Datenschutz: Warum Google Third Party Cookies abschafft
Ab 2022 soll es in Googles Web-Browser Chrome keine Third Party Cookies mehr geben, also keine individuelle Datenverfolgung - und schon in diesem Frühjahr werden Tests gemacht. Was motiviert Google, einen Konzern, der den Großteil seiner Einnahmen mit Werbung generiert, zu diesem Schritt?
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Bereits seit Anfang 2020 möchte Google Third Party Cookies abschaffen - der genaue Weg der Umsetzung war bislang jedoch noch nicht bekannt. Anfang März hat das Unternehmen in einem Blogeintrag erneut über das Projekt geschrieben und seine nächsten Schritte erläutert.
Google schafft bis 2022 Third Party Cookies ab
"[Die bisherige Cookie-Nutzung] hat zu einer Erschütterung des Vertrauens geführt: Tatsächlich haben 72 Prozent der Menschen das Gefühl, fast alles, was sie online tun, werde von Werbetreibenden […] verfolgt. 81 Prozent sagen, dass die potenziellen Risiken, denen sie durch die Datensammlung ausgesetzt sind, größer seien als die Vorteile." Diese Daten entnimmt Google eigenen Angaben zufolge einer Studie des Pew Research Centers.
Man könne es Usern nicht abverlangen, den bisher praktizierten Umgang mit ihren persönlichen und individuellen Nutzerdaten auch in der Zukunft hinzunehmen. Deswegen wolle Google mit der Abschaffung von Third Party Cookies, also Drittanbietercookies, für ein sichereres und besseres Internet sorgen.
Third Party Cookies bleiben aus, aber Tracking gibt es weiterhin
Wie der Deutschlandfunk erklärt, bedeutet das Fehlen von Third Party Cookies auch das Ausbleiben personalisierter Werbung. Zunächst war nur bekannt, dass Google das Tracking durch Drittanbieter mit einer speziell angefertigten Software blockieren möchte - nun soll laut dem Blogeintrag die Nachverfolgung gänzlich abgeschafft und auch keine anderen Identifizierungs-Tools in der Datenverfolgung angeboten werden. Es sei sicher, dass andere Anbieter Lösungen wie PII Diagramme erstellen werden, jedoch gehe Google nicht davon aus, dass diese eine echte Zukunft haben.
"Stattdessen werden unsere Web-Produkte von datenschutzfreundlichen APIs angetrieben, die individuelles Tracking verhindern und dennoch Ergebnisse für Werbetreibende und Publisher liefern", heißt es im Blogeintrag.
FLoC: Kundendaten sollen in Kohorten gesammelt werden
Bei der API handle es sich um sogenanntes "Federated Learning of Cohorts" (FLoC), welche bereits in diesem Frühjahr getestet werden sollen. Das bedeutet, dass Google zwar Drittanbieter keine Daten mehr sammeln lässt, dies jedoch selbst weiterhin tun und so ein Monopol aufbauen wird, wie Deutschlandfunk erklärt. Google werde die Daten lokal auf den Computern seiner User sammeln und eigenen Angaben zufolge entpersonalisieren, um die User ihrem Browserverhalten entsprechend in sogenannte Kohorten einzuteilen. Eine Kohorte soll dabei eine Gruppe von wohl ungefähr 5.000 Personen sein, die in dieselbe Gruppe eingeordnet werden können, also alle ein ähnliches Suchverhalten aufzeigen. Es gäbe dann beispielsweise die Kohorten "Kinder", "Reisefans" oder "Alleinerziehende Väter".
Informationen über das Browserverhalten einer Kohorte sollen Drittanbieter Google dann abkaufen und entsprechend ihre Werbung gestalten können. Die auf eine Zielgruppe, aber nicht einen individuellen User zugeschnittene Werbung verteilt Google dann, wie Netzpolitik.org beschreibt, wieder an die Mitglieder einer Kohorte.
Auch Google profitiert von der Neuerung
In seinem Blogeintrag erklärt Google, die Schritte werden für die Datensicherheit seiner User und den Vertrauensaufbau in den Kundenbeziehungen eingeleitet. Kritiker hingegen vermuten andere Hintergründe: Laut Deutschlandfunk bedeutet die Neuerung nämlich, dass kleine Unternehmen schwieriger werben können und Google im Gegenzug deutlich an Macht gewinnt, weil der Tech-Gigant mit FLoC zum "Gate Keeper" für Zielgruppendaten wird. In Medienberichten wird außerdem darauf hingewiesen, dass etwa in Irland bereits bei der Datenschutzbehörde gegen Google Beschwerde eingereicht worden sei, weil die neuen EU-Datenschutzverordnungen in Chrome nicht respektiert würden. Deswegen findet der niederländische Politiker Paul Tang (EU-Parlament) laut Netzpolitik.org, die Neuerung sei willkommen - "Aber wir sollten nicht zu laut applaudieren."
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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