalteile einbauen, um bei der Echtheitsprüfung zu täuschen. Deswegen lohnt es sich insbesondere für Laien, immer einen Experten die Echtheit überprüfen zu lassen.
Den Markt im Blick behalten
Das Uhrenportal Chronautix empfiehlt zudem die Wahl eines Modells, das Chancen auf dem Markt hat. Dabei seien insbesondere die Rabattentwicklungen der Händler im Blick zu behalten: Möglicherweise sinken die Preise für das Modell beim Händler in nächster Zeit und es findet sich kein Käufer für die Investition. Beim Pfandhaus Schumachers wird zudem empfohlen, die Uhr nicht nur behutsam zu behandeln, sondern regelmäßig professionell pflegen und reinigen zu lassen. Schumacher vergleicht Uhren an dieser Stelle mit Autos und erklärt, dass nur so der Wert des Stücks hoch bleiben kann. Außerdem sollten Käufer sich am besten schon vor dem Kauf über mögliche Renditechancen der Investition informieren und davon abhängig kalkulieren, ob sich der entsprechende Kauf tatsächlich lohnt, wie das Portal Watchline erklärt. Bei dieser Kalkulation sollten nicht die Steuern vergessen werden, die auf eine möglicherweise hohe Rendite gezahlt werden müssen.
Zu guter Letzt empfiehlt Chronext, die Uhr versichern zu lassen - insbesondere, wenn es sich um ein Luxusmodell handelt. Für Neulinge auf dem Uhrenmarkt empfiehlt die Verkaufsplattform, klein anzufangen und sich langsam hoch zu arbeiten: So könne zu Beginn der Investorenkarriere eine vergleichsweise niedrigpreisige Nomos oder Junghaus angemessen sein, so Chronext.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Marian Weyo / Shutterstock.com